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Müssen Flüchtlinge bald in Turnhallen? Ukraine, Unterbringung, Wohnungsmangel

Wohnungsknappheit

Müssen Geflüchtete im Allgäu bald wieder in Turnhallen unterkommen?

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    Etwa 15.000 Flüchtlinge leben derzeit im Allgäu. Einige sind in Sammelunterkünften untergebracht. Weil der Wohnraum aber knapp ist, erwägen Städte und Landkreise, Flüchtlinge auch in Turnhallen unterzubringen. Unser Archivbild entstand kurz nach Kriegsausbruch in der Schrader-Turnhalle in Kaufbeuren.
    Etwa 15.000 Flüchtlinge leben derzeit im Allgäu. Einige sind in Sammelunterkünften untergebracht. Weil der Wohnraum aber knapp ist, erwägen Städte und Landkreise, Flüchtlinge auch in Turnhallen unterzubringen. Unser Archivbild entstand kurz nach Kriegsausbruch in der Schrader-Turnhalle in Kaufbeuren. Foto: Mathias Wild (Archiv)

    Landrat Alex Eder wählt klare Worte: „Wir laufen voll. Die Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Unterallgäu sind ausgeschöpft.“ Insgesamt rund 15.000 Geflüchtete leben aktuell im Allgäu – etwa 7000 von ihnen kommen aus der Ukraine. Das geht aus den Daten der Kreise und kreisfreien Städte hervor. Für 2023 werden weiter steigende Zahlen erwartet. Was die ohnehin schon angespannte Wohnungssituation weiter verschärfen würde.

    „Wenn die Lage so angespannt bleibt, werden wir im neuen Jahr irgendwann auch wieder in Turnhallen müssen. Wir versuchen das aber natürlich nach Kräften zu vermeiden“, sagt der Unterallgäuer Freie-Wähler-Landrat. Denn die Turnhallen seien nach den Corona-Jahren für Sportvereine und Schulen jetzt besonders wichtig.

    Lindauer Landrat befürchtet "gesellschaftliche Probleme"

    Derzeit sind Flüchtlinge noch nirgends im Allgäu in Hallen untergebracht. Sollte es jedoch „größere Fluchtbewegungen“ geben, könne man nicht ausschließen, dass es soweit kommt, sagt der Leiter des Kaufbeurer Sozialreferats, Markus Pferner. Dem müsse unbedingt auf deutscher und europäischer Ebene entgegengesteuert werden, ergänzt Elmar Stegmann (CSU), Lindauer Landrat und Sprecher der schwäbischen Kreischefs. Er befürchtet sonst „gesellschaftliche Probleme“: „Irgendwann verliert die Bevölkerung die Akzeptanz.“ Es sei für Städte, Gemeinden und Landkreise sowie die ehrenamtlichen Helferkreise nicht dauerhaft leistbar, die große Anzahl an Menschen angemessen unterzubringen und zu integrieren.

    Heimenkirch engagiert sich im Libanon für Flüchtlinge

    Damit Flüchtlinge erst gar nicht nach Europa kommen, beteiligt sich die Gemeinde Heimenkirch an einem besonderen Projekt, das im Jahr 2017 auf Initiative des damaligen Bundesentwicklungsministers Gerd Müller (CSU) entstanden ist. Die Westallgäuer unterstützen die libanesische Kommune Ghazzé. In dem 6000-Einwohner-Ort leben derzeit etwa 36.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Konkret geht es um einen desolaten Bürgerpark: Der soll mit tatkräftiger Hilfe aus Heimenkirch, aber auch von libanesischen Firmen instand gesetzt werden, damit die in Zelten lebenden Flüchtlinge sich dort treffen und Sport treiben können. Das sei zwar nur eine punktuelle, aber dennoch sinnvolle Hilfe, sagt Heimenkirchs Bürgermeister Markus Reichart. Bei einem weiteren Projekt werden von der schwäbischen Jugendbildungsstätte in Babenhausen (Landkreis Unterallgäu) junge Libanesen und Allgäuer gemeinsam zu Jugendleitern ausgebildet.

    Prognose: Aus Ukraine kommen noch mehr Flüchtlinge

    Eine konkrete Prognose für die Flüchtlingssituation im Allgäu könne man nicht abgeben, sind sich Behördenvertreter einig. Alle gehen jedoch eher von steigenden Zahlen aus: „Die Situation in der Ukraine ist überhaupt nicht einzuschätzen“, sagt Franziska Springer, Sprecherin des Oberallgäuer Landratsamtes. Wegen des Winters werde sich die Lage dort wohl verschärfen und zu mehr Flüchtenden führen, ergänzt Markus Reichart. Der Heimenkircher Bürgermeister ist jedoch überzeugt: „Wir können das bewältigen.“

    Aus Sicht des Ostallgäuer Landratsamtes ist es wichtig, „wie schnell Asylverfahren zu einer Entscheidung gelangen, anerkannte Flüchtlinge auf dem Wohnungsmarkt fündig werden und die Integration im Landkreis erfolgreich gelingt“, sagt Behördensprecher Stefan Leonhart.

    Noch offene Fragen für Ankerzentrum in Kempten

    Als zentrale Allgäuer Anlaufstelle für Flüchtlinge ist seit einigen Jahren eine Außenstelle des Ankerzentrums Schwaben im Gespräch – konkret die Ari-Kaserne in Kempten. In einem Ankerzentrum sind Geflüchtete untergebracht, bis sie in Kommunen verteilt oder in ihr Herkunftsland abgeschoben werden. „Die Abstimmungsgespräche zur Nutzung des Areals der ehemaligen Artilleriekaserne sind noch nicht abgeschlossen“, heißt es seitens der Regierung von Schwaben. Daher sei auch noch nicht klar, wann die Einrichtung starten könnte.

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