Den Feingeist schreckt’s. Dem Feinschmecker schmeckt’s. Edelkrebse mit einer Größe bis zu 25 Zentimetern von den Scheren bis zum Schwanz tummeln sich auf dem Boden von etlichen (Bade-)Seen und in privaten Weihern im Allgäu. Zigtausende der Schalentiere haben laut Fischereiexperten in den Gewässern der Region eine Heimat gefunden.
Sie stehen unter Artenschutz und dürfen nur mit einer speziellen Erlaubnis bzw. einem Angelschein gefangen werden. Edelkrebse werden von Privatleuten oder Händlern gekauft und landen teils auch auf den Tellern der gehobenen Gastronomie.
Zahlreiche Krebse auch in Badeseen im Allgäu
„Für Edelkrebse gibt es immer einen Markt. Es ist eine kleine, aber feine Nische“, sagt Dr. Oliver Born, Fischereifachberater im Bezirk Schwaben. Eine kontrollierte Entnahme ab einer Schongröße von zwölf Zentimetern (Kopf bis Schwanz) sei wichtig: „Denn ansonsten dezimieren sich die Krebse oder es kommt zu Krankheiten durch Überpopulation.“ Doch wie schmecken Edelkrebse überhaupt? „Wie Hummer. Nur besser“, sagt Hans Müller, Vorsitzender des Fischereivereins Sulzberg Oy-Mittelberg im Oberallgäu, und schmunzelt. Die Mitglieder seines Klubs kennen sich mit Edelkrebsen besonders gut aus: 2000 der Tiere wurden Mitte der 1990er Jahre im Rottachsee ausgesetzt. Mittlerweile gibt es große Bestände. Zumal die Tiere 15 bis 20 Jahre alt werden können.
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Allein am Rottachsee werden pro Jahr etwa 1200 bis 1500 Kilo Edelkrebse abgefischt. Die Tiere selbst wiegen laut Müller um die 280 Gramm. Die Delikatesse vom Rottachsee wird zum Beispiel auf dem Viktualienmarkt in München angeboten, wo das Kilo für um die 60 Euro angeboten wird. Im Internet und auf Speisekarten gibt es eine Vielzahl von Rezepten. Dazu gehören beispielsweise Edelkrebs-Maultaschen in Zitronengrassuppe oder Bandnudeln in Mascarpone-Sauce mit Edelkrebsen.
Edelkrebse sind als "Wasserschutzpolizei" in Weihern und Baggerseen gefragt
Eine steigende Nachfrage verzeichnet seit einigen Jahren Edelkrebs-Züchter Dr. Klaus-Dieter Wild aus Kißlegg im baden-Württembergischen Teil des Allgäus. Immer häufiger setzten zum Beispiel Besitzer von Weihern oder Baggerseen Edelkrebse in ihre Gewässer ein. „Abgesehen davon, dass sie köstlich schmecken, sind sie auch als Wasserschutzpolizei gefragt“, sagt Wild. Edelkrebse würden Weiher reinigen und wuchernden Wasserpflanzen Einhalt gebieten. Zu den faszinierendsten Momenten im Leben eines Edelkrebses zählt die Häutung, erzählt Wild: „Dabei schlüpft der Krebs aus seinem starren Panzer und wird ein bisschen größer.“
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Wenn unbedarfte Badegäste Krebse sehen ist das Erstaunen oft groß. Manche reagieren sogar schreckhaft auf die Tiere: "Können die zwicken?" Sorge vor einer Krebsattacke muss aber kein Badegast an den Allgäuer Gewässern haben - auch nicht am Rottachsee, versichern alle befragten Experten. „Die Tiere sind äußert scheu und schnell“, sagt Angler Müller. Fischereifachberater Born ergänzt: „Edelkrebse sind nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen, Pflanzen oder Wurzeln.“ Beim Fang kommen in der Regeln mit Ködern bestückte Reusen zum Einsatz, erzählt Dr. Wild. Wer ohne Erlaubnis Edelkrebse fängt, begeht eine Straftat.
Edelkrebse: Die heimischen Tiere sind von der so genannten Krebspest bedroht
Gefahr für die Edelkrebse stellt die so genannte Krebspest dar. Eine tödlich verlaufende Pilz-Krankheit, die innerhalb kurzer Zeit komplette Bestände zerstören kann. Der Erreger wurde durch das Einbringen amerikanischer Flusskrebsarten, wie dem Signalkrebs, in Europa eingeschleppt. „Krebse aus Aquarien sollten nie in einem offenen Gewässer ausgesetzt werden.“, warnt Dr. Born. Auch Fischereigerätschaften sollten bei Gewässerwechsel nach Gebrauch gereinigt und desinfiziert werden. Die Edelkrebs-Bestände in der Mindel und Kammel seien im Allgäu beispielsweise bereits der Krebspetz zum Opfer gefallen. „Es ist höchste Vorsicht geboten.“