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Klinikverbund Allgäu: Chef sendet „Hilferuf“ an die Politik

„Müssen jetzt Alarm machen, sonst geht es an die Wand"

Klinikverbund Allgäu: Chef sendet „Hilferuf“ an die Politik

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    Krankenhäuser, hier das Kemptener Klinikum, haben derzeit viele Sorgen.
    Krankenhäuser, hier das Kemptener Klinikum, haben derzeit viele Sorgen. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Andreas Ruland spricht von einem „klaren Hilferuf“ an die Politik: „Wir müssen jetzt Alarm machen, sonst geht es an die Wand.“ Der Geschäftsführer des Allgäuer Klinikverbundes sieht sich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert: Der Fachkräfte-Mängel trifft auch die Krankenhaus-Branche hart und wegen Corona ist die Zahl der stationären Patienten gesunken. Im Gegenzug stiegen die Ausgaben für die Hygiene und jetzt schlagen auch noch die hohen Energiekosten voll zu Buche. Auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) spricht von einer dramatischen Situation für die Kliniken.

    Was sich Ruland jetzt erhofft, ist Hilfe vom Bund, der für die Betriebskosten der Kliniken zuständig ist. Doch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist er enttäuscht: „Seit er im Amt ist, sind Kommunikationsstrukturen zusammengebrochen. Man hat den Eindruck, dass er sich in sein Ministerium verkriecht. Von ihm kommen auch keine praktikablen Lösungsvorschläge für die anstehenden Probleme.“

    Dem Klinikverbund Allgäu fehlen sieben Millionen Euro

    Die missliche Lage lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: So habe der Bund die Ausgleichszahlungen für Verluste wegen der Corona-Krise heuer um 30 Prozent reduziert, sagt Ruland. Beim Klinikverbund, dem die Häuser in Kempten, Immenstadt, Oberstdorf, Mindelheim und Ottobeuren angehören, fehlen damit sieben Millionen Euro in der Kasse. „Dabei ist der Druck auf die Krankenhäuser heuer insgesamt noch größer geworden“, sagt Ruland.

    Was ihm ebenfalls Sorgen macht: „Noch ist nicht klar, wie es im Jahr 2023 mit der Finanzierung weitergeht. Uns fehlt eine Perspektive für das nächste Jahr. Und es geht auch darum, ob wir heuer einen Inflationsausgleich bekommen.“ Ruland geht davon aus, dass der Allgäuer Klinikverbund in diesem Jahr ein Defizit macht: „Das hat es schon ewig nicht mehr gegeben.“ Er sieht zwar in seinem Bereich nicht die Gefahr von Krankenhaus-Schließungen, „aber man muss jetzt schon aufpassen, wo die Reise hingeht“.

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    Als größtes Problem bezeichnet Ruland den Fachkräfte-Mangel im Gesundheitswesen: „Wegen der immer ausgeprägteren Bürokratie sinkt die Bereitschaft, in diesem System weiterzuarbeiten. So gibt es überbordende Dokumentationspflichten.“ Und Kliniken seien „rückständig bei der Digitalisierung, weil das Geld dafür fehlt“. Krankenhaus-Probleme hätten bei der Politik derzeit auch nicht die oberste Priorität: „Wegen des Ukraine-Kriegs sind sie in den Hintergrund geraten.“

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