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Mindelheim: Anwohner haben Sorge: Ärger um umgestürzte Bäume in Mindelheim

Mindelheim

Anwohner haben Sorge: Ärger um umgestürzte Bäume in Mindelheim

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    Bei einem Sturm im Hochsommer ist diese städtische Birke in der Hopfenstraße in Mindelheim auf ein privates Grundstück gefallen.
    Bei einem Sturm im Hochsommer ist diese städtische Birke in der Hopfenstraße in Mindelheim auf ein privates Grundstück gefallen. Foto: Robert Greisel

    Robert Greisel wohnt in der Hopfenstraße im Nordwesten von Mindelheim. Fünf Birken seien an der Mindel in Nähe seines Anwesens innerhalb von nur sechs Wochen durch Stürme gebrochen. Am 11. Juli gab es ein schweres Unwetter, ebenso am 24. August mit starkem Wind über dem Bergwald. Betroffen war die Westseite der alten Mindel im Bereich nördlich der Luxenhofer Straße bis zum Schinderweg Richtung Norden, schildert Greisel die Situation. 

    Der Bauhof der Stadt Mindelheim hat die Sturmschäden beseitigt

    Die Stadt hat die Sturmschäden in der Folge beseitigt. Dafür ist Greisel dem Bauhof auch dankbar. Der Verwaltung allerdings hält der Anwohner vor, dass sie nichts weiter unternommen habe – außer festgestellt, dass die Birken Windstärke acht aushalten. Das bedeute aber, dass die Versicherung der Stadt Mindelheim keine Haftung für Schäden überrnimmt. Anders gesagt: Will sich der Anwohner, auf dessen Grundstück nur kleine Bäume stehen, gegen herabfallende Äste oder Baumteile absichern, müsste er selbst eine Versicherung abschließen. Er müsste sich also für Schäden absichern, die von Bäumen ausgehen, die auf städtischen Grund stehen. Greisel sieht das nicht ein. Bei Windstärke acht könne es auch mal zu einer Böe mit Windstärke zehn oder mehr kommen. 

    Ein Sturm hat Schäden durch umgestürzte Bäume verursacht

    Am 24. August sei es zu erheblich mehr Schäden durch umgestürzte Birken gekommen, berichtet Robert Greisel. Er möchte aber keine Versicherung in Anspruch nehmen für Schäden, die von städtischem Grund ausgehen. Im Umwelt-, Verkehrs- und Bauausschuss war der Antrag, weitere Birken in dem Bereich zu fällen, einstimmig durchgefallen

    Der betroffene Anlieger wirft der Stadtverwaltung vor, die Tatsachen heruntergespielt zu haben. Es seien immer noch Bäume vorhanden, die auf das Haus von Greisel fallen könnten. Diese Bäume seien 25 Meter hoch und erreichten das Hausdach. Stadtgärtner Martin Honner hatte die Lage im Ausschuss so dargestellt, als ginge von der Baumreihe für die Anwohner keine Gefahr aus. 

    Bund Naturschutz: Es werden zu viele Bäume gefällt

    Unterdessen beklagt der Bund Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu, dass in den Siedlungen zu viele Bäume gefällt würden. „Gerade in Zeiten der Klimaerwärmung sind wir auf Siedlungsbäume angewiesen“, betont der stellvertretende Kreisvorsitzende Martin Muth. Die Erfahrung zeige, dass über den Winter in den Dörfern und Städten zu viele Bäume gefällt werden, „obwohl wir die Bäume brauchen und sie zahlreiche wichtige Funktionen erfüllen: Sie spenden Schatten und schützen vor Hitze, sie reinigen die Luft, sie bieten Tierarten Lebensraum, sie prägen unsere Ortsbilder – kurz: sie verbessern unsere Lebensqualität.“

    Die Gründe, warum Bäume in Siedlungen gefällt werden, sind vielfältig – wegen Bauarbeiten, weil das Laub stört, weil Bäume zu viel Schatten werfen, aus Angst vor herabfallenden Ästen oder weil der Baum „eh schon krank ist“. Diesen Argumenten hält der Bund Naturschutz entgegen: Bei Baumaßnahmen kann auf Bäume genauso Rücksicht genommen werden wie auf andere Schutzgüter wie Gebäude und Leitungen. 

    So sollte es nach den Vorstellungen des Bund Naturschutz in Zeiten des Klimawandels nicht laufen: gefällte Bäume entlang einer Straße.
    So sollte es nach den Vorstellungen des Bund Naturschutz in Zeiten des Klimawandels nicht laufen: gefällte Bäume entlang einer Straße. Foto: Martin Muth / Bund Naturschutz

    Bäume werfen Schatten und nehmen Licht – aber sie sorgen auch für Kühlung und Hitzeschutz. Kommunen sollten in den kommenden Jahren Hitzeaktionspläne entwickeln, bei denen die Erhaltung von Laubbäumen ein wichtiger Aspekt sein werde. „Jetzt große Bäume zu fällen, um nach Vorliegen eines Hitzeaktionsplans kleine Bäume zu pflanzen, macht keinen Sinn“, sagt Muth.

    Oft werden Bäume aus Angst vor Sturmschäden und Schadensersatzansprüchen gefällt, da Baumbesitzer der Verkehrssicherungspflicht an Gehwegen und Straßen unterliegen. Was die Meisten aber nicht wissen: Besitzer von größeren Bäumen sollten ein- bis zweimal jährlich ihren Baum selbst begutachten und dies dokumentieren. Werden Gefahren festgestellt, etwa morsche Äste über dem Gehweg, so müssen diese entfernt werden. Sind keine Gefahren erkennbar, und wurde dies dokumentiert, so haftet der Besitzer auch nicht im Schadensfall. Dies sei durch mehrere Urteile des Bundesgerichtshofs bestätigt worden.

    Bäume bieten Lebensräume für viele geschützte Tierarten

    Auch der Artenschutz muss beachtet werden. Weist ein Baum Höhlen, Spalten, Nester und andere mögliche Unterschlüpfe für geschützte Tierarten auf, so darf er ohne eine naturschutzrechtliche Prüfung nicht gefällt werden – es gelten hier die gleichen Vorschriften wie beim Abriss eines alten Gebäudes.

    Der Appell, Bäume zu erhalten, richtet sich an alle Personen. Besondere Verantwortung tragen jedoch die Kommunen aufgrund ihrer Vorbildfunktion. Im Unterallgäu gibt es nur zwei Städte mit einer Baumschutzverordnung – Bad Wörishofen und Memmingen. In allen anderen Gemeinden genießen zumindest die privaten Bäume keinen Schutz. Der Bund bittet daher alle privaten Baumbesitzer sowie alle Kommunalpolitiker, von voreiligen Fällungen abzusehen und sich für die Erhaltung der Bäume einzusetzen.

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