Im Allgäu ist es derzeit alles andere als leicht, an einen kostenlosen Corona-Test zu kommen. Das ist das Ergebnis eines unfreiwilligen Tests unserer Redaktion am Donnerstag.
Was war passiert? Am frühen Morgen hatte sich eine Kollegin per Telefon bei uns gemeldet. Ihr Corona-Test war positiv. Die Folge: Alle Kolleginnen und Kollegen, die mit ihr Kontakt hatten, wurden sofort ins Homeoffice geschickt – verbunden mit der Bitte, sich möglichst schnell testen zu lassen.
Termine für den Corona-Test im Allgäu sind schwer zu bekommen
Doch statt eines schnellen Corona-Tests begann für die Kollegen eine Odyssee. Bei ihren Hausärzten war dauerbesetzt oder kein Termin zu bekommen. „Beim Landratsamt Oberallgäu sagte man mir, ich solle es unter der Hotline 0831/52292798 probieren. Aber die Nummer ist gar nicht vergeben“, berichtete eine Kollegin.
Auf der Internetseite https://cov19screening.de wurde sie schließlich ans Testzentrum in Seeg (Landkreis Ostallgäu) verwiesen. „Dort gab ich an, dass ich Kontakt zu einer positiven Person hatte. Aber weil ich keinen offiziellen Nachweis des Kontaktes habe, hieß es, ich müsse den Test bezahlen.“
Ärzte im Allgäu "werden überrannt"
Was die Kolleginnen und Kollegen erlebten, ist kein Einzelfall. Wer Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatte und befürchtet, sich angesteckt zu haben, steht vor mehreren Problemen. So sind Termine bei Ärzten nur schwer zu bekommen. „Bei uns ist völlig Land unter“, berichtet ein Kemptener Arzt auf Anfrage. „Wir werden überrannt“, heißt es in einer Praxis in Kaufbeuren.
Das zweite Problem: Seit 11. Oktober sind „anlasslose“ Corona-Tests in Bayern nicht mehr kostenlos. Für Antigen-Schnelltests werden zwischen 10 und 20 Euro fällig, PCR-Tests gibt es ab etwa 60 Euro. (Lesen Sie auch: Das sind die neuen Corona-Regeln in Bayern)
Zwar gibt es Ausnahmen von der Kostenpflicht:
- Bei Corona-Symptomen etwa bleibt der Test kostenfrei.
- Kostenlos ist der Test zudem, wenn zuvor ein Selbsttest positiv angeschlagen hatte.
- Auch Menschen, die vom Gesundheitsamt als Kontaktperson eines Corona-Infizierten identifiziert wurden oder eine Warnung über die Corona-WarnApp bekommen haben, müssen nicht bezahlen.
- Gleiches gilt für Schwangere.
Wer aber einfach nur besorgt ist, sich infiziert zu haben und deshalb auf Nummer sicher gehen will, hat Pech – und wird zur Kasse gebeten.
Die Abschaffung der kostenlosen Tests "war ein Fehler"
„Die Abschaffung der kostenlosen Selbsttests war ein großer Fehler“, sagt der Kaufbeurer Apotheker Friedrich Teller. Er ist sich sicher: „Damit hätten wir die Pandemie jetzt besser im Griff.“ Zu ihm kämen auch viele Geimpfte, die zum Beispiel Angehörige pflegen, und auch dort gebe es immer wieder positive Tests. „Warum sollte man diejenigen, die wirklich aufpassen, nicht kostenlos testen?“
In der Gutenberg-Apotheke bietet er weiter Schnelltest-Termine an – für einen Großteil der Menschen allerdings gegen Bezahlung. Immerhin: Schnelltests für den Hausgebrauch hat er noch auf Lager. In vielen Apotheken seien diese ebenfalls noch vorrätig. Große Ketten, das weiß Teller von seinen Händlern, hätten allerdings Lieferprobleme.
Anlaufstellen für den Corona-Test im Allgäu
Was sollten Betroffene also tun? Erste Anlaufstelle in solchen Fällen, so das bayerische Gesundheitsministerium, ist – wenn möglich – die Hausärztin oder der Hausarzt. Stefan Leonhart vom Ostallgäuer Landratsamt rät Kontaktpersonen auch, sich direkt beim Gesundheitsamt zu melden. Beim Ostallgäuer Gesundheitsamt melden sich aktuell zwischen zehn und 20 Kontaktpersonen. Diese zahlen für ihren PCR-Test nichts.
Beim Gesundheitsamt können Termine in den Testzentren vereinbart werden, so Leonhart. Ist dort der – kostenpflichtige – Schnelltest positiv, könne direkt darauf ein kostenloser PCR-Test folgen. Derzeit werden im Testzentrum Kaufbeuren zwischen 20 und 25 PCR-Test pro Tag durchgeführt.
Wer Corona-Symptome hat, wird in den Testzentren nicht empfangen. Hier müssen der Hausarzt oder der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116117 über einen Test und das weitere Vorgehen entscheiden.
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