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Mythen Rückenschmerzen: Bewegung, Übung, Sitzen, Orthopäde

Rückenschmerz im Allgäu

Sport, Bettruhe, Alter - was ist dran an diesen Rücken-Mythen?

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    Rückenschmerzen oder "das Kreuz mit dem Kreuz": Viele Allgäuerinnen und Allgäuer sind davon betroffen. Wir haben zwei Experten aus der Region gefragt, an welchen Mythen zum Thema Rückenschmerzen etwas dran ist.
    Rückenschmerzen oder "das Kreuz mit dem Kreuz": Viele Allgäuerinnen und Allgäuer sind davon betroffen. Wir haben zwei Experten aus der Region gefragt, an welchen Mythen zum Thema Rückenschmerzen etwas dran ist. Foto: Oleksandr Latkun, epd (Symbolbild)

    Unzählige Mythen halten sich hartnäckig, wenn es um die Gesundheit des Rückens geht. Ist da etwas dran? Oder stimmt das alles überhaupt nicht? Wir haben bei zwei Expertinnen und Experten aus dem Allgäu gefragt. (Lesen Sie auch: Zahnputzmythen: Wie, wie oft und wann sollte man Zähneputzen?)

    Mythos 1: Jeder Sport ist gut bei Rückenschmerzen, Hauptsache Bewegung

    "Das ist korrekt", sagt Dr. Christian Kranemann, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Enzensberg. Kranemann hat eine Weiterbildung in Spezieller Schmerztherapie und unterscheidet in seiner täglichen Arbeit unterschiedliche Schmerzarten. "Richtig ist, dass jeder, der Sport macht, immer besser dran ist als jemand, der keinen Sport macht."

    Theresa Michel arbeitet in der Praxis für Physiotherapie Schuchhardt in Pfronten. Auch die Sportwissenschaftlerin sagt: "Stimmt! Das kann man grundsätzlich so sagen, dass jeder Sport hilft." Einzig beim Gewichtheben rät sie zur Vorsicht.

    Ob Ausdauer- oder Krafttraining: Grundsätzlich befürworten die Experten bei Rückenschmerzen jede Sportart. Beim Gewichtheben raten sie zur Vorsicht.
    Ob Ausdauer- oder Krafttraining: Grundsätzlich befürworten die Experten bei Rückenschmerzen jede Sportart. Beim Gewichtheben raten sie zur Vorsicht. Foto: Oliver Dietze, dpa (Symbolbild)

    Mythos 2: Eine harte Matratze ist bei Rückenschmerzen am besten

    Kranemann verneint: "Eine Matratze sollte immer so gebaut sein, dass die überstehenden Körperpartien einsinken. Das hängt natürlich vom Material der Matratze ab." Ob Tempur oder Hartschaum, jede und jeder könne selbst testen, ob etwa die Schulter in die Matratze einsinken können.

    Michel betont ebenfalls, dass die Wahl der richtigen Schlafunterlage individuell sei: " Dass eine harte Matratze bei Rückenschmerzen am besten sei, kann man nicht pauschal sagen." (Lesen Sie auch: Matratzen im Test: Stiftung Warentest kürt Wendematratze zum Testsieger)

    Allgäu Fachleute empfehlen auch im Homeoffice: "Alternative Sitzpositionen ausprobieren und die Rückenmuskulatur aktivieren!"
    Allgäu Fachleute empfehlen auch im Homeoffice: "Alternative Sitzpositionen ausprobieren und die Rückenmuskulatur aktivieren!" Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa-tmn (Symbolbild)

    Mythos 3: Wer lange sitzt, bekommt immer Rückenschmerzen

    Auch bei diesem Mythos sind sich die Expertin und der Experte einig: Wer beim Sitzen lange in einer Position verharrt, der bekommt Rückenschmerzen. Kranemann empfiehlt: "Alternative Sitzpositionen probieren und die Rückenmuskulatur stetig aktivieren." Auf einem Gymnastikball sei man ständig Bewegung, um die kleinen Bewegungen des Balls auszugleichen. Dieses sogenannte dynamische Sitzen könne Rückenschmerzen vorbeugen.

    Oft liegt es an der Matratze, dass der Rücken schmerzt. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, ist eine harte Unteralge für jeden richtig.
    Oft liegt es an der Matratze, dass der Rücken schmerzt. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, ist eine harte Unteralge für jeden richtig. Foto: Christin Klose/dpa-tmn/Illustration (Symbolbild)

    Mythos 4: Bei Rückenschmerzen helfen Bettruhe und sich zu schonen

    Diesen Mythos schränken die Experten ein. Kranemann sagt: "Nein. Bei dem Rückenschmerz, der zu 80 Prozent als Hexenschuss bezeichnet wird, sollte man nach zwei Tagen anfangen, sich wieder leicht zu bewegen. Liegen würde es noch verschlimmern."

    Auch Michel empfiehlt Bettruhe nur eingeschränkt: "In einem gewissen Maße kann es helfen. Das hängt aber auch davon ab, welche Ursache der Schmerz hat."

    Bettruhe bei Rückenschmerzen? Nach zwei Tagen sollten Sie wieder aufstehen, so die Meinung des Orthopäden und Schmerzspezialisten Dr. Christian Kranemann.
    Bettruhe bei Rückenschmerzen? Nach zwei Tagen sollten Sie wieder aufstehen, so die Meinung des Orthopäden und Schmerzspezialisten Dr. Christian Kranemann. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

    Mythos 5: Rückenschmerzen haben nur Erwachsene

    "Stimmt nicht!" sagen der Chefarzt und die Sportwissenschaftlerin. "Rückenschmerzen haben alle, quer durch Bevölkerungsschichten. Das fängt so bei 15 Jahren an und reicht bis ins hohe Alter", sagt Kranemann. Die Gründe seien vielfältig. "Oft ist die Ursache ein schlechter Arbeitsplatz. Ist der Tisch zu niedrig oder der Stuhl zu hoch, bekommt man Rückenschmerzen." Der Fachmann beobachtet, dass Kinder die tiefliegende Rückenmuskulatur kaum noch trainieren. Probleme mit dem Rücken könnten hier schon mit einem fehlenden Gleichgewichtsgefühl beginnen.

    Aktivität in jeder Form: Dr. Kranemann beobachtet, dass Kinder ihren Rücken zu wenig trainieren. Das könne später Schmerzen begünstigen.
    Aktivität in jeder Form: Dr. Kranemann beobachtet, dass Kinder ihren Rücken zu wenig trainieren. Das könne später Schmerzen begünstigen. Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Symbolbild)

    Mythos 6: Aufrechtes Sitzen hilft, dass Rückenschmerzen gar nicht erst entstehen

    "Das ist nicht mehr richtig", sagt Kranemann. "Von diesem Ansatz aus der Rückenschule haben wir uns verabschiedet. Es ist wichtig, die natürlichen Funktionen zu erhalten." Dazu gehöre, verschiedene Sitzpositionen einzunehmen und sich auszuprobieren. "Wir wollen keine Zombies züchten", fasst Kranemann zusammen.

    Auch seine Pfrontener Kollegin Michel entkräftet diesen Mythos: "Das stimmt nicht ganz. Es bedeutet nicht, dass man sich beim Sitzen nicht bewegen soll. Es ist wichtig aufrecht zu sitzen, anstatt sich an den Tisch zu lümmeln."

    Damit die natürliche Funktionsfähigkeit erhalten bleibt, empfehlen Experten verschieden Positionen auf dem Stuhl einzunehmen. Nur gerade zu sitzen helfe nicht, dass Rückenschmerzen gar nicht erst entstehen.
    Damit die natürliche Funktionsfähigkeit erhalten bleibt, empfehlen Experten verschieden Positionen auf dem Stuhl einzunehmen. Nur gerade zu sitzen helfe nicht, dass Rückenschmerzen gar nicht erst entstehen. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

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