Unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe vor gut einem Jahr im Ahrtal hatte es auch aus dem Allgäu Kritik am Krisenmanagement gegeben. „Deutsche Katastrophenschutz-Behörden müssen sich besser vernetzen, um schneller handeln zu können“, forderte Markus Barnsteiner (Germaringen/Ostallgäu), stellvertretender Bezirksvorsitzender im Feuerwehr-Verband damals. Die Kritik sei auf offene Ohren gestoßen, sagt er heute. „Wir wurden in den Fachgremien gehört. Die Probleme wurden erkannt. Die Kräfte sollen besser gebündelt werden.“
"Verbindungskommando" soll entstehen
So soll ein „Verbindungskommando für Großschadenslagen“ entstehen, das beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Bonn angesiedelt ist. Ziel sei es, in einer Datenbank die personelle und strukturelle Ausstattung von Rettungskräften und Hilfsorganisationen der jeweiligen Bundesländer zu bündeln sowie Zuständigkeiten und Besonderheiten zu benennen. „Somit kann schnell geklärt werden, was welches Bundesland leisten kann“, sagt Barnsteiner. (Lesen Sie auch: Was tun bei einer Umweltkatastrophe? Oberallgäuer entwickeln Strategie gegen Überforderung im Ernstfall)
Genau an diesem Punkt hatte er noch vor einem Jahr Verbesserungen angemahnt. So sei die bayerische Feuerwehr zwar für einen raschen Einsatz im Ahrtal bereit gewesen. „Doch wir mussten auf den Einsatz-Auftrag aus Rheinland-Pfalz warten.“ Die bayerischen Wehren hätten ihren Kollegen in Rheinland-Pfalz erst noch ihr Leistungsspektrum erläutern müssen.
Allgäuer Experte über möglichen Katastrophenfall: "Wenn alle auf einmal losfahren, bringt das nichts"
Barnsteiner hofft, dass Verzögerungen wie diese künftig der Vergangenheit angehören. Wichtig sei in einem Katastrophenfall die „gezielte Entsendung“ von Personal und Material. „Wenn alle auf einmal losfahren, bringt das überhaupt nichts.“ Man müsse viele Faktoren im Blick behalten – beispielsweise auch die Frage, wie Ablösungen organisiert werden können, wenn sich Retter und Helfer vor Ort bis zur Erschöpfung abrackern. (Lesen Sie auch: Extremes Wetter im Allgäu: "Bewegen uns wettermäßig immer mehr Richtung Tropen")
Auf regionaler und lokaler Ebene sei die Vernetzung in Bayern bereits seit Längerem gut ausgebaut. „Aber ausruhen wollen wir uns darauf nicht“, macht Barnsteiner klar und unterstreicht die Bedeutung von Übungen. Laut dem stellvertretenden Landessprecher des Technischen Hilfswerks, Klaus Liepert aus Memmingen, hat die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal einen veränderten Umgang mit Rettungskräften bewirkt. „Unsere Forderungen an die Politik haben einen anderen Stellenwert als zuvor. Es tut sich was. Ob es schnell genug ist, ist eine andere Frage.“