Die Bayerische Staatsregierung will ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Frauen und Männer einführen. Doch dafür bräuchte es einen Bundestagsbeschluss, den es bislang nicht gibt. Deshalb schlägt die CSU eine eigene Lösung vor – das Bayernjahr. Die Fraktion im Landtag sucht den Schulterschluss mit jungen Menschen und will sie gleichzeitig in die Pflicht nehmen.
Der Entwurf sieht vor, dass sich die Teilnehmer ein Jahr lang in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Umwelt und Sicherheit engagieren - jeweils drei Monate lang. In dem Vorschlag werden diese vier Themen als Module bezeichnet. Als Anreiz könnte ein kostenloser Führerschein dienen. Oder die jungen Menschen bekommen Vorrang beim Studienauswahlverfahren. Wie blicken Verbände und Jugendliche auf die Idee? Stimmen aus dem Allgäu:
Offene Fragen, aber eine gute Perspektive für junge Menschen
Handwerkskammer: „Grundsätzlich sind wir Betriebe für Ideen, die junge Menschen ins Handwerk bringen, offen“, sagt Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer Schwaben. Wie genau der Plan der CSU für das Bayernjahr am Ende aussehen soll, sorgt auch beim Allgäuer Rauch und seinen Kollegen noch für offene Fragen: „Wie soll es am Ende finanziert werden?“ Dass das Modul Wirtschaft nur drei Monate laufen könnte, sieht Rauch unproblematisch: „In der Zeit kann man einiges lernen.“
Jugendliche: Die 15-jährige Marte, Schülerin aus Kempten, findet die Idee gut. Beim Vorrang für eine Studienplatzvergabe sieht sie allerdings Verbesserungspotenzial. „Es ist ja nicht allein mit dem Studienzugang getan, alles andere kommt ja noch hinzu, wie die Kosten für die Wohnung.“ Sie wünscht sich zudem, dass nicht alle vier Module verpflichtend absolviert werden müssen, sondern sich jemand beispielsweise auch nur für drei entscheiden kann. Denn „nicht jeder kann alles machen.“
„Man kann etwas Neues ausprobieren“, sagt ein 16-jähriger Berufsschüler in Kemptens Altstadt zu den Plänen der CSU und ergänzt: „Am besten wäre es, wenn alle solch ein Jahr machen würden.“ Die Idee findet sie „voll in Ordnung“, sagt eine gleichaltrige Wirtschaftsschülerin. „Ich würde mir alle Felder mal anschauen“, ergänzt sie mit einem Blick auf die vier vorgeschlagenen Module. Beide sehen den Anreiz einer möglichen Führerscheinfinanzierung als guten Ansatz.
Anreize eher an bestehende Strukturen koppeln
Diakonie: Jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren, sei aus Sicht von Sozialunternehmen generell eine gute Idee, sagt Antonela Novokmet, Pressesprecherin der Diakonie Allgäu. „Allerdings wäre es realistischer, bestehende Strukturen wie das Freiwillige Soziale Jahr auszubauen“, merkt sie an. Dabei könnten Anreize, wie sie für das Bayernjahr geplant sind, integriert werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden