Weltklasse aus Blaichach! Wilhelm Schweiger wird Ironman-Europameister

Zweifacher Ironman-Europameister, Vize-Weltmeister, Wertranglisten-Spitze 2021: Wilhelm Schweiger gehört seit Jahren zu den Besten der Welt auf der Langstrecke.

Zweifacher Ironman-Europameister, Vize-Weltmeister, Wertranglisten-Spitze 2021: Wilhelm Schweiger gehört seit Jahren zu den Besten der Welt auf der Langstrecke.

Bild: Dominik Berchtold

Zweifacher Ironman-Europameister, Vize-Weltmeister, Wertranglisten-Spitze 2021: Wilhelm Schweiger gehört seit Jahren zu den Besten der Welt auf der Langstrecke.

Bild: Dominik Berchtold

Der 62-jährige Blaichacher Wilhelm Schweiger krönt sich in Frankfurt zum Ironman-Europameister und kratzt an einer Fabelmarke. Drama um seinen Kollegen.
15.07.2022 | Stand: 17:03 Uhr

Es war ein Titel mit Ansage. Seit Jahren gehört der Blaichacher Wilhelm Schweiger in seiner Altersklasse zu den weltbesten Triathleten auf der Langstrecke. Und mit dem furiosen Gewinn der Goldmedaille bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt hat der 62-Jährige seine Ausnahme-Stellung einmal mehr untermauert.

„Natürlich, wenn man die vier Rennen vor Frankfurt gewinnt, hofft man, dass man bei der EM vorne dabei ist“, sagt Schweiger. „Aber es ist ein unglaublicher Erfolg, den ich mir in der Form selbst nicht zugetraut habe. Ich wusste, dass es weit nach vorne gehen kann, aber mit dem EM-Titel hatte ich nicht gerechnet.“ Dabei leistete der Weltranglisten-Erste von 2021 Sagenhaftes: Schweiger unterbot in Frankfurt mit der fantastischen Zeit von 10:01:09 Stunden sogar noch seine Europameisterzeit von 2019, als er 10:33:54 Stunden gebraucht hatte.

Schuler-OP 2020 - seither gewann Schweiger alle Rennen

Und doch ist der Erfolg, wenn auch Schweigers Leistungskurve zuletzt steil nach oben zeigte, kein Selbstläufer gewesen. Immerhin hatte der Oberallgäuer nach einer komplizierten Schulter-Operation im Sommer 2020 eine einjährige Wettkampfpause eingelegt und hernach lange um den Anschluss gekämpft. Seither hat der 62-Jährige allerdings alle Wettkämpfe in seiner Altersklasse gewonnen.

Entsprechend hat ihn die alte Schulterblessur, die Schweiger vor allem beim Schwimmtraining große Probleme bereitet hatte, in Frankfurt nicht mehr allzu sehr gestört. Nach seiner „mit Sicherheit schwächsten Disziplin“, dem Schwimmen, stieg der Oberallgäuer nach 1:07 Stunde aus dem Wasser und war „damit absolut zufrieden.“ Diese sechstbeste Schwimmzeit unter den Athleten seiner Klasse war dennoch guter Grundstein für den späteren Sieg des Athleten vom TV Immenstadt.

Wilhelm Schweiger / René Maier Sport Oberallgäu, Wilhelm Schweiger / René Maier, Triathlon, Europameisterschaft Ironman in Frankfurt
Wilhelm Schweiger / René Maier Sport Oberallgäu, Wilhelm Schweiger / René Maier, Triathlon, Europameisterschaft Ironman in Frankfurt
Bild: finisherpix

Den Radpart auf der kupierten Runde mit 182 Kilometern um Frankfurt legte Schweiger in 5:12 Stunden zurück – ein Stundenmittel von 34,5 km/h. „Ich habe sogar am Anfang noch etwas defensiv begonnen. Denn in der heißen Trainingsphase habe ich mit der schnellsten Ausstattung auf einmal Probleme gehabt, das Tempo zu halten“, sagt Schweiger. „Dass mir das in Frankfurt bei dieser extremen Hitze gelungen ist, macht mich sehr glücklich.“

Schweiger in Frankfurt knapp über der 10-Stunden-Marke

Mit einem abschließenden Lauf über die Marathondistanz in 3:31 Stunden kam er nur sehr knapp über der auch für deutlich jüngere Sportler als Schallmauer geltenden 10-Stunden-Marke ins Ziel. „Es ärgert mich nicht, dass ich die Marke nicht geknackt habe. Ich habe beim Radeln defensiv begonnen und das kannst Du hintenraus nicht aufholen. Trotzdem macht es mich unglaublich glücklich, den Titel geholt zu haben.“

Und das kann er auch sein. Denn Schweiger hat die Qualifikation für den ruhmreichen Ironman in Hawaii im Oktober schon sicher. Diese wäre zwar mit Frankfurt verbunden gewesen, doch der Blaichacher löste das „Ticket für Kona“ schon im vergangenen November beim Ironman in Cozumel/Mexiko. Und so kämpft er als Vize-Weltmeister, Doppel-Europameister und dreimaliger Sieger des Allgäu-Triathlons im Oktober im „Ironman-Mekka“ um die Fortsetzung seiner Traumkarriere.

Immerhin hat der 62-jährige Blaichacher, der früher Zweiliga-Eishockeyspieler war, erst vor 13 Jahren mit dem Triathlon angefangen. Seine Rolle als stärkster Athlet weltweit in dieser Altersklasse hat der WM-Silbermedaillengewinner von 2019 erneut untermauert. Und doch stapelt er tief. „Hawaii wird knackig. Da werden die Besten aus allen Jahren dabei sein – das wird ein Jahrhundertrennen“, sagt Schweiger. „Da muss ich ehrlich sagen, dass ich mit den Top Fünf zufrieden wäre. Ich will einfach die Besten ärgern.“

René Maier mit dramatischem Marathon

Neben Schweiger startete für den TVI auch René Maier beim teilnehmerstärksten Triathlon Europas. Der gehbehinderte Sportler, der seit einem Autounfall eine Prothese unterhalb des linken Knies trägt, wagte sich zum dritten Mal an eine Langdistanz. Und Frankfurt sollte zum Drama werden.

Gerade beim Schwimmen sind für Maier besondere Hürden zu überwinden, weil der Ausstieg aus dem Wasser nur mit Krücken und mithilfe Dritter möglich ist. Im Frankfurter Waldsee war für Maier mit 1:18 Stunde noch alles in Ordnung. „Auch mit meinem Radergebnis in 6:20 Stunden war ich zufrieden“, sagte Maier. Dann aber passierte das Unglück. „Bei Kilometer zwölf im Lauf bin ich mit meiner Prothese am Pflasterstein hängen geblieben“, sagt der 56-Jährige. Dabei verletzte er sich am Sprunggelenk und konnte die Prothese nicht mehr aufsetzen.

Das Unglaubliche: Maier ist zurück in die Wechselzone und absolvierte die letzten 30 Kilometer bis ins Ziel – auf Krücken! Das erreichte er nach 6:28 Stunden und der Gesamtzeit von 14:28 mit extremer Willensleistung, aber „voller Stolz“. Zum Sieg in der Extra-Wertung in der Behindertenklasse reichte es auch noch. Ein Muskelkater und schmerzhafte Blasen an den Händen sind die Souvenirs für diese außergewöhnliche Leistung. Maiers Ehefrau Irmi konnte, gehandicapt durch eine vorherige Erkrankung, ihre gesteckten Ziele nicht erreichen und kam nach 12:37 Stunden am Frankfurter Römerberg ins Ziel.