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Festspielhaus in Füssen: Der Theaterbau für Musicals feiert sein 25-jähriges Bestehen

Festspielhaus in Füssen

Nach vielen Krisen ist endlich Ruhe eingekehrt: „Jetzt fängt es an, Spaß zu machen“

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    Dieses Trio leitet das Festspielhaus (von links): Theaterdirektor Benjamin Sahler, Geschäftsführerin Birgit Karle und Besitzer und Geschäftsführer Manfred Rietzler.
    Dieses Trio leitet das Festspielhaus (von links): Theaterdirektor Benjamin Sahler, Geschäftsführerin Birgit Karle und Besitzer und Geschäftsführer Manfred Rietzler. Foto: Benedikt Siegert

    Der König trug Helm. „Jetzt baut er wieder“ verkündeten die Plakate. Diesmal ging es allerdings nicht um ein weiteres imposantes Schloss, sondern um ein Musiktheater. Nur ein einziges Stück sollte dort laufen: „Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“, so hatten es die Macher damals geplant. Doch es kam anders. Einige Insolvenzen und Betreiber-Wechsel später scheint das Festspielhaus Neuschwanstein am Forggensee in Füssen nun endlich ruhigere Gewässer zu erreichen.

    Wie 2023 fuhr das Festspielhaus mit seinen 1350 Sitzplätzen auch 2024 keine Verluste mehr aus dem laufenden Betrieb ein. 200 Eigenveranstaltungen mit insgesamt rund 150.000 Besucher gab es im vergangenen Jahr, das sind im Schnitt rund 750 Besucher pro Veranstaltung. Mit den Open Airs und anderen Fremdveranstaltungen waren es sogar rund 200.000 Besucher. „Jetzt fängt es an, Spaß zu machen“, kommentiert Geschäftsführerin Birgit Karle diese Entwicklung.

    Besteht seit 25 Jahren: das idyllisch am Forggensee gelegene Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen.
    Besteht seit 25 Jahren: das idyllisch am Forggensee gelegene Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen. Foto: Benedikt Siegert (Archiv)

    Festspielhaus Füssen feiert Jubiläum

    Das jetzige Team um Eigentümer Manfred Rietzler, einen aus Marktoberdorf stammenden Technologieunternehmer und Kunstmäzen mit Hauptwohnsitz im thailändischen Bangkok, nimmt das zum Anlass, am Sonntag, 23. März 2025, das 25-jährige Bestehen des Hauses groß zu feiern. Es wird eine Ausstellung „25 Jahre Festspielhaus Neuschwanstein“ geben, ein Festprogramm mit Grußworten und Jubiläumsaufführungen des ursprünglichen Musicals „Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“.

    In einer halbszenischen, konzertanten Aufführung geht das Musical nach vielen Jahren wieder einmal über seine Stammbühne. Dabei nimmt das Bohemian Symphony Orchestra aus Prag mit 50 Musikerinnen und Musikern auf der Bühne Platz, während Starsolisten, darunter einige der ursprünglichen Besetzung, in Originalkostümen singen und teilweise spielen. Auch die Barbarinos werden dabei sein, die Urheber des Festspielhauses.

    Seit Mitte der 1990er Jahre hatte der Oberbayer Stephan Barbarino die Idee verfolgt, dem Bayerischen Märchenkönig mit einem Musical in einem eigenen Festspielhaus zu huldigen, am liebsten an einem Originalschauplatz. Nachdem der Schwangauer Gemeinderat das Projekt auf seinem Territorium abgelehnt hatte, wurde es am anderen Ufer des Forggensees in Füssen verwirklicht, wo sich die Bürgerinnen und Bürger in einer Abstimmung mehrheitlich dafür ausgesprochen hatten.

    Das Festspielhaus hat eindrucksvolle Dimensionen

    Auf einem eigens aufgeschütteten, fast 50.000 Quadratmeter großen Seegrundstück, wurde das Haus in Sichtweite von Schloss Neuschwanstein nach den Plänen der Architektin Josephine Barbarino verwirklicht. Und das in eindrucksvollen Dimensionen: Einschließlich der Seitenflügel ist es 160 Meter lang, 80 Meter tief und 32 Meter hoch.

    Die 40 mal 35 Meter große Bühne ist mit einer Drehscheibe mit einem Durchmesser von 28 Metern eine der größten Drehbühnen Europas. Das Wasserbassin, in dem der König am Ende stirbt, fasst 90.000 Liter. Das Bühnenbild zum Jubiläum gestaltet David Barbarino, der Sohn von Stephan und Josephine Barbarino.

    Trotz 1,5 Millionen Besuchern wurde das erste Musical gestoppt

    Eindrucksvoll sind auch die Besucherzahlen aus der Anfangszeit: In den ersten Jahren des Festspielhauses sahen 1,5 Millionen Menschen die 1506 Vorstellungen, für die Franz Hummel auf Barbarinos Libretto eher operetten- denn musicalhafte Klänge komponiert hatte. Trotz einer Durchschnittsauslastung von rund 75 Prozent wurde das Stück Ende 2003 aus wirtschaftlichen Gründen abgesetzt.

    Benjamin Sahler, der heutige Theaterdirektor, spricht von einem Sättigungseffekt, der damals eingetreten sei. Zudem seien mehr als 500 Vorstellungen pro Jahr – also mehr als eine pro Tag – einfach zu viel. Das jetzige Festspielhaus-Team war mit 100 Vorstellungen des zweiten Musicals „Ludwig2 – der Mythos lebt“ gestartet. Mittlerweile sind es 200. Ludwig2 hatte 2005 Premiere, feiert dieses Jahr also sein Zwanzigjähriges.

    Für ihn wurde das Festspielhaus Füssen gebaut: Ludwig II. Sein mysteriöses Leben und Sterben stand im Zentrum zweier Musicals. Hier Jan Amann als der König bei Ludwig2 im Jahr 2018.
    Für ihn wurde das Festspielhaus Füssen gebaut: Ludwig II. Sein mysteriöses Leben und Sterben stand im Zentrum zweier Musicals. Hier Jan Amann als der König bei Ludwig2 im Jahr 2018. Foto: Benedikt Siegert (Archiv)

    Ludwig-Musical dank Crowdfunding zurückgebracht

    Dass es mittlerweile für das Festspielhaus Neuschwanstein gut läuft, sei nicht abzusehen gewesen, als das neue Team 2016 startete, sagt Eigentümer Rietzler. Etliche Millionen hatte er für das Festspielhaus bezahlt, berichtet Geschäftsführerin Birgit Karle, zumal auch Gläubiger im Grundbuch abgelöst wurden. Ende Juni 2017 war das Haus laut Karle erstmals schuldenfrei. Große Summen flossen seitdem in die Sanierung des Hauses und der Bühnentechnik. Die Bausubstanz ist laut Rietzler aber super.

    Der heutige Theaterdirektor Benjamin Sahler war quasi als Pionier schon ein Jahr vor dessen Neustart im Festspielhaus aktiv. Er brachte das Musical Ludwig2 zurück in das Haus, in dem es zehn Jahre zuvor seine Premiere erlebt hatte, und das damals in einem Insolvenzverfahren steckte. Mit einem Crowdfunding im Internet hatte er sich zuvor versichert, dass wirklich so ein großes Interesse an der Wiederaufnahme besteht, wie er gehört hatte. Regie führte Sahler, der Musiktheaterregie studiert hatte, selbst.

    Nach dem Neustart bremst Corona die neuen Macher zeitweise aus

    Einen schweren Rückschlag musste das Festspielhaus nach seinem Neubeginn aber noch verkraften: Auf das Jahr 2019, das erste mit einem kompletten Spielplan, folgte Corona. Nach zweijähriger Zwangspause und vorsichtigem Neubeginn gab es erst für 2024 wieder einen regulären Spielplan, so dass die heutigen Festspielhaus-Macher in ihrem neunten Geschäftsjahr heuer erst das dritte reguläre Spieljahr absolvieren.

    Dass man mittlerweile Spielzeiten ohne Verluste abschließt, liegt an der öffentlichen Förderung von bis zu 750.000 Euro pro Jahr, die das Festspielhaus seit 2023 erhält. 450.000 Euro kommen vom Freistaat Bayern, den Rest teilen sich der Bezirk Schwaben, der Landkreis Ostallgäu und die Stadt Füssen. Auch Eigentümer Rietzler ist gefordert: Er unterstützt den laufenden Betrieb seines Hauses mit 100.000 Euro pro Jahr.

    Bedingung für Förderung: Mindestens zwei Neuproduktionen pro Jahr

    Eine der Bedingungen für die öffentliche Förderung ist, dass das Festspielhaus pro Jahr mindestens zwei Neuproduktionen auf die Bühne bringt. In diesem Jahr sind neu der „Freischütz“ als Musical-Fassung von Frank Nimsgern, „Der kleine Horrorladen“ nach dem Broadway-Musical „Little Shop of Horrors“ und „Die Weiße Rose“, ein neues Musical über die Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl zu Nazi-Zeiten.

    Denn auch wenn Theaterleiter Sahler feststellt, dass sich die Leute in schwierigen Zeiten nach leichten Stücken sehnen – im vergangenen Jahr lief beispielsweise das Familienmusical „Cinderella“ sehr gut –, will das Festspielhaus auch anspruchsvolle Akzente setzen.

    Opernaufführungen werde man aber künftig wohl bleiben lassen. Hochkarätige Gastspiele der Opera Sofia aus Bulgarien, präsentiert von der Königswinkel Kultur gGmbH, waren bei der Publikumsresonanz deutlich hinter den Erwartungen geblieben. Klassische Konzerte könnte es in Zukunft dagegen geben. Der Schwerpunkt liege aber auf Musicals, auch bei den Gastspielen. Nach „Elisabeth“ in der Wiener Fassung war neulich „Grease“ aus London zu sehen.

    Für Künstlernachwuchs sorgt das Haus mit seiner Musical-Academy mittlerweile selbst. Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler werden dort an fünf Tagen pro Woche in Gesang, Tanz und Schauspiel unterrichtet.

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