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KI-Spezialist Helsing kauft Flugzeugbauer Grob Aircraft – das sind die Hintergründe

Allgäuer Flugzeugbauer

Wie Grob Aircraft helfen soll, Deutschland zu verteidigen

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    Der Allgäuer Flugzeugbauer Grob Aircraft wird vom KI-Konzern Helsing übernommen und könnte künftig eine entscheidende Rolle für die Bundeswehr spielen.
    Der Allgäuer Flugzeugbauer Grob Aircraft wird vom KI-Konzern Helsing übernommen und könnte künftig eine entscheidende Rolle für die Bundeswehr spielen. Foto: Grob Aircraft

    Das Münchner Start-up Helsing gilt als eines der großen Zukunftsversprechen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Das Unternehmen, erst 2021 gegründet, wird von Analysten bereits auf einen Wert von mehreren Milliarden Euro geschätzt. Helsing hat sich auf Software-Lösungen für militärische Drohnen spezialisiert und damit gute Chancen, von den milliardenschweren Investitionen in die Bundeswehr zu profitieren. Was den Münchnern bisher weitgehend fehlte: Expertise in der Entwicklung und Produktion von eigenen Drohnen in Deutschland. Diese Lücke schließt der Konzern nun durch die Übernahme des Allgäuer Flugzeugbauers Grob Aircraft.

    Am Mittwoch wurde die Belegschaft des einst vom Luftfahrt-Enthusiasten Burkhart Grob gegründeten Unternehmens, das schon so manche Turbulenzen überstanden hat, über den Verkauf informiert. Wolfgang Gammel, bislang Deutschland-Chef von Helsing, wird selbst in die Geschäftsführung eintreten. Exklusiv mit unserer Redaktion hat er bereits über seine Pläne mit Grob Aircraft gesprochen.

    Neuer Chef Wolfgang Gammel hat als Kunden nicht nur die Bundeswehr im Auge

    „Wir wollen eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas zu stärken“, sagte Gammel. Als potenzielle Kunden für gemeinsame Produkte sieht er neben der Bundeswehr auch andere europäische Armeen. Über konkrete Projekte spricht Helsing noch nicht, allerdings liegt es auf der Hand, dass mit dem Kauf von Grob Aircraft der Weg zur Entwicklung eigener Drohnen geebnet werden soll. „Wir arbeiten ja schon lange erfolgreich miteinander. Jetzt gehen wir den nächsten Schritt und bringen die Expertise von Helsing in der Künstlichen Intelligenz und die von Grob im Flugzeugbau in einem Unternehmen zusammen“, sagte Gammel.

    Der spektakuläre Angriff der Ukraine auf strategisch wichtige Militärflugplätze in Russland vor wenigen Tagen hat eindrucksvoll demonstriert, wie schlagkräftig und wirksam Drohnen schon heute sein können. Experten gehen davon aus, dass die unbemannten Flugobjekte in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen werden – auch für die Verteidigung eines Landes. Erst recht, weil die Künstliche Intelligenz, mit der sie gesteuert werden, rasante Fortschritte macht. Genau an dieser Stelle kommt Helsing ins Spiel. Und der Standort Bayern.

    Bayern will neue Jobs in Luftfahrt und Künstlicher Intelligenz schaffen

    Ministerpräsident Markus Söder fordert mindestens 100.000 Drohnen für die Bundeswehr und will damit Arbeitsplätze im Freistaat schaffen, nicht nur in der Luftfahrtbranche, sondern auch in der Verteidigungsindustrie. In einem ersten offiziellen Statement zur Grob-Übernahme nimmt Helsing darauf Bezug: „Die Zusammenarbeit fügt sich nahtlos in das Ziel der Staatsregierung ein, Bayern zur Keimzelle für Innovationen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Künstlicher Intelligenz zu machen.“

    Auch bei Grob Aircraft sollen zusätzliche Jobs entstehen. „Wir investieren und schaffen neue Arbeitsplätze in Bayern – in einer Branche, die angesichts der Bedrohung durch Russland weiter an Bedeutung gewinnen wird“, sagte Gammel. Aktuell sind am Standort in Mattsies (Kreis Unterallgäu) rund 275 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Einst gehörte die Firma zum Mindelheimer Maschinenbauer Grob, später trennte sich der Konzern von seiner Luftfahrtsparte, die 2008 Insolvenz anmelden musste. Ein Jahr später stieg der Unternehmer André Hiebeler gemeinsam mit Geschwistern und Freunden ein und startete mit einem neuen Geschäftsmodell durch.

    Man setzte neben dem Bau von leichten Fliegern aus Verbundwerkstoffen verstärkt auf Flugsimulatoren und Trainingsmaschinen, mit denen Piloten am firmeneigenen Flugplatz Übungsflüge absolvieren. Grob Aircraft wurde damit interessant für Partner im militärischen Bereich und hat inzwischen Kunden weltweit. Die Belegschaft hat sich seit der Übenahme durch das Team um Hiebeler vervierfacht. In den kommenden Monaten wird er sich aus dem Unternehmen zurückziehen – fest überzeugt davon, mit dem Münchner KI-Spezialisten den richtigen Partner für die Zukunft gefunden zu haben. „Die Vision und das technologische Know-how von Helsing passen perfekt zu uns“, sagt Hiebeler.

    Bisheriger Chef Andre Hiebeler steigt bei Grob Aircraft aus

    Im Cockpit wird künftig Wolfgang Gammel sitzen. Der 51-jährige gebürtige Regensburger ist bereits seit zwei Jahrzehnten in der Verteidigungsindustrie tätig und hat vor seinem Wechsel zu Helsing vor gut einem Jahr unter anderem bei Airbus Defence und der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH Erfahrungen gesammelt. „Ich werde mit der Übernahme in die Geschäftsführung eintreten und dann wird es einen fließenden Übergang an der Spitze geben“, kündigte er im Gespräch mit unserer Redaktion an. Am Firmennamen soll sich übrigens nichts ändern: „Der Name Grob Aircraft ist eine starke Marke und das soll auch so bleiben“, betonte Gammel.

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