Sehr positiv fällt die Bilanz des Festspielhauses Neuschwanstein in Füssen für das nun zu Ende gehende Jahr 2024 aus. Wie Theaterleiter Benjamin Sahler unserer Redaktion sagte, sind die Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent gestiegen. Das sei ein sehr großer Erfolg. Bereits für 2023 hatte das Festspielhaus von der erfolgreichsten Spielzeit seit der Übernahme durch den neuen Eigentümer Manfred Rietzler im Jahr 2017 gesprochen. Dank Fördermitteln hatte das Haus den laufenden Theaterbetrieb damals mit einer „roten Null“ abgeschlossen. Bis zu 750.000 Euro öffentlicher Fördermittel erhält das Haus derzeit pro Jahr. 450.000 Euro kommen vom Freistaat Bayern, den Rest teilen sich Bezirk Schwaben, Landkreis Ostallgäu und Stadt Füssen. Dazu kommt ein jährlicher Zuschuss von 100.000 Euro von Eigentümer Rietzler.
Mundpropaganda hilft dem Festspielhaus
„Die gute Qualität des Hauses spricht sich herum“, vermutet der Theaterleiter als Grund für die seit dem Einbruch während der Corona-Pandemie stetig steigende Nachfrage. Dazu kommt der Erfolg einzelner Produktionen. „Was uns am meisten überrascht hat, war Cinderella“, sagt Sahler. Für seine Version der Aschenputtel-Geschichte vom Komponisten und Liedtexter Ephraim Peise setzte das Festspielhaus zahlreiche Zusatzvorstellungen an. Es gebe einen großen Bedarf an Familienunterhaltung, kommentiert Sahler, an Geschichten mit einer positiven Botschaft. Mehr als 1000 Besucher sahen das Märchen-Musical im Schnitt, mehrere Vorstellungen waren komplett ausverkauft. Sogar die Matinee-Vorstellungen sonntags um 11 Uhr fanden ein großes Publikum. Im Schnitt wurden bei den Veranstaltungen in diesem Jahr 600 bis 700 Besucher gezählt.
„Geist der Weihnacht“ parallel in Oberhausen
Das Musical „Der Geist der Weihnacht“ nach der Geschichte von Charles Dickens, der Überraschungserfolg des Jahres 2023, ist in diesem Jahr erneut sehr gefragt. Auch die Parallel-Vorstellungen der gleichen Inszenierung im Metronom-Theater Oberhausen, wo das Musical von Dirk Michael Steffan 2001 erstmals gezeigt worden war. Es seien nur einige Anpassungen nötig, weil dort nicht die große Drehbühne des Füssener Hauses zur Verfügung steht, erklärt Sahler.
Weitere erfolgreiche Inszenierungen des Festspielhauses Neuschwanstein gehen ebenfalls auf Reisen. So wird das Frank-Nimsgern-Musical „Die Zauberflöte“ nach erfolgreichen Aufführungen in Füssen und am Deutschen Theater in München zu Beginn des neuen Jahres in Oberhausen zu sehen sein. Immerhin hat es mit den Auszeichnungen als Bestes Musical und in mehreren weiteren Kategorien wesentlich zu den elf Erfolgen des Festspielhauses Neuschwanstein beim „Musical Award“ beigetragen. Allerdings läuft der Austausch auch in Gegenrichtung: Die Partnerschaft mit der Agentur Semmel Concerts bescherte dem Füssener Festspielhaus gerade sechs ausverkaufte Vorstellungen des Musicals „Elisabeth“ in der Schönbrunn-Version aus Wien und bringt im März das Musical Grease in einer Neuinszenierung aus London nach Füssen.
Eine dritte Oper wird zum Musical
In Füssen steht unterdessen im neuen Jahr, in dem das Festspielhaus sein 25-jähriges Bestehen feiert, mit „Freischütz – Das Musical“ der Abschluss der Opern-Trilogie von Frank Nimsgern auf dem Programm. Laut Ankündigung wirft die Inszenierung, die am 1. Mai ihre Uraufführung erleben wird, einen frischen, zeitgemäßen Blick auf alte Mythen. Zu sehen sein wird sie auch bei den Luisenburg-Festspielen im oberfränkischen Wunsiedel, einem weiteren Partner des Festspielhauses. Durch Kooperationen werden die Inszenierungen wirtschaftlicher, zeigt sich Sahler froh über den Austausch.
Als weitere Neuinszenierung feiert das Musical „Die Weiße Rose“ von Alex Melcher und Vera Bolten Ende Juni seine Uraufführung in Füssen. Ein schwerer Stoff, wie Sahler findet. Wie ihn die beiden Macher umsetzen, habe ihn aber bei der Vorstellung auf einer Musicalmesse überzeugt. Mit der Neuinszenierung des Musicals „Der kleine Horrorladen“ über eine fleischfressende Pflanze steht noch ein drittes neues Stück im kommenden Jahr erstmals auf dem Füssener Spielplan.
Zum Jubiläum kehrt das erste Musical noch einmal zurück
Zum Festspielhaus-Jubiläum kehrt zudem das ursprüngliche Musical „Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ in einer konzertanten, halbszenischen Fassung mit Liveorchester auf die Bühne zurück. Sie ist von 21. bis 25. März vier Mal zu sehen. Karten dafür gibt es schon.
Während der Besuch von Reisegruppen, die mit Bussen anreisen, gut läuft, vor allem aus Orten, von denen Füssen über die Autobahn zu erreichen ist, leidet das Festspielhaus Theaterleiter Sahler zufolge weiter an der knappen Bettenkapazität in Füssen. Auch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei schwierig – so sei das Festspielhaus noch immer nicht per Linienbus zu erreichen.
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