Pilotprojekt in Bayern

Gegen Einsamkeit: "Ratschkasse" in Buxheim eröffnet

Klaus Holetschek steht an der „Ratschkasse“ in Buxheim und kommt beim Kassieren mit den Kunden ins Gespräch.

Klaus Holetschek steht an der „Ratschkasse“ in Buxheim und kommt beim Kassieren mit den Kunden ins Gespräch.

Bild: Maike Scholz

Klaus Holetschek steht an der „Ratschkasse“ in Buxheim und kommt beim Kassieren mit den Kunden ins Gespräch.

Bild: Maike Scholz

Klaus Holetschek eröffnet im Unterallgäu einen bayernweiten Präventionsschwerpunkt. Ziel ist, das Alleinsein zu mindern.
27.04.2023 | Stand: 17:44 Uhr

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) wirkt konzentriert. Er steht im Edeka-Supermarkt Abröll-Groiß in Buxheim (Unterallgäu) an der Kasse und scannt eine Ware nach der anderen ein. Immer wieder lächelt er, beginnt mit den Kundinnen und Kunden ein Gespräch. Das hat System. Holetschek eröffnet mit dieser Aktion bayernweit einen Präventionsschwerpunkt zu gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit.

"Ratschkasse" in Buxheim eröffnet

„Einsamkeit ist ein ganz wichtiges Thema, kann alle treffen – unabhängig von Alter und Geschlecht. Gerade in der Pandemie-Zeit hat sich das Gefühl deutlich verstärkt. Es ist wichtig, aufeinander zu schauen“, sagt er. Da chronische Einsamkeit auch Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit haben könne, habe er das Thema zum Präventionsschwerpunkt 2023 des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege gemacht. Das Motto lautet: „Licht an. Damit Einsamkeit nicht krankt macht.“

Gemeinsam gegen Einsamkeit: Bei der Eröffnung der Ratschkassen-Aktion in Buxheim (von links): Klaus Holetschek, Ilka Abröll-Groiß und Reiner Groiß.
Gemeinsam gegen Einsamkeit: Bei der Eröffnung der Ratschkassen-Aktion in Buxheim (von links): Klaus Holetschek, Ilka Abröll-Groiß und Reiner Groiß.
Bild: Maike Scholz

„Wir selbst haben im Alltag festgestellt, dass Einsamkeit ein großes Thema ist“

Im Leben bleibe oft zu wenig Zeit, häufig sei man selbst gehetzt. „Wir wollen ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung für die Problematik schaffen.“ So würden zahlreiche Projekte unterstützt, um Einsamkeit zu vermeiden und zu bekämpfen – wie etwa die neue „Ratschkasse“ im Buxheimer Supermarkt. Die Aktion ist auf den Zeitraum von April bis Juli beschränkt und kann montags bis donnerstags von 9 bis 11 Uhr genutzt werden. Die Kassiererinnen und Kassierer sind geschult.

„Wir selbst haben im Alltag festgestellt, dass Einsamkeit ein großes Thema ist. Wir können damit einen kleinen Baustein setzen und probieren es aus“, sagt Betreiberin Ilka Abröll-Groiß. Ihr Mann Reiner Groiß ergänzt: „Der Supermarkt soll eine Plattform sein, um in Kontakt zu treten und sich zu integrieren.“ Natürlich gehe heute alles schneller – und müsse es auch. Doch das Betreiber-Ehepaar möchte diese Aktion bewusst nutzen, um für die Thematik zu sensibilisieren.

An der Ratschkasse sollen Kassiererinnen und Kassierer mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch kommen können - ohne Zeitdruck.
An der Ratschkasse sollen Kassiererinnen und Kassierer mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch kommen können - ohne Zeitdruck.
Bild: Maike Scholz

Anderswo kommt das Konzept sehr gut an

„Dass das Konzept sehr gut angenommen wird, zeigen Beispiele aus dem fränkischen Schweinfurt oder aus dem Ausland: In immer mehr französischen Supermärkten gibt es ,Blabla-Kassen’, also ,langsame Kassen’, bei denen sich niemand beeilen muss und auch einmal Zeit für einen Plausch ist“, so Klaus Holetschek, der in Buxheim gleich seine ersten Erfahrungen sammelt und bekennt: Das kann schon anstrengend, aber auch bereichernd sein. Was wird aus dem gerade eingekauften Knoblauch gekocht? Welche Zeitschrift wird gerne gelesen? Wie geht es Ihnen heute? Der Gesundheitsminister versucht sich selbst im Ratschen und bemerkt: „Der Supermarkt ist ein Ort der sozialen Begegnung.“

Weitere Infos gibt es unter www.einsamkeit.bayern.de

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