Von wegen Armbad: manch einer steckt auch sein Gesicht zum Abkühlen in das Wasserbecken.
Bild: Alexander Kaya
Von wegen Armbad: manch einer steckt auch sein Gesicht zum Abkühlen in das Wasserbecken.
Bild: Alexander Kaya
Aurelia Nachbaur ist in Bad Wörishofen aufgewachsen. Sie hat als Kind mitbekommen, wie Menschen dorthin zur Kneipp-Kur kamen – und wie gut es ihnen tat. Mit der Lehre des Wasserdoktors Sebastian Kneipp hat sie sich intensiv befasst, hält auch Vorträge über den 1897 in Bad Wörishofen gestorbenen Pfarrer und Naturheilkundler, der auch Kaiserin Sisi behandelt haben soll.
Zum sechsten Mal organisiert sie nun in Oberstdorf die Kneipp-Gesundheitstage. Zum sechsten Mal steht die Lehre von Sebastian Kneipp im Blickpunkt. Aber warum?
„Seine Lehre wird oft nur auf das Wasser reduziert“, sagt die 60-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Dabei biete Kneipp doch so viel mehr. Sie nennt seine „fünf Säulen der Gesundheit“.
Die Abhärtung komme über das Wassertreten. Es gehe aber auch um gesunde Ernährung, um Bewegung, um die Pflanzenheilkunde und um die Ordnungstherapie. (Lesen Sie auch: Gibt es Ärger, wenn ich niesen muss?)
Dabei habe Kneipp nicht das Aufräumen der Wohnung gemeint. Nachbaur zitiert einen Spruch, der Kneipp zugeordnet wird. „Erst als ich Ordnung in die Seele der Menschen gebracht habe, konnte ich sie wirklich heilen.“ Das begeistert Nachbaur: „Er war wohl der Erste in der Region, der gesagt hat, dass ein gesunder Körper und ein gesunder Geist zusammengehören.“
Besonders in der heutigen Zeit hält es die Gründerin von „Aurelia Naturprodukte“ in Weiler Simmerberg für wichtig, positiv zu denken, auch mal zur Ruhe zu kommen. Sie empfiehlt – ganz nach der Lehre Kneipps – auch mal barfuß über die Wiese zu laufen oder sich in den Regen zu stellen, „um sich zu erden“. Sie laufe oft barfuß, dazu halte sie auch ihre Enkel an.
Sie liebten Wassergüsse: „Wenn man Kinder frühzeitig ans kalte Wasser führt, dann haben sie als Erwachsene keine Scheu davor“, sagt Nachbaur. Sie ist sich sicher: „Viele Krankheiten kommen heute, weil wir zu verweichlicht sind, uns zu schnell warm anziehen oder die Heizung andrehen.“ Abhärtung sei wichtig bei der Kneipp-Therapie und auch Bewegung. Der Wasserdoktor habe Adelige früher bei der Therapie zum Arbeiten im Wald oder Unkrautjäten im Garten angehalten.
Wer draußen ein Kneippbecken aufsuche, der sollte sich merken: Wassertreten bringe den Körper zur Ruhe.
Wer munter werden will, der sollte ein Armbad bevorzugen. Sie sagt zum Armbad „Espresso des Kneippianers“. Und wer zu Hause „kneippaktiv“ werden möchte, der sollte Kaltwasseranwendungen am besten mit einer Gießkanne machen oder mit einem Schlauch.
„Das Wasser soll Arm oder Bein ummanteln können“, nennt sie den Grund. Dabei gelte immer diese überlieferte Regel des Wasserdoktors: „Halt’s Maul, sonst ist’s mit der Wirkung faul.“ Damit meinte Kneipp, die Menschen sollten sich bei Anwendungen aufs Wasser konzentrieren und nicht aufs Gespräch mit dem Gegenüber.
Bei den Gesundheitstagen in Oberstdorf:
Und wie man sich selbst Kneippanwendungen gibt, das zeigt Aurelia Nachbaur bei den von ihr organisierten Kneipp-Gesundheitstagen nach einem kleinen Spaziergang. Dieser beginnt am Oberstdorfer Aurelia-Laden am Freitag, 1. September, 12 Uhr, tags darauf um 12.30 Uhr.
Die Kneipp-Gesundheitstage werden am 1. September, 15 Uhr, im Loft Oberstdorf von Aurelia Nachbaur, Julia Krusch und Verena Raps eröffnet, anschließend (17 Uhr) spricht Kräuterexpertin Adelheid Lingg und ab 19 Uhr geben Johanna Paungger und Thomas Poppe unter anderem Einblick ins Tiroler Zahlenrad. Die Vorträge kosten je 10 Euro Eintritt. Der Reinerlös wird dem Kinderhospiz in Bad Grönenbach gespendet. Es gibt weitere Programmpunkte. nachzulesen unter www.oberstdorf.de
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