Antje Weinreich unterhält die Bewohner des AWO-Seniorenheims in Kempten mit ihrer Handpuppe.
Bild: Tom Weinreich
Antje Weinreich unterhält die Bewohner des AWO-Seniorenheims in Kempten mit ihrer Handpuppe.
Bild: Tom Weinreich
Sätze wie „Das ist jetzt echt nicht mehr zum Lachen“ oder „Langsam hört der Spaß auf“ bekommt Antje Weinreich zur Zeit öfter zu hören. Sie ist ausgebildeter Clown, Heilpädagogin bei der Diakonie Kempten, freiberufliche Therapeutin sowie Motivations- und Mentaltrainerin. Doch gerade in Krisenzeiten ist es ihr zufolge wichtig zu lachen – und andere zum Lachen zu bringen.
„Die Nerven sind gespannt, Existenzen bedroht und Beziehungen strapaziert“, fasst Weinreich die aktuelle Corona-Situation zusammen. Als Mittel gegen den einhergehenden Stress, Ärger und die Angst vor der Ungewissheit empfiehlt sie Lachen. „Und zwar gerade dann, wenn es scheinbar nichts zu Lachen gibt.“
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Bereits im 13. Jahrhundert empfahl nach Aussage der Heilpädagogin der Wundarzt Henri de Mondeville den Operierten das Lachen als Hilfe zur Genesung. „Ärzte wie Patch Adams in Amerika und Eckart von Hirschhausen in Deutschland verbinden schon lange Medizin mit Humor.“ Wer in Stresssituationen lacht, verlangsame den Ausstoß des Stresshormons Adrenalin und den Herzschlag. Die Muskeln entkrampfen sich. Gleichzeitig setzt Lachen laut Weinreich Glückshormone frei, kurbelt den Kreislauf an und die Haut wird besser durchblutet. Außerdem werde die Verdauung unterstützt und die Muskulatur gekräftigt. Allein der Gedanke an lustige Situationen stärke die Abwehrkräfte.
Damit andere von der Wirkung des Lachens profitieren können, trat Weinreich jüngst mit Clown-Kollegin Petra von Sigriz auf dem Hof des AWO–Seniorenheims in Kempten auf. Dort spielten sie Lieder zum Mitsingen, knoteten Figuren aus Luftballons und munterten die Bewohner mit einer Handpuppe auf. Die Senioren verfolgten das witzige Treiben von Balkonen und an Fenstern. „Am Abend haben Mitarbeiter angerufen und erzählt, dass die Senioren immer noch von den Clowns reden“, sagt Weinreich.
Wenn es nach der 49-Jährigen geht, soll diese Heiterkeit aber nicht nur im Hof des Seniorenheims herrschen: „Gehen sie raus und stecken sie – mit Abstand und außerhalb der Zonen mit Maskenpflicht – andere mit ihrem Lachen an“, appelliert sie. „Lassen Sie uns nach den positiven Seiten sehen, die Wunder der Natur genießen, lachen und damit einander Mut machen, und nicht urteilen, bewerten und kritisieren.“ Lachen sei und bleibe eine starke Kraft. Auch auf Distanz.