Der Mammutprozess geht in eine weitere Runde: Statt dem für heute geplanten Urteil müssen sich die Verfahrensbeteiligten weiter gedulden. Das Memminger Schwurgerichts unter Vorsitz von Christian Liebhart wollte heute ein Urteil fällen und den Prozess damit zu Ende bringen: 22 Zeuginnen und Zeugen wurden bislang gehört, gestern hätte ein abschließendes psychiatrisches Gutachten den Richtern die Entscheidung erleichtern sollen. Doch daraus wird nichts – der Gutachter muss wegen einer Corona-Infektion kurzfristig absagen. Jetzt soll es Mitte April weitergehen.
Dem Angeklagten könnte sogar eine lebenslängliche Haftstrafe drohen
Am Donnerstag hätte das Plädoyer von Verteidiger Alexander K. Esser (München) auf der Tagesordnung gestanden. Dem Angeklagten, der seit der Tat in Untersuchungshaft sitzt, wird ein Totschlag zur Last gelegt. Das Gesetz sieht hierfür eine Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren, in besonders schweren Fällen lebenslängliche Haft vor.
Die Bluttat in der Nacht auf Sonntag, 28. März 2021, hatte Bad Wörishofen erschüttert: Mindestens 35 Mal hatte Rusi I. mit mehreren Messern auf seine Freundin eingestochen und sie mit wuchtigen Stichen in Hals, Gesicht und Brust getötet. Er ließ sich nach der Tat widerstandslos festnehmen. Den Ermittlern bot sich ein Bild des Schreckens: „Wie in einem Schlachthaus“ habe es dort ausgesehen, beschrieb ein Kripofahnder während des Prozesses den Tatort.
Letztlich geht es immer mehr um die Frage, inwieweit der 28-Jährige für seine Tat verantwortlich gemacht werden kann oder ob es Umstände gab, die eine Verminderung seiner Schuldfähigkeit herbeiführten.
Dabei gilt es auch zu beurteilen, ob der jahrelange Alkoholmissbrauch dazu beigetragen hatte, dass die Situation in der Nacht zum 28. März 2021 im ehemaligen Kurhaus Raffler derart blutig eskalieren konnte.