Mehr als 30 Jahre bewirtschaftete Familie Kleinheinz das Beggasthaus Kranzegg, das heutige Hotel KUKU der Familie Hagenauer. Auf dem Grundstück weiden auch Alpakas.
Bild: Kleinheinz
Mehr als 30 Jahre bewirtschaftete Familie Kleinheinz das Beggasthaus Kranzegg, das heutige Hotel KUKU der Familie Hagenauer. Auf dem Grundstück weiden auch Alpakas.
Bild: Kleinheinz
Wenn Ernst Kleinheinz (70) von seinen Erlebnissen am Grünten erzählt, dann sprudelt es nur so aus ihm heraus. Als er 1974 als Wirt auf der Grüntenhütte anfing, lag „hüfthoch Schnee, der Lift lief schon am 1. November und an Weihnachten war es wieder grün“, erzählt der ehemalige Kranzegger, der heute mit Ehefrau Claudia in Rauhenzell wohnt. Viele Jahre führte das Ehepaar gemeinsam den Berggasthof Kranzegg, das heutige Hotel KUKU der Familie Hagenauer.
Auf die Familie, die große Pläne am Grünten hat, eine Zehner-Gondelbahn, eine Talstation mit Parkhaus und eine große Bergstation mit Aussichtsterrasse bauen will, lässt Kleinheinz nichts kommen. „Die waren immer fair zu mir, haben auch nicht gefeilscht“, als es um den Verkauf des Berggasthofs ging. Hagenauers modernisierten das Gebäude, es zeigt eine ungewöhnliche Fassade mit Riesen-Heinzen – und Lamas weiden vor dem Hotel. Aber zurück zur Grüntenhütte. „Schon damals, in den 70er Jahren, haben die Bauern gesagt, die Hütte sei 200 Jahre alt und müsste mal erneuert werden.“ Bereits 1974 gab es ein Matratzenlager auf der Grüntenhütte. Weil es dort aber nur „so kleine Guckerle“ als Fenster gab, baute Kleinheinz größere ein. Er sagt: „Im Notfall, bei einem Brand, wäre sonst niemand herausgekommen.“ Damals war der Skilift ein Besucher-Magnet. „Wir machten zwei Drittel unseres Umsatzes im Winter.“
Er erinnert sich an ein extremes Unwetter an Pfingsten 1986. Das sei die Initialzündung zum Bau des Alpwegs bis zur Grüntenhütte gewesen. Wegen der extremen Steigung sei sie damals, 1988, teilweise asphaltiert worden, „sonst wäre beim nächsten Unwetter ja gleich alles wieder kaputtgegangen.“ Und Unwetter habe es auch schon oft am Grünten gegeben. Besonders heftig war der letzte Starkregen im Juli 2021, als Straßen überschwemmt und Wege unterspült wurden. Allein in den Nachbarorten Rettenberg und Burgberg entstand ein Schaden in Millionenhöhe.
Auch der „Lustige Wanderweg“, von Kleinheinz 1996 initiiert und mit in Folie geschweißten kleinen Karikaturen und Witzen bestückt, sei in Mitleidenschaft gezogen worden. „Den Weg, der oberhalb von Kranzegg startet, müsste man eh mal wieder auf Vordermann bringen“, sagt Kleinheinz. Da sei er schon mit Bürgermeister Nikolaus Weißinger im Gespräch.
Als er den „Lustigen Wanderweg“ einrichtete, war Kleinheinz schon nicht mehr Pächter der Grüntenhütte. 1989 zog er ins Berggasthof Kranzegg, einige hundert Meter weiter unten, das seine Frau seit 1983 betrieb.
Kleinheinz ist und war ein umtriebiger Mensch. Er bewegte einiges am Grünten und in Kranzegg: Mit seinem Freund und Wirte-Kollegen Toni Rothärmel gründete er den Kranzegger Viehscheid, 1997 errichtete er zudem die beleuchtete Rodelbahn am Grüntenlift. Die Strahler dazu kamen, man mag es kaum glauben, aus Kempten, vom Mariaberg. Dort war bis Anfang der 1980er Jahre ein Schlepplift.
Von 1988 bis 2014 war Kleinheinz auch Wirtesprecher und vorher viele Jahre ehrenamtlicher Wanderführer. „Der Tourismus war mir immer wichtig“, sagt der heute 70-Jährige, der es liebte, den Gästen des Berggasthofs Ausflugstipps mit auf den Weg zu geben. „So gut wie er konnte das keiner“, lobt Claudia Kleinheinz ihren Ehemann. Er sei ja auch „Wirt mit Leib und Seele“ gewesen, habe zudem ein „Wahnsinns-Gedächtnis“.
Er hatte damals Tipps ausgedruckt und in Folie geschweißt. „Und es hat mal jeder wieder heimgefunden“, lacht der „Ausflugsberater“. Weil ihm ehemalige Gäste und Freunde rieten, die Tipps zu veröffentlichen, machte er sich ans Werk. „Wohin soll’s heute gehen“ nennt er seine Reihe im Din-A-5-Format, die rund ums Allgäu führt. „Aber immer ist eine Tour aus Rettenberg dabei.“
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