Skispringerin Katharina Althaus setzt sich weiter für die sportliche Gleichberechtigung der Frauen ein.
Bild: Dominik Berchtold
Skispringerin Katharina Althaus setzt sich weiter für die sportliche Gleichberechtigung der Frauen ein.
Bild: Dominik Berchtold
Während die männlichen Kollegen im Rampenlicht stehen, vertreibt sich die dreifache Weltmeisterin die Zeit mit rodeln in der Heimat. Während die Männer um den goldenen Adler der Vierschanzentournee kämpfen, sitzt Katharina Althaus auf der Couch in ihrem Wohnzimmer – in der Zuschauerrolle. Die 24-jährige Skispringerin vom SC Oberstdorf setzt sich seit Jahren für die sportliche Gleichberechtigung der Damen im Weltcup-Zirkus ein, allen voran für das Vorhaben, nach 69 Jahren „Männer-Tournee“, auch eine Vierschanzentournee für Frauen einzuführen. Nun hat der in den vergangenen Monaten mehr und mehr öffentlich ausgetragene Diskurs erneut Fahrt aufgenommen. Im Interview spricht Althaus über ihre Forderungen und über deren Aussichten.
Frau Althaus, wie schmerzlich war es für Sie, auch in diesem für Karl Geiger so erfolgreichen Jahr, auf der Couch zusehen zu müssen?
Katharina Althaus: Es nervt mittlerweile nicht mehr – gerade, wenn man sich mit Karl mitfreuen kann. Auch wenn es furchtbar schade war, dass jetzt endlich mal einer von uns in Oberstdorf gewonnen hat, aber keine Zuschauer dabei waren. Für uns ist es nach wie vor zäh, weil wir gerne auch springen würden. Es ist nicht so, dass wir es den Jungs nicht gönnen. Nur wollen wir auch.
Für Wirbel hat in Bischofshofen die Aussage von Horst Hüttel, Teammanager der Skispringer, gesorgt. „Die Mädels sollten nicht nur jammern, sondern sehen, was getan wurde“, sagte Hüttel. Ihre Reaktion darauf?
Althaus: Es ist enttäuschend. Wir sind durchaus dankbar und wissen zu schätzen, was passiert. Dass wir nun auch Ramsau im Programm hatten, ist schon ein großer Erfolg – ebenso, dass wir vier Wettkämpfe bei der WM bestreiten dürfen. Das war nicht zu erwarten und wir sind glücklich darüber, wie unser Weg läuft. Aber ich bin auch schon lange dabei und kämpfe schließlich nicht für mich, sondern für unsere Generation. Und für den Nachwuchs, der nach uns davon profitieren kann. Da ist es schade, so etwas zu hören.
Was stört Sie am meisten?
Althaus: Dass man uns als undankbar hinstellt. Wir jammern nicht, sondern kämpfen für das, was unsere Leidenschaft ist. Und wie gesagt: Ich kämpfe nicht nur für mich.
Woran krankt Ihrer Meinung nach das System?
Althaus: Ich weiß es ehrlich nicht. Zur Zeit wird immer die zeitliche Organisation vorgeschoben, warum eine Tournee nicht durchführbar sei. In Norwegen schaffen sie es auch, dass die Wettkämpfe einen Tag versetzt stattfinden.
Worauf beziehen sich die Kritiker?
Althaus: Anfangs hieß es noch, dass die Leistungsdichte bei uns Frauen nicht passt, dass die Streuung zu groß ist. Nun wird aktiv die Zeitproblematik vorgeschoben.
Auch Sven Hannawald hatte jüngst zu den „logistischen Problemen“ gesagt, man könne „die Frauen ja nicht um 7 Uhr morgens losjagen“, weil es auf den Schanzen in Garmisch und Innsbruck kein Flutlicht gebe …
Althaus: Das wäre kein Problem. Wir verkraften es auch, um 8 Uhr zu springen. Wir wären sogar dankbar.
Was können Athletinnen tun?
Althaus: Wir haben mit Sarah Hendrickson eine Athletensprecherin, mit der wir unser Anliegen immer wieder platzieren. Das Thema wird präsenter, das spüren wir. Und wir müssen immer Druck machen – mehr geht im Moment wohl nicht.
Was macht Sie zuversichtlich, dass es eines Tages mit der Vierschanzentournee für Frauen klappt?
Althaus: Die Öffentlichkeit, die Vereine, die Skiclubs und die Sponsoren stehen alle hinter uns. Wir spüren, dass die Allgemeinheit unseren Wunsch mitträgt.
Für welches Jahr halten Sie eine Premiere der Vierschanzentournee für realistisch?
Althaus: Wünschen würde ich mir einen Start natürlich schon im kommenden Jahr. Ich weiß aber nicht, was realistisch ist – es ging ja auch bei den Teamwettkämpfen in Seefeld schnell, ebenso für einen Wettkampf auf der Großschanze bei der anstehenden WM. Es sind viele Athleten in der Spitze, die gemeinsam für eine Sache kämpfen und verdient hätten, gehört zu werden.
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