Plötzlich fallen ungewollt die Augen zu: Der sogenannte Sekundenschlaf kann für Autofahrer lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Vor wenigen Tagen erlag ein 87-jähriger Autofahrer seinen schweren Verletzungen, die er sich bei einem Unfall in Egg im benachbarten Vorarlberg zugezogen hatte. Der Mann war laut Polizei am Steuer eingenickt und mit seinem Auto auf die Gegenfahrbahn geraten. Dort stieß er mit einem Fahrzeug zusammen. Insgesamt wurden vier Personen verletzt. Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat ist Sekundenschlaf die Ursache für etwa jeden vierten, tödlich ausgehenden Unfall auf Autobahnen. Im Allgäu ereignen sich pro Monat etwa zwei bis drei Unfälle teils schwere Unfälle, weil Menschen am Steuer für wenige Sekunden einschlafen. Das teilte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Sekundenschlaf: Auf diese Warnsignale sollten Autofahrer achten
Die Dunkelziffer dürfte freilich deutlich höher liegen. Zum einen wird nicht jeder Unfall zur Anzeige gebracht. „Wenn jemand am Steuer einnickt und mit seinem Wagen eine Leitplanke tuschiert, wird er sich in der Regel nicht bei uns melden“, nennt Stabik ein Beispiel. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Sekundenschlaf als Unfallursache teils bewusst verschwiegen wird. „Es handelt sich um einen Straftatbestand“, sagt Stabik.
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Im Unterschied dazu wird beispielsweise die Handy-Nutzung am Steuer „nur“ als Ordnungswidrigkeit eingestuft. „Sekundenschlaf kann junge Autofahrer genauso treffen wie ältere“, sagt Sprecher Holger Stabik. Wie der buchstäbliche Blitz aus heiterem Himmel kommt Sekundenschlaf allerdings nicht, teilt der ADAC mit. „Es gibt davor Anzeichen von Schläfrigkeit. Nur werden diese manchmal falsch gedeutet und sogar missachtet“, warnt der Automobil-Club. Zu den Warnzeichen zählen unter anderem:
- Die Augen brennen, die Lider sind schwer
- Häufiges Gähnen
- Konzentrationsprobleme
- Augen schließen sich unwillkürlich
- Probleme, die Spur zu halten
- Blick haftet starr auf der Fahrbahn.
- Erinnerung an die letzten gefahrenen Kilometer wird schwächer
„In solchen Fällen heißt es: Sofort Parkplatz aufsuchen und abschalten“, sagt Holger Stabik. Schon ein Kurzschlaf von 10 bis 15 Minuten könne Autofahrer wieder eine Weile fit machen. Allerdings können diese Phasen nicht den normalen Nachtschlaf ersetzen. „Grundsätzlich sollte man eine Fahrt fit und ausgeschlafen antreten.“ Regelmäßige Pausen oder Fahrerwechsel seien ebenso wichtig wie der Blick auf die individuelle Tagesform.
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