Wenn in diesen Wochen über den Bauernkrieg vor 500 Jahren und die zwölf Memminer Forderungs-Artikel gesprochen wird, geht es fast nur um Geschichte. Aber wie leben und arbeiten Landwirtinnen und Landwirte heute? Dem spürt ein Theaterstück nach, das der Kemptener Theaterwissenschaftler und Regisseur Harald Holstein zusammen mit der Schauspielerin Katharina Kempter konzipierte. Sie luden Allgäuer Bauern ein zu erzählen, was sie umtreibt. Holstein und Kempter ließen sie erst einmal reden. Aus dem, was die Landwirte sagten, machte Holstein ein Stück, das kommenden Dienstag uraufgeführt werden wird. „Vom Mut, Bauer und frei zu sein“, heißt es. Nach der Uraufführung im Kemptener Theater wird es auch in Memmingen und Kaufbeuren zu sehen sein. Außerdem gibt es eine Podiumsdiskussion.
Wer ein klassisches Theaterstück mit (spannender) Handlung zur Situation der Allgäuer Bauern erwartet, liegt falsch. Holstein und Kempter nennen ihr Konzept „Dokumentarisches Erzähltheater“, weil neben fünf Profi-Schauspielern auch acht der befragten Bäuerinnen und Bauern auf der Bühne stehen werden. Sie sprechen darüber, was es heute bedeutet, Bauer zu sein. Wie sich der Alltag auf einem Hof gestaltet, und welche Sorgen sie heute haben. Welche Rolle Tierwohl, globale Märkte und Klimaschutz spielen. Und welche Visionen es für eine nachhaltige und faire Zukunft der Landwirtschaft gibt. Die berühmten „Zwölf Artikel“, in denen die Bauern 1525 ihre Forderungen an die Obrigkeit nach Freiheit, Gleichheit und Teilhabe formulierten, sollten die Bauern inspirieren, sagt Harald Holstein. Zentrale Frage: Wie frei ist der Bauer heute?
Sieben Treffen organisierten Regisseur Holstein und Schauspielerin Kempter und führten zudem zahlreiche Interviews. 14 Bäuerinnen und Bauern erklärten sich bereit, bei diesem Projekt, das von der bundesweiten Initiative „Demokratie leben“ gefördert wird, mitzumachen. Sie kommen aus allen Teilen des Allgäus. „Ich war überwältigt von den Persönlichkeiten und der Bandbreite der Themen“, sagt Katharina Kempter. Harald Holstein betont, dass eine große Offenheit und Ehrlichkeit entstanden sei. Schnell wurde klar, dass auch die Unterschiede in der Bauernschaft sehr groß sind. „Jeder hat eine andere Geschichte zu erzählen“, sagt Manfred Gabler, Biobauer aus Haldenwang (Oberallgäu). Im Anschluss an die drei Aufführungen stehen die Beteiligten für Gespräche bereit.
Drei Aufführungen und eine Podiumsdiskussion
„Vom Mut, Bauer und frei zu sein“ wird dreimal aufgeführt (Beginn je 20 Uhr; Karten: lollipop.dein-ticket.shop):
- Dienstag, 25. März, im Stadttheater Kempten
- Freitag, 11. April,im Maximilian-Kolbe-Haus in Memmingen
- Sonntag, 25. Mai, im Stadttheater Kaufbeuren
Eine Podiumsdiskussion über das Thema gibt es am Sonntag, 13. April, um 14 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Steinheim (bei Memmingen). Eintritt frei. Was bewegt Bäuerinnen und Bauern aktuell? Auf welche Zukunft arbeiten sie hin und welche Werte sind ihnen wichtig? Welche politischen und ökologischen Weichenstellungen sind nötig? Mit Gästen aus Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das Publikum ist eingeladen mitzudiskutieren. Organisation und Moderation: Dr. Veronika Heilmannseder. Veranstalter: Stadt der Freiheitsrechte.
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