Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten
Kultur im Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Allgäuer Literaturfestival: Interview mit "Superweib"-Autorin Hera Lind

Allgäuer Literaturfestival

Interview mit "Superweib"-Autorin Hera Lind: Romane für Herz und Hirn

    • |
    • |
    Hera Lindhat mehr als zwölf Millionen Bücher verkauft.
    Hera Lindhat mehr als zwölf Millionen Bücher verkauft. Foto: Erwin Schneider

    Frau Lind, Ihre ersten Romane „Ein Mann für jede Tonart“ oder „Das Superweib“ waren heiter, Ihre neueren Bücher erzählen oft tragische Schicksale. Wie kam es zu dem Wandel?

    Hera Lind: Wie jede gewissenhafte und reflektierte Schauspielerin, Sängerin oder Künstlerin habe ich mit gewissem Alter das Fach gewechselt: von leicht zu ernst, von heiter zu tiefgründig, von erfunden zu wahr. Wenn eine Karriere sich so über 30 Jahre hält, hat man, glaube ich, etwas richtig gemacht.

    Herzerwärmend, erschütternd oder humorvoll – so beschreiben Leser Ihre Bücher. Was macht Ihrer Meinung nach Ihre Bücher aus?

    Lind: Tatsächlich gebe ich jenen Protagonistinnen und Protagonisten eine Stimme, die ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen auf herzenswarme, tapfere und liebevolle Weise gemeistert haben. Man möchte sie während des Lesens zu Freunden haben und schließt sie ins Herz.

    Ihre Bücher basieren oft auf realen Erlebnissen. Wie entdecken Sie diese Lebensgeschichten?

    Lind: Täglich bekomme ich durchschnittlich vier Lebensgeschichten von meinen Leserinnen und Lesern geschickt. Manche liegen jahrelang in den Schubladen, bis die Zeit für sie reif ist. Andere sind auf Anhieb Volltreffer, und manche eignen sich eher nicht für eine große Öffentlichkeit. Allen Einsendern jedoch schreibe ich persönlich und danke für ihr Vertrauen. Wenn der Funke gesprungen ist, gehe ich gemeinsam mit meinen Protagonisten an die Arbeit. Viele von ihnen sind Freunde geworden.

    Ihr neues Buch „Zeit zu verzeihen“ handelt von einem jungen Paar, das aus der DDR flieht. Was hat Sie an dieser Geschichte so fasziniert, dass Sie darüber ein Buch schreiben wollten?

    Lind: „Zeit zu verzeihen“ basiert auf vier unterschiedlichen Lebensgeschichten, die mir zugeschickt wurden. Die Flucht aus der DDR ist nur ein, wenn auch spannender, berührender Teil der Geschichte, sozusagen die Liebes- und Kern-Geschichte. Aber die anderen drei Teile passten dermaßen wunderbar dazu, dass ich sie – mit Einverständnis der Einsenderinnen und Einsender, von der Rechtsanwältin in New York bis zur 90-jährigen Seniorin aus einem Altenheim in Bad Oeynhausen – zu einem „Meisterwerk“, wie mir erste Leser schrieben, machen durfte.

    Sie selbst fingen damals, kurz vor der Wende, an zu schreiben. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

    Lind: Politisch wie privat war es eine sehr turbulente Zeit im Wandel, eine Aufbruchstimmung, die sich wie ein lebhafter Fluss in einen Wasserfall entladen hat. Das bedeutet, sehr viel aufgestaute Energie hat sich in etwas Neues verwandelt. Und das ist gut so.

    Ihre Bücher werden vor allem von Frauen gelesen. Was möchten Sie ihnen vermitteln?

    Lind: Meine ersten 25 Bücher waren sogenannte „heitere Frauenromane“. Hier wollte ich einfach gute Laune, Lebensfreude und Lachen vermitteln. Die zweiten 25 Bücher sind die tiefgründigen Tatsachenromane, die auch und immer mehr von Männern gelesen werden, weil sie eben Tiefgang haben, auf historischen Fakten beruhen und zeigen, was Menschen in noch so schwierigen Situationen – Krieg, Nachkriegszeit, DDR – zu leisten und zu bewältigen imstande sind. Vom Geschichtslehrer bis zum 15-jährigen Schüler schreiben sie mir, dass sie Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht sein sollten, weil sie nicht nur das Hirn, sondern auch das Herz erreichen.

    Sie geben auch Schreibseminare. Was sind Ihre drei wichtigsten Tipps für gute Geschichten?

    Lind: Mimik, Gestik, Körpersprache! Lassen Sie die Figuren lebendig werden, sich bewegen, bringen Sie Schwung und Tempo und Farbe ins Bild, vermeiden Sie langweilige Erklär-Bären, arbeiten Sie stattdessen mit Dialogen! Der Leser ist viel schlauer, als man denkt!

    Interview: Judith Schneider

    Hera Lind liest im Rahmen des Allgäuer Literaturfestivals am Donnerstag, 23. Mai (20 Uhr), im Dorfsaal Kultiviert in Wildpoldsried. Karten im Vorverkauf unter Telefon 08304/92 49 70.

    Lesen Sie auch: Wieso die Autorin Hera Lind nach Wildpoldsried kommt

    Allgäuer Literaturfestival startet - alle Autoren, alle Termine, alle Infos

    Allgäuer Literatur-Festival: Ein Lesereigen als Kompass für die Bücherwahl

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden