Sie gelten als wahre Spezialisten: Felsbrüter, die ihren Nachwuchs in Steilwänden aufziehen und deren Bestand zu einem Großteil immer noch gefährdet ist. Um das Vorkommen von Felsbrütern im südlichen Oberallgäu zu erfassen und gemeinsam mit wichtigen Verbänden und Institutionen Schutzkonzepte zu erarbeiten, hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) jetzt ein Projekt gestartet.
„Im Fokus der auf zwei Jahre angelegten Arbeit stehen der Uhu und der Wanderfalke“, sagt Biologe Felix Steinmeyer, der mit Tanja König das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen betreut. Steinmeyer ist für das Felsbrüter-Projekt zuständig. Unterstützt wird er vom Alpinium (Zentrum Naturerlebnis alpin) in Obermaiselstein. Auch der Bestand von häufigeren Arten wie Kolkrabe und Turmfalke soll erfasst werden. In den Alpen zählen zudem Alpenbraunelle, Mauerläufer und Felsenschwalbe zu den in Steilwänden lebenden Vögeln.
Oberallgäu: Klettern, Mountainbiken und Bergwandern als Gefahr für Felsbrüter
Gefahr droht den Felsbrütern etwa durch Freizeitaktivitäten wie Klettern, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen, Bergwandern oder Geocaching. Durch den Boom aller Natursportarten habe die Belastung stetig zugenommen. „Und es ist absehbar, dass sie weiter ansteigen wird“, sagt Steinmeyer. (Lesen Sie auch: Mit diesen neun Tipps schützen Sie die Natur in den Allgäuer Bergen)
Deshalb sei „die Entwicklung von Lenkungsmaßnahmen“ so wichtig. Voraussetzung dafür ist beispielsweise eine Aktualisierung von Felsbrüter-Bestandsdaten in Klettergebieten. Um bei möglichen Neuerschließungen schnell reagieren zu können, werden auch potenzielle Brutplätze erfasst, bei denen bislang keine Störungen bekannt sind.
Gute Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Kletterszene im Allgäu
Es gehe nicht darum, etwa das Klettern zu verbieten, betont Steinmeyer im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit den Verbänden wie Alpenverein und IG Klettern im Allgäu habe es vielerorts bereits Absprachen gegeben. Dazu zählt zumeist der zeitweilige Schutz von Felsen, an denen dann nicht geklettert wird. In erster Linie soll in der Brutzeit – also von Spätwinter bis Frühsommer – auf das Klettern an einzelnen Felsen verzichtet werden. Der Biologe spricht von einer „guten Zusammenarbeit“ mit der Kletterszene.
Steinmeyer könnte sich vorstellen, dass Kletterer Patenschaften für schützenswerte Felsen übernehmen. Wer häufig in der Natur unterwegs ist, kann dem Felsbrüter-Projekt zum Erfolg verhelfen. Die Möglichkeiten der Mitarbeit reichen von der Meldung von Zufallsbeobachtungen über die Teilnahme an gezielten Erfassungen bis hin zum langjährigen Engagement als Betreuer eines bestimmten Felsens oder eines Brutpaares.
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