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KI-Experte Klaus Mainzer erhält in Oberstdorf den Meckatzer-Philosophie-Preis

Philosophie in den Allgäuer Alpen

KI-Experte Klaus Mainzer erhält in Oberstdorf den Meckatzer-Philosophie-Preis

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    Professor emeritus Dr. Klaus Mainzer, Träger des dritten Meckatzer-Philosophie-Preises, erörtert in Oberstdorf die Frage: Wohin führt die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz?
    Professor emeritus Dr. Klaus Mainzer, Träger des dritten Meckatzer-Philosophie-Preises, erörtert in Oberstdorf die Frage: Wohin führt die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz? Foto: Dominik Berchtold

    Oberstdorf/Kleinwalsertal „Wir können nicht auf Teufel komm raus Energie für Künstliche Intelligenz verbrauchen.“ Und doch benötigen wir Künstliche Intelligenz, um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Das sagt Professor emeritus Dr. Klaus Mainzer. Er hat anlässlich des dritten Festivals „Philosophie in den Allgäuer Alpen“ bei einem Festakt im Oberstdorf-Haus den Meckatzer-Philosophie-Preis für sein Lebenswerk erhalten. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert und wurde von Stifter Michael Weiß, geschäftsführender Inhaber der Meckatzer Löwenbräu, überreicht.

    Experte für Künstliche Intelligenz

    Der 74-jährige Klaus Mainzer, der zuletzt den Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität München inne hatte, forscht unter anderem über Komplexe Systeme und Künstliche Intelligenz sowie deren gesellschaftliche Folgen im Zeitalter der Digitalisierung. In seinem Festvortrag anlässlich der Preisverleihung erörtert er die Frage „Quo vadis KI?“: Wohin führt die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und was folgt daraus?

    Kontinuierliche Weiterentwicklung

    Klaus Mainzer, der Mathematik, Physik und Philosophie studiert hat, erläutert zunächst die Grundlagen: Die Verwendung binärer Zahlensysteme etwa ab dem Ende des 17. Jahrhunderts, ihre Nutzung für erste Maschinen und deren kontinuierliche Weiterentwicklung, die aus dem Abgleich und der Auswertung immer größerer Datenmengen besteht.

    Ein weiterer Fort-Schritt

    Ein weiterer Fort-Schritt führt von der Kommunikation mit dem Menschen zu einer Kommunikation mit den Maschinen untereinander. So werde zum Beispiel die Überwachung der Infrastruktur von Häusern oder autonomes Fahren möglich. Ziel sei es, Produktionsprozesse immer weiter zu automatisieren. Könne durch die immer stärkere Vernetzung der Systeme ein Superhirn entstehen? Solche Gefahr verneint Klaus Mainzer. Denn bei jeder Künstlichen Intelligenz werde eine Gehirn-Leistung nur simuliert.

    Neue Wege

    Herkömmliche Computer seien aufgebaut wie ein menschliches Gehirn. Doch während das menschliche Gehirn gleichsam mit Schwachstrom laufe, benötige der Computer für seine Rechenprozesse hohe Energiemengen. Wie der Mensch etwa beim Fliegen das Problem löste, in dem er sich vom Vorbild der Vögel löste und aufhörte, deren Flügelschlag zu imitieren, um die Lüfte zu erobern, gelte es auch bei der Konstruktion der Künstlichen Intelligenz neue Wege zu beschreiten. Schließlich gebe es in der Natur noch andere Gehirnstrukturen als die Menschliche: etwa die des Raben, des Kraken oder die Schwarmintelligenz der Insekten.

    Möglichkeiten der Quantenkommunikation

    Die sogenannte Quantenkommunikation, die quantenmechanische Phänomene nutze, ermögliche zum Beispiel die Überlagerung von Rechenprozessen, erklärt Klaus Mainzer. Informationen werden dabei nicht durch elektrische Impulse von einem Ort zum anderen übertragen, sondern zwei Teilchen werden miteinander verschränkt. Verändere man nun den Zustand eines Teilchen, ändere sich auch der des anderen – theoretisch über eine beliebige Entfernung hinweg. Durch sie lassen sich nicht nur Vernetzungen auf der Erde, sondern auch in den Weltraum denken, etwa zu Satelliten, sagt Klaus Mainzer.

    Nachhaltige Energie

    Derzeit benötige der hohe Energieverbrauch der Rechenprozesse erneuerbare Energien, um eine nachhaltige Künstliche Intelligenz zu erreichen. Zwar sei derzeit ein „Aggressor dabei, uns ins 20. Jahrhundert zurückzubomben“. Doch müsse man nach der Bewältigung eines momentanen Energieengpasses schnellstmöglich „wieder zurück auf den Pfad der Tugend zu den nachhaltigen Energien finden“, sagt Klaus Mainzer.

    Die "dunkle Seite der Macht"

    Außerdem müsse man sich stets der „dunklen Seite der Macht“ bewusst sein. Künstliche Intelligenz könnte zum Beispiel von einem autokratischen Staat eingesetzt werden, um seine Bürger zu überwachen. China liefere dafür ein Beispiel. Deshalb sei es wichtig im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, europäische Werte wie individuelle Menschenrechte oder staatliche Gewaltenteilung zu sichern. Man müsse die Nutzung Künstlicher Intelligenz mit einem moralischen Kompass verbinden. So könne gleichsam in Europa eine alternative Lebenswelt als „Leuchtturm“ entstehen.

    Schutz der Werte

    Um solche Werte zu verteidigen und die Umwelt zu schützen, brauche es auch Künstliche Intelligenz, sagt Klaus Mainzer: „Denn unsere Welt soll auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.“

    Professor Mainzer sei einer der großen Philosophen, die Deutschland gegenwärtig habe, hieß es zuvor in der Laudatio von Dr. Thomas Heichele, die Frank Edele verlas, da der wissenschaftliche Leiter des Festivals erkrankt war. Für ihn war spontan Dr. Rainer Jehl als Moderator eingesprungen, der Gründungsvater des Festivals, wie Stefanie Fuchs, Vorsitzende des Trägervereins, erklärte.

    Das Festival "Philosophie in den Allgäuer Alpen".

    Der Preisträger: Professor emeritus Dr. Klaus Mainzer aus München.

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