Im idyllisch gelegenen Val di Sole in Norditalien ist vergangene Woche ein Jogger zu einem Trainingslauf in den Wald aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Wie sich herausstellte, wurde der 26-Jährige
. . Zwischen dem Tatort und Allgäu liegen nur 120 Kilometer - wie wahrscheinlich ist es also, dass ein Bär aus dem Trentino ins Allgäu kommt?"2019 wurden Kotspuren von einem Bären im südlichen Oberallgäu gefunden", sagt Ethelbert Babl, Leiter des Zentrums Naturerlebnis Alpin in Obermaiselstein (Alpinium). Doch die Sichtungen im Allgäu seien selten. Das zeigt auch ein Blick auf die Chronik der Braunbär-Nachweise seit 2019 auf der Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz (LfU). Meist handele es sich dabei um Jungbären auf der Suche nach einem Weibchen. "Die sind unterwegs, die streifen durch", sagt Babl.
120 Kilometer zwischen Trentino und dem Allgäu - für Bären kein Problem
Wie viele Kilometer ein Bär am Tag zurücklegen kann, weiß Babl nicht aus dem Effeff. Doch nur zwei Tage nach einem Spurenfund im Allgäu sei derselbe Bär im 70 Kilometer entfernten Ettal in Oberbayern nachgewiesen worden. "Die sind durchaus mobil", fügt der Agrarwissenschaftler an. Ein Sprecher des LfU bestätigt: "Auf Basis der gegenwärtig vorliegenden Daten können Braunbären mehrere Dutzend Kilometer am Tag zurücklegen."
Eine Partnerin hat aber bisher noch kein Bär im Allgäu gefunden. Denn laut LfU versuchten Bärentöchter normalerweise, sich ein Gebiet nahe der Mutter zu sichern. Bärenpopulationen würden sich deshalb nur sehr langsam ausbreiten. Junge Männchen allerdings streifen sehr lang umher und legen weite Strecken zurück, "um Anschluss an nicht verwandte Tiere zu bekommen". Dabei sind sie zum Teil sogar Jahre unterwegs.
Ist die Partnersuche erfolglos, kehren sie wieder in ihre Heimat zurück, ins italienische Trentino. Dort liegt die dem Allgäu nächste Population von Braunbären. Etwa 100 Tiere sollen dort derzeit leben. Aus derselben Population stammte auch "Problembär" Bruno,
.Bären im Allgäu: 2006 hielt Problembär Bruno die Region in Atem
Bär Bruno hielt die Region 2006 in Atem, als er von Norditalien über Vorarlberg und das Allgäu nach Oberbayern wanderte und immer wieder Hühner- und Schafställe aufbrach und die Tiere riss. Wie genau Brunos Marsch durch die Alpen verlief, welche Schäden er anrichtete und wie schwierig seine Jagd sich gestaltete, hat die zuständige österreichische Einsatzgruppe auf einem Dokument festgehalten.
Alles in allem ist es laut LfU "nicht zu erwarten, dass Bären sich in Bayern dauerhaft ansiedeln". Einzelne Männchen könnten aber durchaus einige Zeit entlang der nördlichen Alpenkette unterwegs sein, gesichtet werden sie aber überwiegend in Oberbayern. Warum das so ist kann das LfU auch nicht gesichert sagen. Auf eine Anfrage von allgäuer-zeitung.de sagte sich ein Sprecher: "Neben zahlreichen Einflussfaktoren für die Routenwahl eines Bären, wie beispielsweise der Dichte des Straßennetzes und der Höhe des Verkehrsaufkommens, spielen topographische Gegebenheiten eine Rolle bei der Ausbreitung und Wahl der weiteren Wanderstrecke. Aus den bekannten Wanderbewegungen ist gegenwärtig kein Muster ableitbar."

Da sich Bären um Grenzen nicht scheren, arbeitet das LfU beim Monitoren der Braunbären mit den zuständigen Stellen in anderen Ländern zusammen. Es ist daher wahrscheinlich, dass ein Bär, der sich vom Trentino ins Allgäu aufmacht, zuerst in Österreich auffällt, wie etwa der Bär "Klausi" im Jahr 2019.
Debatte um Abschuss von Bären im Trentino: Reinhold Messner mit klarer Meinung
Nach der Bären-Attacke im Trentino ist eine Debatte um den Abschuss von Brunos Schwester und den Umgang mit aggressiven Tieren entbrannt, in die sich nun auch Reinhold Messner und Ex-Ministerpräsident Stoiber (Von ihm stammt das Wort "Problembär") eingeschalten haben. Aggressive Wölfe oder Bären im Alpenraum zu töten dürfe kein Tabu mehr sein, sagt etwa Rekord-Bergsteiger Messner. Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber fühlt sich laut Münchner Merkur von Messners Aussagen bestätigt. "Vielleicht sieht mancher, der uns damals so hart kritisiert hat, die Sache heute anders", sagt Stoiber.