Das Bild, das sich zu Beginn der Corona-Pandemie in vielen Supermärkten bot, war beinahe post-apokalyptisch: Dort, wo einmal Nudeln standen, klaffte nur noch Leere. Das Toilettenpapier war begehrt wie nie. Und dann kam auch noch ein Hefe-Notstand hinzu. Viele Menschen versuchten mit Hamsterkäufen die unsichere Corona-Lage zu bewältigen. Als sich die Situation über den Sommer etwas beruhigte, ließen auch die Hamsterkäufe nach. Aber droht aufgrund der zweiten Corona-Welle auch eine zweite Hamster-Welle?
Eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter knapp 6.000 Menschen Mitte Oktober zeigt zumindest: Jeder zehnte Verbraucher in Deutschland will sich in den kommenden Wochen verstärkt mit Toilettenpapier, Nudeln und anderen Waren des täglichen Gebrauchs eindecken. Zeichnet sich in den Verbrauchermärkten in der Region dieser Trend bereits ab?
Feneberg beobachtet wieder erste Hamsterkäufe
"Wir können derzeit wieder erste Tendenzen in Richtung Hamsterkäufe beobachten, bei den bekannten Produkten wie zum Beispiel Toilettenpapier", sagt eine Pressesprecherin von Feneberg. "Die Warenversorgung ist aber gesichert."
Martin Glöckner, Assistent der Geschäftsleitung der V-Märkte, sieht hingegen keine zunehmenden Hamsterkäufe. Die Einkaufswägen seien zwar schon voller, "das merkt man auf alle Fälle", sagt er. Die größeren Einkäufe liegen ihm zufolge aber vor allem daran, dass die Kunden versuchen, ihr Ansteckungsrisiko zu minimieren und deshalb seltener einkaufen gehen. Dementsprechend sei es nicht verwunderlich, dass dann an einem Tag insgesamt mehr gekauft werde. Außerdem gebe es viele Menschen, die für andere mit einkaufen gehen, zum Beispiel zur Nachbarschaftshilfe. "Aber deshalb wird nicht mehr Klopapier gekauft", sagt Glöckner und wiegelt ab.
Dennoch warnt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vor Hamsterkäufen. Sie appelliert an die Verbraucher, keine größeren Mengen einzukaufen als sonst. "Für Hamsterkäufe gibt es keinen Grund", sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Die Lieferketten funktionieren - das gilt nach wie vor." Zu keiner Zeit in der Pandemie sei die Lebensmittelversorgung in Deutschland gefährdet gewesen.
Auch Martin Glöckner sagt, er mache sich keine Sorgen über Engpässe. Denn das Zentrallager der V-Märkte ist ihm zufolge voll. (Alle aktuellen Entwicklungen zu Corona im Allgäu, Bayern und der Welt laufend in unserem Newsblog)
Apotheken: Produkte, die damals knapp waren, sind jetzt kein Problem mehr
Zu Anfang der Corona-Pandemie waren Hamsterkäufer aber nicht nur in Supermärkten unterwegs, sondern auch in Apotheken. Vor allem Desinfektionsmittel, Masken und das fiebersenkende Mittel Paracetamol waren heiß begehrt und teilweise knapp. Dr. Martin Pfefferle, Sprecher der Apotheken in Kempten und Umgebung, ist allerdings momentan noch nicht besorgt, dass eine solche Situation angesichts der steigenden Infektionszahlen in der Region bald wieder eintreten könnte. Hamsterkäufe könne er in seiner Apotheke in Waltenhofen bisher nicht beobachten.
Außerdem seien die Apotheken jetzt wesentlich besser vorbereitet als noch zu Beginn der Pandemie: "Die Apotheken haben geschaut, dass die Leute versorgt sind", sagt Pfefferle - und davon profitieren sie auch jetzt noch: "Die Lieferketten sind stabiler, der Großhandel ist bevorratet mit Alkohol und es sind wieder genügend Gefäße verfügbar." Diese werden gebraucht, um selbst hergestelltes Desinfektionsmittel abzufüllen. Zusammenfassend sagt Pfefferle: "Die Sachen, die damals knapp waren, sind jetzt kein Problem mehr." Einzig manche Impfstoffe seien Mangelware. Dabei gehe es nicht nur um den Grippe-Impfstoff, sondern beispielsweise auch um den Pneumokokken-Impfstoff. Dieser sei schon immer recht knapp gewesen, doch weil sich im Zuge der Corona-Pandemie mehr Menschen aus den Risikogruppen impfen lassen, habe sich die Lage verschärft. (Lesen Sie dazu auch: Als Regaleinräumer im Supermarkt: "Guck mal, die Nudeln kommen!")