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Neue Gebührenordnung beim Tierarzt: Wann und warum wird es beim Tierarzt teurer?

Weil die Tierhaltungskosten explodieren

Tierheim-Chef: Wir rechnen damit, dass im Winter viel mehr Tiere ausgesetzt werden

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    Die Inflation hebt die Kosten für das Futter. Die neue Gebührenordnung sorgt für höhere Preise beim Tierarzt. Wolfgang Courage, Vorsitzender im Tierheim Memmingen, befürchtet einen schlimmen Winter für Allgäuer Haustiere und ihre Besitzer.
    Die Inflation hebt die Kosten für das Futter. Die neue Gebührenordnung sorgt für höhere Preise beim Tierarzt. Wolfgang Courage, Vorsitzender im Tierheim Memmingen, befürchtet einen schlimmen Winter für Allgäuer Haustiere und ihre Besitzer. Foto: Olaf Schulze, Ina Fassbender, dpa (Symbolbild)

    Frauchen und Herrchen machen sich Sorgen: Die neue Gebührenordnung sorgt seit dem 22. November 2022 für höhere Kosten beim Tierarzt. In Zeiten von Inflation und steigenden Energiepreisen liegen Tierbesitzern jetzt also auch die treuen Begleiter schwerer als zuletzt auf der Tasche. Erst wurde das Futter kostspieliger und manch einer trifft auf der Suche nach Katzenfutter sogar auf leere Regale. Jetzt ist die neue Gebührenordnung mit erhöhten Preisen in Kraft getreten. Grundlage für die Neufassung war eine wissenschaftliche Analyse der Kosten für die Veterinärmedizin, die das Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte.

    Wolfgang Courage ist Vorsitzender im Tierheim Memmingen. Er geht davon aus, dass im nahenden Winter viele Haustiere ins Tierheim gebracht oder sogar ausgesetzt werden. Was das mit der neuen Gebührenordnung beim Tierarzt zu tun hat?

    Neue Gebührenordnung "war schon lange überfällig"

    Dr. Karl Eckart ordnet als Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer das Gesetz ein und hat auch einen Spar-Tipp für Besitzer parat. Die Gebührenordnung gibt die Mindestpreise vor, die Tierärzte für ihre Leistungen verlangen müssen. Am 22. November tritt eine überarbeitete Version dieses Gesetzes mit höheren Preisen in Kraft. Seit 2012 wurde an der Änderung gearbeitet, die neuen Preise wurden bereits im Januar 2021 festgelegt. Die momentane Inflation ist laut Eckart weder der Auslöser für die Überarbeitung, noch wurde sie beim Festlegen der Preise überhaupt beachtet.

    "Das war schon lange überfällig", sagt Eckart zur neuen Verordnung. Er selbst führt eine Kleintierpraxis im Allgäu und sagt: "Ich bin froh über das neue Gesetz, mir liegt das sehr am Herzen. Sonst müssen kleine Praxen irgendwann schließen."

    Die alte Gebührenordnung von 1999 sei nicht mehr zeitgemäß gewesen. Zum Beispiel waren weder CTs noch MRTs in der Liste enthalten. Außerdem könne heute nach der Abrechnung mit dem günstigsten Satz der alten Gebührenordnung keine Tierarztpraxis mehr ihre Kosten decken.

    Dr. Karl Eckart aus Memmingen ist Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer.
    Dr. Karl Eckart aus Memmingen ist Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer. Foto: Carolin Hitzigrath

    Nur in wenigen Tierarzt-Praxen steigen die Preise explosionsartig

    Der günstigste Satz - für Eckart ist das der springende Punkt. "Kaum eine Tierarztpraxis verwendet noch den günstigsten, einfachen Satz von 1999, das hat einfach keinen wirtschaftlichen Nutzen." Die meisten Praxen hätten die stetigen Preiserhöhungen der alten Gebührenordnung übernommen. Die letzte Erhöhung gab es 2017. Nur bei den wenigen Praxen, die ihre Preise seit 1999 nicht geändert haben, werden die Preise also schlagartig steigen.

    Und wie viel mehr müssen Haustierbesitzer bei den anderen Praxen zahlen? Laut Eckart: "In den meisten Tierarztpraxen werden die Behandlungen durchschnittlich zehn bis 15 Prozent teurer." Das sei natürlich nicht wenig, aber von einer Preis-Explosion könne man nicht sprechen.

    Wie werden Haustierbesitzer reagieren?

    Trotzdem: Insgesamt müssen Tierbesitzer bald deutlich mehr ausgeben als noch vor einem Jahr. Wolfgang Courage merkte bereits im Oktober, dass viel mehr Besitzer ihre Haustiere abgeben: "Vor allem bei Abgaben von Katzen, da werden wir gerade erschlagen", sagte er im Gespräch mit der Redaktion. Momentan würde das Tierheim Memmingen etwa 70 Katzen beherbergen (Stand: Oktober 2022).

    Ob das explizit mit den steigenden Haltungskosten zusammenhängt, kann Courage nicht bewerten. Aber er ist sich sicher: "Im Winter werden die Leute ihre Tiere in Einzelfällen bestimmt wegen der Tierarztkosten abgeben." Einerseits verstehe er, dass Tierärzte besser bezahlt werden müssen. "Aber es ist einfach bitter für die Haustierbesitzer."

    Das Tierheim Memmingen läuft laut Wolfgang Courage sowieso schon über. Nicht viel anders sehe es in anderen Tierheimen in der Region aus.
    Das Tierheim Memmingen läuft laut Wolfgang Courage sowieso schon über. Nicht viel anders sehe es in anderen Tierheimen in der Region aus. Foto: Martina Diemand

    Das Tragische: Das Tierheim Memmingen arbeitet wie die meisten in der Region bereits über ihrer eigentlichen Kapazität. "Das heißt, wir können uns gar nicht auf den Winter vorbereiten. Wir können einfach keine weiteren Tiere aufnehmen." Courage befürchtet, dass deshalb in diesem Winter mehr Tiere als üblich ausgesetzt werden.

    So können Haustierbesitzer hohe Tierarztkosten vermeiden

    Für die meisten kommt es aber in keinem Fall infrage, den liebsten Begleiter weg zu geben oder gar auszusetzen. Was also tun? Dr. Eckart plädiert für Tierversicherungen: "So können Besitzer das Kostenrisiko abdecken." In manchen Fällen würden so zum Beispiel die gesamten Operationskosten übernommen.

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