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Landfrauen im Allgäu: Mehr als Küche, Kochen und Kalender - Heike Zeller im Interview

Heike Zeller im Interview

Landfrauen im Allgäu sind mehr als Küche, Kochen und Kalender

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    Die Allgäuerin Heike Zeller hat beim Oberallgäuer Landfrauentag gesprochen. Unter den Gästen in Dietmannsried war auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
    Die Allgäuerin Heike Zeller hat beim Oberallgäuer Landfrauentag gesprochen. Unter den Gästen in Dietmannsried war auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Foto: privat

    Küche, Kochen und Kalender - die Suche nach dem Begriff Landfrauen im Internet spuckt oft die immer wieder gleichen Begriffe aus. Dabei stehen auch die Landfrauen im Allgäu für wesentlich mehr. Sie sind so vielseitig, wie die Bezeichnungen, die es für Frauen in der Landwirtschaft gibt: Bäuerin, Landwirtin, Betriebsleiterin, mitarbeitende Familienangehörige, Landfrau, Herdenmanagerin . . .

    "Die Kommunikation nach außen liegt oft in den Händen von Frauen, Landfrauen sind auch stark in den sozialen Medien vertreten. Und Frauen sind es, die oft die Innovationen in den Betrieb tragen", sagt Heike Zeller. Die Allgäuerin ist Inhaberin von "aHEU - Regionale Vermarktungsstrategien". Beim Oberallgäuer Landfrauentag hat sie jetzt ein Referat gehalten. Zellers Thema bei der Veranstaltung in Dietmannsried: "Die Taube in der Hand - Moderne Ressourcen der Landwirtschaft".

    Wir haben mit Heike Zeller gesprochen.

    Heike Zeller, in welcher Beziehung stehen Sie zu den Landfrauen, speziell zu denen im Oberallgäu?

    Heike Zeller: Ich bin in Burgberg neben dem Hof meines Onkels groß geworden. Immer wieder habe ich die Landfrauen bei verschiedenen Veranstaltungen getroffen. Zunächst nur im privaten Bereich, jetzt häufiger aus beruflichen Gründen.

    Kommunikation eine Domäne der Landfrauen

    Welche aktuellen Herausforderungen gibt es in der Landwirtschaft, die Landfrauen lösen oder an deren Lösung mithelfen können?

    Zeller: Im Bereich der Kommunikation, dem Kontakt nach draußen, da stehen Frauen in der ersten Reihe. Direktvermarktung und Erlebnisangebote stehen vielmals auf dem Tableau der Frauen. Frauen sind es auch oft, die die Innovationen in den landwirtschaftlichen Betrieb tragen. Da sind sie meist offener als Männer. Das ist aber nicht neu. Frauen auf dem Land haben schon immer viel gestemmt, sie haben immer eine wichtige Rolle gespielt. Das gilt auch für die Zukunft. Da wird auf dem Hof die pure Muskelkraft immer weniger gebraucht.

    Bildungsangebote speziell für Landfrauen

    Hat eine Vereinigung der Landfrauen so wie es sie heute gibt, eine Zukunft?

    Zeller: Natürlich. Landfrauen verbinden, schaffen Geselligkeit. Sie sorgen dafür, dass es jetzt in der Zeit nach Corona wieder zu echten Kontakten kommt. Bildungsangebote speziell für Landfrauen sind und bleiben ein wichtiges Thema. Frauen sind nicht selten im Alter schlecht abgesichert. Die Scheidungsrate ist auf dem Land vielleicht auch deshalb manchmal niedriger, da die Frau aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht gehen kann. Landfrauen müssen auch in politischen Funktionen präsent sein. Sie haben eine andere Sicht auf viele Dinge als Männer.

    Steigende Bedeutung des Nachhaltigkeitsaspekts

    Welche Bedeutung haben die Bereiche Nachhaltigkeit, Social Media?

    Zeller: Diese Bereiche haben eine große Bedeutung. Ums Thema Nachhaltigkeit in Krisenzeiten ging es zuletzt auch bei der DLG-Wintertagung in Hannover, bei der ich auch war. Soll zum Beispiel ein Kredit für den Hof beantragt werden, muss für den zukünftig voraussichtlich ein Nachhaltigkeitsaudit nachgewiesen werden. Es geht u.a. darum, Risiken zu managen und zu kalkulieren, den Betrieb für die Zukunft aufzustellen, Kosten und Aufwand zu reduzieren und nachhaltig die eigenen Wettbewerbsvorteile zu sichern.

    Was den Bereich der Arbeit in den sozialen Medien betrifft, so sind Frauen dort sehr stark vertreten - besonders bei den landwirtschaftlichen Betrieben.

    Landfrauen auch in der Politik aktiv

    Und da geht es dann doch wieder um Kochen, Küche und Kalender, oder?

    Zeller: Das ist teilweise so, aber nicht alleine. Eine Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft hat da einige interessante Ergebnisse hervorgebracht. Es zeigt sich zum Beispiel eine leichte Tendenz zu mehr weiblicher Hofnachfolge. Auch der Anteil von Frauen, die eigenständig landwirtschaftliche Betriebe gründen, nimmt zu. Landfrauen engagieren sich natürlich auch in der Politik.

    Kreisbäuerin Simone Vogler aus Oberstdorf-Schöllang sitzt im Kreistag und mit Susanne Schulze Bockeloh aus Münster in Westfalen gibt es seit

    2022 zum ersten Mal eine Frau als Vizepräsidentin im Deutschen Bauernverband.

    Das ist Heike Zeller

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