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Nervig aber nützlich? Was die Wespen wirklich für die Natur bedeuten

Naturkunde

Nervig aber nützlich? Was die Wespen wirklich für die Natur bedeuten

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    Wespen nerven manchmal, zum Beispiel wenn man ein Brot mit Honig isst. Die Insekten sind aber auch sehr nützlich.
    Wespen nerven manchmal, zum Beispiel wenn man ein Brot mit Honig isst. Die Insekten sind aber auch sehr nützlich. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Die schwarz-gelb gestreiften Minimonster bedrohen derzeit so manche Kaffeetafel im Freien. Es ist kaum möglich, einen Zwetschgendatschi oder Honigbrot auf dem Balkon oder auf der Terrasse zu verzehren, ohne von den summenden Nervensägen belästigt und terrorisiert zu werden. Wedeln und Pusten macht die Biester nur noch aggressiver. Dabei haben Wespen eine wichtige Funktion in der Natur, sagt der Allgäuer Insektenkundler Alfred Kalle-Fendt.

    „Wespen spielen eine Schlüsselrolle im Öko-System und sorgen für ein Gleichgewicht in bestimmten Gärten“, sagt Kalle-Fendt. Wären sie nicht mehr da, würden sich viele andere Insektenarten vermehren und Pflanzen sowie Gartenblumen fressen. Wespen vertilgen Schädlinge wie Läuse, Raupen, Heuschrecken und Fliegen.

    Sieben Wespenarten im Allgäu

    Im Allgäu gibt es sieben Wespenarten, berichtet der Experte. Am häufigsten komme die Deutsche Wespe vor. Das sei die, die sich auf den Obstkuchen setze oder an der Limo nippt. „Die größte Wespe ist die Hornisse“, erklärt Kalle-Fendt. Auch sie sei sehr nützlich, indem sie kleinere Wespen verspeist. Neben der Deutschen Wespe komme noch die Feldwespe relativ häufig in der Region vor. Und zwar dort, wo nicht intensiv gemäht wird. „Sie fällt deshalb auf, weil ihre Hinterbeine beim Fliegen weghängen.“ Die aggressive Deutsche Wespe sei heuer vor allem deshalb lästig, weil sie sich aufgrund des heißen und trockenen Aprils stärker als sonst vermehren konnte.

    Wespe halten viele für ein lästiges Insekt

    Aber warum haben gerade Wespen einen solch schlechten Ruf, obwohl doch Bienen auch stechen? Und warum unterschreiben Millionen Unterstützer für Bienen bei Volksbegehren? Bienen haben deshalb einen besseren Ruf als Wespen, „weil sie lange Zeit der einzige Zuckerlieferant waren, bevor es industriell hergestellten Zucker gab“, berichtet Kalle-Fendt. Ferner sei die Wespe für den Menschen kein Nutztier wie die Biene, sondern ein lästiges Insekt. (Was zur Vorbeugung gegen einen Wespenstich hilft, erfahren Sie hier.)

    „Die Wespe tritt unangenehm auf, und ihr Stich ist nun mal sehr schmerzhaft“, sagt der Allgäuer Insekten-Fachmann. Ihre Gier nach zuckerhaltigen Getränken, süßem Gebäck und Kuchen sei dadurch zu erklären, dass gerade geschlechtsreife Wespen viel Zucker brauchen, um schnell zu Energie zu kommen.

    Nur wenige wüssten, dass Wespen auch Blüten bestäuben, auch wenn das eher zufällig geschehe. Wespen fressen rund zehn Insekten am Tag.

    Am besten hilft Ablenkung

    Ein Wespenstaat besteht aus rund 5.000 bis 8.000 Tieren. Sie schwirren so zahlreich herum, dass sie als wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere gelten. „Zum Beispiel für den Wespenbussard“, sagt Insektenkenner Kalle-Fendt. Der Raubvogel habe sich auf Wespen spezialisiert. Aufgrund seines dichten Gefieders kann er nicht gestochen werden. Im Oberallgäu gebe es zum Beispiel zwischen zehn bis 20 Brutpaare. Wespenbussarde ernähren sich von den Larven und Puppen der Feldwespen. Auch einige Reptilien und Amphibien fressen Wespen.

    Am besten schützt man sich vor den schwarz-gelben Luftpiraten durch eine sogenannte „Ablenkfütterung“, sagt Kalle-Fendt. Er stellt zum Beispiel halbfaule Äpfel ein paar Meter weiter neben den Esstisch auf die Terrasse oder den Balkon, um die schwarz-gelben Luftpiraten fernzuhalten.

    Aber was macht man, wenn das nicht hilft und man gestochen wird? Am besten die Stichstelle mit Eis kühlen“, rät der Allgäuer Apotheker Arndt Botzenhardt. „Oder eine aufgeschnittene Zwiebel auf die verletzte Haut legen. Die Zwiebel wirkt entzündungshemmend.“ Auch Salben gegen Insektenstiche würden helfen. Falls jemand jedoch über starken Blutdruckabfall und Kreislaufbeschwerden klagt, „sollte man den Notarzt rufen“, sagt der Apotheker.

    Ein Arztbesuch sei auch dann ratsam, wenn die Einstichstelle stark schwillt, heiß wird und schmerzt. „Das könnten Symptome für eine Entzündung sein“, sagt Botzenhardt.

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