Jan Rothenbacher wurde im Rathaus Memmingen als neuer Oberbürgermeister vereidigt.
Bild: Ralf Lienert
Jan Rothenbacher wurde im Rathaus Memmingen als neuer Oberbürgermeister vereidigt.
Bild: Ralf Lienert
Er rückte noch einmal das blaue Jackett zurecht, dann hob Jan Rothenbacher die rechte Hand und wurde als neuer Oberbürgermeister von Memmingen vereidigt. Die Amtseinführung war von viel Freude, Anerkennung, Glückwünschen aber auch Appellen und ersten Forderungen geprägt. Der Sozialdemokrat hatte im ersten Wahlgang mit 55,4 Prozent der Stimmen die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler auf sich vereinigt. Der 30-Jährige löst somit Manfred Schilder (CSU) ab. Die Feierlichkeiten dazu fanden im Rathaus statt.
Jan Rothenbacher hatte gerade die Amtskette durch Bürgermeisterin Margareta Böckh entgegengenommen, da trat er auch schon an das Mikrofon. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, seine Stimme wirkte am Anfang noch etwas zittrig.
„Mit großem Respekt, aber auch großer Freude trete ich dieses Amt in unserer traditionsreichen und geschichtsreichen Stadt Memmingen an“, sagte Rothenbacher. In den vergangenen Tagen sei er freundlich und konstruktiv im Rathaus aufgenommen worden. Das gebe ihm Mut. Kraft hingegen habe er aus der vorangegangenen ökumenischen Andacht geschöpft.
Es sei ihm klar, dass es nun noch mehr Kraft, noch mehr an Anstrengung bedürfe. Deswegen dankte er sogleich seiner Familie mit seiner Frau Ariana und den Eltern Birgit und Götz: „Sie haben mich stets nach Kräften unterstützt und insbesondere rund um die Versorgung unserer Söhne Samuel und Caspar, aber auch bei allen möglichen anderen spontanen Anliegen alles möglich gemacht, um mir bestmöglich den Rücken freizuhalten.“ Er sei dankbar, dass seine Familie auch künftig an seiner Seite stehe.
Klinik-Neubau, Kombibad, Schulsanierungen, Ganztagsbetreuung, Digitalisierung, Klimawandel, Inklusion und Integration: Im Wahlkampf sei bereits deutlich geworden, dass vielfältige Aufgaben zu bewältigen sind. Seine Wahl sieht Rothenbacher als „starken Vertrauensbeweis“, gleichzeitig als „Verpflichtung und deutlichen Auftrag für die kommenden sechs Jahre, mein Bestes für die Stadt Memmingen zu geben“.
Konkret bedeute das, zur Lösung der vielfältigen Themen die Bürger mit ins Boot zu holen, die Vereine, Initiativen sowie Unternehmen nicht aus dem Blick zu verlieren und die Verwaltung so aufzustellen, dass diese Herausforderungen gemeistert werden können. „Lassen Sie uns die Aufgaben gemeinsam angehen“, appellierte das neue Stadtoberhaupt.
Diese Aufforderung hatte er zuvor auch von Margareta Böckh erhalten. Sie zitierte aus Goethes Faust, was neues Leitbild sein soll: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich endlich Taten sehn. Indes Ihr Komplimente drechselt, kann auch Nützliches geschehn.“ Die Bürgermeisterin prophezeite: „Die Mitglieder des Rates der Stadt Memmingen sind überwiegend in einem höheren Lebensalter als Sie. Unser Rat wird daher künftig geprägt sein von jugendlichem Elan und der langjährigen Erfahrung von Frauen und Männern. Unsere Verbindung wird der gemeinsame Wählerauftrag sein, das Beste der Stadt zu suchen.“
Kommunalpolitik bedeute ein Austarieren eines ständig herrschenden Spannungsfeldes. „Nichtsdestotrotz müssen wir in Memmingen die Ärmel hochkrempeln und Gas geben“, meinte Böckh. Der Bürger erwarte ein professionelles Agieren auf sämtlichen Politikfeldern. Alles dafür zu tun, versprach Jan Rothenbacher bei seiner Vereidigung durch das älteste Mitglied des Stadtrates Memmingen und Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger.
„Noch etwas gewöhnungsbedürftig“, fand Stadtrat Horst Holas, der Vorsitzende der CSU/FDP-Fraktion, die neue Ansprache „Oberbürgermeister Jan Rothenbacher“. Das Wahlergebnis sei aber eindeutig gewesen. „Ich gestehe, dass es für mich persönlich und unsere Fraktion am Wahlabend eine ernüchternde Entwicklung war“, so Holas in seinen Worten zum Amtsantritt. Der Erfolg des 30-Jährigen verdiene Respekt. „Schon an dieser Stelle will ich Ihnen selbstverständlich die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zusprechen; persönlich, für unsere Fraktion und für den gesamten Stadtrat“, richtete sich Holas an Rothenbacher.
Diese Zusammenarbeit sei der richtige und erfolgversprechende Weg, um über die besten Lösungen für die Stadt zu entscheiden. Darin liege das gemeinsame Interesse. Eine an der Bürgerschaft orientierte Stadtpolitik bedürfe unterschiedlicher Dialogformate. Holas wünsche sich von Rothenbacher, dass dieser darauf weiter eingehe und sich zu Themen wie Energieversorgung, Arbeitskräftebedarf, Wohnraum, Bildungsangebote und Willkommenskultur deutlich positioniere.
Hier finden Sie weitere Bilder von der Amtseinführung und Vereidigung