Das Theater braucht mehr Geld - unter anderem steigen die Kosten beim Heizen des Gebäudes.
Bild: Ralf Lienert
Das Theater braucht mehr Geld - unter anderem steigen die Kosten beim Heizen des Gebäudes.
Bild: Ralf Lienert
„Ich muss mit einer Kostenexplosion rechnen.“ Theater-Chefin Silvia Armbruster wählte drastische Worte, als sie im Kulturausschuss des Kemptener Stadtrates den Wirtschaftsplan ihres Hauses vorstellte. Damit meinte sie vor allem die Energiekosten des Stadttheaters. Sie rechnet mit einer jährlichen Mehrbelastung von 50.000 Euro. Beim Gas drohe eine Versechsfachung der Ausgaben – von 6000 Euro jährlich auf 36.000 Euro.
Da auch der Theaterbetrieb angesichts gestiegener Fixkosten jährlich um 100.000 Euro teurer wird, werde das Theater laut Armbruster im nächsten Jahr insgesamt 150.000 Euro mehr aus dem städtischen Haushalt benötigen – nämlich 1,7 Millionen Euro statt wie bisher 1,55 Millionen Euro. Für diese Änderung zeigten die Stadträtinnen und -räte Verständnis, vor allem wegen der Erfolgsmeldungen aus dem Theater.
Denn bevor Armbruster die schwieriger gewordene Lage des Theaters vorstellte, zog sie eine äußerst positive Bilanz der beiden letzten Produktionen. Sowohl der Märchensommer auf der Burghalde als auch das Schauspiel über David Bowie im Großen Haus waren prima besucht und hochgelobt. Wie berichtet, sahen gut 10.000 kleine und große Zuschauer „Peter Pan und Tinkerbell“ auf der Burghalde-Bühne. Hans Piesbergen in der Rolle des legendären Glam-Rockers David Bowie erlebten in sechs Vorstellung über 1600 Besucherinnen und Besucher. „Das bisher erfolgreichste Schauspiel am Theater“, sagte Armbruster.
Die angespannter werdende Finanzlage entschärften diese Erfolge aber nicht. Neben den steigenden Energiekosten muss Armbruster auch Ausgaben auf anderen Feldern in den Griff bekommen. Etwa die räumlich erzwungene Auslagerung von Büros (20.000 Euro), die Verfrachtung von Kulissen und Technik in die ehemalige Ari-Kaserne und ein Auto für den Transport (ebenfalls rund 20.000 Euro) sowie die neuerdings in Rechnung gestellten Verwaltungsausgaben des Kemptener Kommunalunternehmens KKU (über 30.000 Euro).
Zugleich macht sich die Theaterdirektorin Hoffnung, endlich Geld aus der Landesförderung des Freistaats Bayern zu bekommen. Mindestens vier Eigenproduktionen und mehr als 100 Vorstellungen jährlich sind die Voraussetzungen dafür. Für das Jahr 2023 möchte sie nun einen Antrag stellen, kündigte sie an. Doch erst im März 2023 erfahre sie, ob sie den Zuschuss tatsächlich erhalte. Sie stecke deshalb im Dilemma: Soll sie mit dem potenziellen Geldbetrag planen oder nicht? Die zu erwartende Summe könne sie derzeit nicht genau beziffern. Die Unsicherheiten sind also hoch.
Die Ausschussmitglieder ließen durchweg erkennen, dass sie dem Theater finanziell helfen möchten, und lobten den Aufschwung. „Der Erfolg spricht für Konzept und Qualität“, sagte etwa Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Als unstrittig erwies sich, dass die steigenden Energiekosten vom Stadtsäckel ausgeglichen werden sollen.
Anders verhielt es sich mit den restlichen 100.000 Euro. Die sollten nicht aus dem städtischen Haushalt abgerufen werden, wenn vom Land ein Zuschuss fließen würde sagte Katharina Schrader (SPD). Andere Rätinnen und Räte äußerten sich ähnlich. Höhere Eintrittspreise oder mehr Sponsoren, wie Peter Wagenbrenner (CSU) vorschlug, seien dagegen keine Möglichkeiten für höhere Einnahmen, sagte Theater-Chefin Armbruster. Im Kinder- und Jugendbereich wolle sie die Ticketpreise nicht erhöhen, das passe nicht zum Anspruch einer familienfreundlichen Stadt. Außerdem habe das Theater schon „unglaublich viele Sponsoren“.