Wegen seiner vielen Kurven ist die Straße zum Jochpass zwischen Bad Hindelang und Oberjoch vor allem bei Motorradfahrern und Radlern beliebt. Die Frage ist: Wie viele Kurven sind es? Oder: Wann zählt eine Kurve als Kurve?
Bild: Günter Jansen
Wegen seiner vielen Kurven ist die Straße zum Jochpass zwischen Bad Hindelang und Oberjoch vor allem bei Motorradfahrern und Radlern beliebt. Die Frage ist: Wie viele Kurven sind es? Oder: Wann zählt eine Kurve als Kurve?
Bild: Günter Jansen
Oft zählt er die Kurven, wenn er zur Arbeit ins Tannheimer Tal fährt. Von Sonthofen geht es im Auto zunächst nach Bad Hindelang und dann den Jochpass mit seinen, wie es immer wieder heißt, 106 Kurven hoch nach Oberjoch. Manfred Haslach sagt: „Es sind höchstens 65.“ Da zählt er bis zur Tankstelle in Oberjoch. „Auf über 100 Kurven komme ich beim besten Willen nicht“, sagt der Sonthofer und vermutet „dass von Jahr zu Jahr die Falschmeldung mit 106 Kurven abgeschrieben wird“. Kann das sein? Wir sind auf der Suche nach jemandem, der es wissen sollte.
In der Online-Enzyklopädie Wikipedia steht, dass es 106 Kurven sind. Das weiß auch Bad Hindelangs Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel. „Gezählt habe ich die Kurven allerdings nie“, fügt die Rathauschefin an. Stellt sich die Frage, was ist denn überhaupt eine Kurve? Zählt ein kleiner Schlenker bereits dazu?
„Ja“, sagt Marlene Brutscher, die dem Verein Jochpass Oldtimer-Memorial, der die traditionelle Rallye auf das Joch ausrichtet, viele Jahre vorstand. „Tatsächlich sind die Kurven vor drei oder vier Jahren offiziell gezählt worden“, sagt die Motorsport-Fachfrau, die am Fuße des Jochpasses aufgewachsen – und den Jochpass „bestimmt schon 10 .000-mal rauf- und runter gefahren“ ist. Leider hat auch sie die Kurven noch nie gezählt.
Aber 2018 oder 2019 sei ein Fachmann vom Deutschen Motorsportbund da gewesen, um das zu tun. Dabei sei es um die Streckenabnahme zum Oldtimer-Memorial gegangen. Brutscher saß am Steuer, der Abgesandte vom Motorsportbund habe als Beifahrer die Kurven gezählt. „Er kam auf über 100, ich weiß nicht mehr, ob es 105 oder 106 waren.“
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65, 105 oder 106 – was sagt der Fachmann vom staatlichen Bauamt, Thomas Riedler, der beruflich mit dem Jochpass zu tun hat? Schließlich muss dort immer wieder ein Straßenstück saniert werden. „Ich glaube, man kann zählen, wie man will, und kommt immer auf ein anderes Ergebnis. Eine offizielle Zahl gibt es unseres Wissens nach nicht.“ Riedler findet die Kurvenzahl an sich auch nicht entscheidend: „Der Jochpass besteht bis auf drei Geraden, die 50, 100 und 150 Meter lang sind, einfach nur aus Kurven.“
„Die erste Kurve ist an der Schnitzelalm, die oberste Kurve aus meiner Sicht kurz vor dem Ortsschild Oberjoch“, sagt der jetzige Vorsitzende des Jochpass-Oldtimer-Memorial-Vereins, Uwe Lassau. Aber auch er hat die Kurven noch nie gezählt. „Es kommt auf die Interpretation an, was eine Kurve ist.“
Seiner Ansicht nach „wird jede Nicht-Gerade mitgezählt“. Eine S-Kurve bestehe aus drei Richtungswechseln. Das wären dann drei Kurven. Lassau: „Das habe ich noch nie gehört, dass es weniger als 100 Kurven auf den Jochpass sein sollen.“
Kurt Porsche aus dem Ostallgäuer Wank (Nesselwang) ist seit 1977 Fahrlehrer und „bestimmt 1.000-mal mit Motorradschülern den Pass hoch und runter gefahren“. Und auch beim Oldtimer-Memorial ist er von Beginn an, seit 1999, dabei. Er ist sich sicher, dass die Passstraße über 100 Kurven hat. Sein Co-Pilot, Hermann Mair habe die Kurven schon oft gezählt. „Er kam auf 104 oder 106. Hermann kennt jede Kurve.“
Aber das behauptet Manfred Haslach, der beruflich den Jochpass fast täglich rauf- und runterfährt, ja auch. Wahrscheinlich hat Lassau recht: „Es kommt auf die Betrachtungsweise an, wie viele Kurven der Jochpass hat.“
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