Unterallgäu

In diesem Allgäuer Landkreis wird die Müllabfuhr deutlich teurer

Müllabfuhr Abfallgebühren Abfallentsorgung

Allgemein steigende Preise und die CO2-Bepreisung sorgen dafür, dass die Kosten für die Abfallentsorgung drastisch steigen. Was das für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet, liegt auf der Hand: Sie müssen ab dem kommenden Jahr höhere Müllgebühren zahlen.

Bild: Julian Stratenschulte, dpa

Allgemein steigende Preise und die CO2-Bepreisung sorgen dafür, dass die Kosten für die Abfallentsorgung drastisch steigen. Was das für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet, liegt auf der Hand: Sie müssen ab dem kommenden Jahr höhere Müllgebühren zahlen.

Bild: Julian Stratenschulte, dpa

In einem Allgäuer Landkreis müssen Allgäuerinnen und Allgäuer 2023 über 40 Prozent mehr Müllgebühren zahlen. Mehr zu den "schmerzlichen Entwicklungen".
06.10.2022 | Stand: 11:41 Uhr

Völlig überraschend kommt die schlechte Nachricht nicht: Schon im Januar hatte Edgar Putz, der Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft, die Kreisrätinnen und -räte darauf eingestimmt, dass kein Weg daran vorbeiführen wird, die Müllgebühren ab Januar 2023 zu erhöhen. Überraschend war in der jetzigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz allenfalls, wie deutlich die Gebühren steigen werden: Ein Haushalt mit bis zu sechs Personen, zahlt dann für eine 60-Liter-Rest- und eine ebenso große Biomülltonne 40,44 Prozent mehr als bisher.

Die prozentuale Erhöhung sei schon erheblich, räumte Landrat Eder ein. „Im absoluten Bereich ist es aber vielleicht noch erträglich“, hofft er. Da zahlt der genannte Beispielhaushalt dann nämlich 54,60 Euro im Jahr mehr. Wer nur eine Restmülltonne leeren lässt, muss je nach deren Größe jährlich zwischen 34,20 und 68,40 Euro mehr zahlen. „Kostenerhöhungen sind – gerade in Zeiten, in denen alles teurer wird – nie schön“, so Eder. „Aber es gibt keine Alternative.“

Die CO2-Bepreisung treibt die Kosten für die Entsorgung zusätzlich nach oben

Das hatte zuvor auch Edgar Putz deutlich gemacht: Bereits im September 2021 seien die Preise für die Entsorgung im zweistelligen Bereich gestiegen. Durch den Ukraine-Krieg und die Preisexplosion am Gas- und Mineralölmarkt habe sich diese Entwicklung „in einer Weise dynamisiert und katalysiert, wie man sich das bisher nicht hat vorstellen können“, so Putz. Zwar befänden sich derzeit auch die Erlöse für die sogenannten Sekundärrohstoffe, also beispielsweise Altpapier und Altmetall, auf bislang nicht gekannten Höhen. Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass diese Spitzenpreise nicht zu halten sein werden. Und selbst wenn, würden sie nicht ausreichen, um die immensen Preissteigerungen bei der Entsorgung auszugleichen.

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Für den Kalkulationszeitraum von 2023 bis 2026 rechnet Putz mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro. Neben allgemeinen Preissteigerungen treibt auch die CO2-Bepreisung die Kosten nach oben: Sie gilt ab dem kommenden Jahr nämlich auch für die Müllverbrennung. Für jede Tonne Hausmüll, deren Verbrennung etwa eine Tonne CO2 verursacht, werden dann 35 Euro fällig, 2024 steigt die Abgabe auf 45 Euro und 2025 auf 55 Euro. Sie soll dazu animieren, CO2 einzusparen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Politik nach Ansicht von Putz jedoch bereits bei der Entstehung eines Produkts ansetzen und nicht erst bei dessen Entsorgung. Denn da sei die Müllverbrennung alternativlos.

Durch Mehrausgaben und Mindereinnahmen klafft im Haushalt der Unterallgäuer Abfallwirtschaft ein Loch von 5,8 Millionen Euro

Doch nicht nur die Entsorgung von Restmüll wird sich verteuern, sondern auch die von Bio- und Gartenabfällen. Seit Januar hätten die Preise dafür bereits um 14 und 16 Prozent angezogen, so Putz, der von weiteren Steigerungen bis zu 25 Prozent ausgeht. Hinzu kommen deutliche Mengensteigerungen: 2021 landeten rund 185 Tonnen mehr Bioabfälle in der braunen Tonne als 2020, die Gartenabfälle nahmen um 2100 Tonnen zu. Die Ausgaben stiegen deshalb allein in diesem Bereich um fast 275.000 Euro.

Sollten die Preise für Sekundärrohstoffe wie erwartet sinken, rechnet Putz damit, dass der Landkreis eine Million Euro weniger einnimmt als bisher. Zusammen mit den erwarteten Mehrausgaben ergibt das ein Loch von 5,8 Millionen Euro, das ohne eine Gebührenerhöhung in seinem Etat klaffen würde. Das aber wäre rechtlich nicht zulässig: Die Abfallentsorgung muss kostendeckend sein. „Es sind schmerzliche Entwicklungen, das steht außer Frage“, sagte Putz. Er sei selbst Kunde der Abfallwirtschaft und deshalb auch persönlich daran interessiert, dass die Erhöhung so gering wie möglich ausfalle. Außerdem versuche seine Abteilung, die Kosten zu optimieren. Allein durch den zentralen Gebühreneinzug seit diesem Jahr konnten 120.000 Euro eingespart werden, so Putz.

Künftig wird das Grüngut im Unterallgäu wieder abgeholt

Den Bürgerinnen und Bürgern rät er, nach Möglichkeit Tonnengemeinschaften zu bilden: Werde der Müll konsequent getrennt, reiche eine 60-Liter-Restmülltonne für bis zu sechs Personen. Auch die Kompostierung im eigenen Garten könnte dazu beitragen, die Ausgaben für die Grüngutentsorgung zu senken – und so langfristig auch wieder die Gebühren. Die sind in anderen Landkreisen teils günstiger. Diese hätten die Gebühren aber Anfang 2021 unter anderen Voraussetzungen kalkuliert, gab Putz zu bedenken. Die aktuellen Entwicklungen seien noch nicht eingepreist, sodass voraussichtlich einige Landkreise neu kalkulieren müssen, schätzt er.

Zu guter Letzt stellte Putz einen neuen, alten Service vor: Die Grüngutsammlung, die vor einigen Jahren aus Kostengründen eingestellt wurde, kehrt auf vielfachen Wunsch der Ausschussmitglieder zurück. Allerdings werden nicht mehr wie früher alle Haushalte angefahren, sondern die Abholung muss – ähnlich wie beim Sperrmüll – bestellt werden. Sie ist auch nicht das ganze Jahr über möglich, sondern nur innerhalb eines Zeitfensters im Frühling und Herbst. Dem Besteller wird dann ein verbindlicher Abholtermin mitgeteilt. Pro Auftrag werden bis zu drei Kubikmeter Grüngut mitgenommen – allerdings nicht mehr kostenlos: Pro Auftrag werden 90 Euro fällig. Hermann Glas (Freie Wähler) bezeichnete diesen Preis als „indiskutabel“. Putz sprach zwar ebenfalls von einem „teuren Spaß“ und räumte ein, dass private Dienstleister den Service vermutlich günstiger anbieten. Dem Landkreis sei das aber nicht möglich.

Die Müllgebühren pro Jahr im Überblick

Restmüll:

  • 60-Liter-Tonne: 115,20 Euro (bislang 81 Euro)
  • 80-Liter-Tonne: 153,60 Euro (bislang 106,92 Euro)
  • 120-Liter-Tonne: 230,40 Euro (bislang 162 Euro)
  • 240-Liter-Tonne: 460,80 Euro (bislang 324 Euro)
  • 1100-Liter-Tonne: 2112 Euro (bislang 1483,92 Euro)
  • 1100-Liter-Tonne (mit wöchentlicher Abholung): 4224 Euro (bislang 2967,84 Euro)

Sperrmüll:

Bis zu drei Kubikmeter Sperrmüll sind kostenlos. Jeder weitere angefangene Kubikmeter kostet wie bisher 25 Euro.

Biomüll:

  • 60-Liter-Tonne: 74,40 Euro (bislang 54 Euro)
  • 80-Liter-Tonne: 99,60 Euro (bislang 72 Euro)
  • 120-Liter-Tonne: 148,80 Euro (bislang 108 Euro)
  • Von 2004 bis 2011 waren die Preise für die Biomüll-Tonne schon einmal deutlich höher. Damals lagen sie je nach Tonnengröße bei 84 Euro, 110,40 Euro und 168 Euro.

Grüngut:

An einigen Wertstoffhöfen im Landkreis Unterallgäu können wie bislang bis zu zwei Kubikmeter Grüngut – das entspricht etwa einem kleinen Autoanhänger – kostenlos abgegeben werden. Die Abholung von bis zu drei Kubikmetern kostet 90 Euro. Mehrfachbestellungen sind möglich.