Mehr als 90.000 neue Bücher buhlen jedes Jahr um das bundesdeutsche Publikum. Welche soll man lesen? Bei der Auswahl hilft seit nunmehr acht Jahren das Allgäuer Literaturfestival. „Wir wollen dem Publikum einen Kompass zur Orientierung in die Hand geben“, sagt Sylvia Heudecker. Die Studienleiterin an der Irseer Schwabenakademie organisiert zusammen mit dem künstlerischen Leiter Thomas Kraft aus Herrsching den Reigen von Lesungen im ganzen Allgäu, der heuer mit einem Auftritt von Amelie Fried am 4. Mai 2024 im Memminger Anoniersaal beginnt und am 12. Juni endet. 21 Autorinnen und Autoren setzen sich an die Lesetische, darunter Literaturstars wie Hera Lind, Alex Capus, Olga Grjasnowa, Friedrich Ani und Alexa Hennig von Lange, die mit ihren Werken regelmäßig in den Bestsellerlisten landen.
Die Organisatoren laden Autorinnen und und Autoren, die Qualität versprechen
Was wählen Sylvia Heudecker und Thomas Kraft aus der riesigen Büchermenge aus? Man achte einerseits auf literarische Qualität, andererseits wolle man gezielt die Leserinnen und Leser zwischen Lech und Bodensee ansprechen, erläutert Heudecker. Die Zuhörerinnen und Zuhörer lernen (historische) Romane, Krimis, Sachbücher und Lyrik kennen.

Auch Allgäuer Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind dabei: Antonia Riepp (alias Susanne Mischke) liest am 14. Mai in Bad Wurzach aus der jüngsten Folge ihrer „Frauen von Capri“-Reihe mit dem Titel „Das Lied vergangener Sommer“; Nicola Förg stellt ihren neuen Roman „Zornige Söhne“ am 17. Mai in Mindelheim vor; Tobias Schuhwerk liest aus seinem Älplerbuch „Nüüf“ am 25. Mai in Fischen.
Zwei „Helden“ der Popkultur kommen ins Allgäu. So bringt Moderatorenlegende Fritz Egner vom Bayerischen Rundfunk in München am 16. Mai unter dem Titel „The last DJs“ Musik und aufschlussreiche Schilderungen von Begegnungen mit Größen der Musikwelt mit nach Bad Grönenbach. Der andere ist Ilja Richter. Er war im Fernsehen der 1970er Jahre eine große Nummer. Im Buch „Nehmen Sie’s persönlich – Portraits von „Menschen, die mich prägten“ erfährt das Publikum am 7. Juni in Ottobeuren mehr über seinen Werdegang.

Erstmals beim Festival gibt es ein Angebot für Menschen, die besondere Bedürfnisse beim Lesungsbesuch haben, weil sie beispielsweise schlecht hören oder sehen. Oder auf eine gut verständliche Sprache angewiesen sind. „Wir haben das Ziel, auch Romane und Erzählungen zu präsentieren, die in einer allgemein sehr gut verständlichen Sprache verfasst sind“, sagt Organisatorin Sylvia Heudecker. Etwa mit eher kurzen Sätzen und einer übersichtlichen Gliederung. Dazu gibt es zwei Termine: am 1. Juni liest Barbara Imgrund in Irsee aus ihrem Krimi „Räuberleiter“, und in Holzhausen gibt es am 12. Juni, zum Finale des Festivals, eine Lesung mit Kurzgeschichten in einfacher Sprache statt, die sich im Buch „LiES!“ finden.
Der Lesereigen startet offiziell bei der Landesgartenschau in Wangen - mit dem Schweizer Autor Alex Capus
Zum Anspruch des Allgäuer Literaturfestivals, das im vergangenen Jahr 2000 Besucherinnen und Besucher zählte, gehört es auch, die Autorinnen und Autoren an architektonisch oder kulturhistorisch besonderen Orten auftreten zu lassen. „Wir verwenden große Sorgfalt auf die Auswahl“, versichert Heudecker. In diese beiden Kategorien fällt der Leseort des Schweizer Bestsellerautors Alex Capus zwar nicht, dennoch ist er ein besonderer: Capus stellt sein aktuelles Buch „Das kleine Haus am Sonnenhang“ am 7. Mai bei der baden-württembergischen Landesgartenschau in Wangen vor, die neulich eröffnet hat.
Auf der Sparkassen-Kulturbühne, wo auch der offizielle Startschuss fürs Literaturfestival gegeben wird, erzählt Alex Capus von sehr persönlichen Dingen: einem gelassenen und glücklichen Leben in der italienischen Provinz – und über seine eigene Liebe zur Literatur.
Alle 22 Lesungen des Festivals 2024 finden Sie hier.
Infos online auf der Internetseite des Festivals: www.allgaeuer-literaturfestival.de. Tickets im Vorverkauf gibt es beim Kartenbüro Altusried, Telefon 08373/922 00, sowie bei den jeweiligen Mitveranstaltern vor Ort.