Wer derzeit durch Supermärkte in der Region geht, stößt immer wieder auf leere Regale. Gibt es Lieferengpässe wegen des Ukraine-Konflikts oder Corona? Oder Hamsterkäufe, um bei befürchteten Versorgungsausfällen gewappnet zu sein? Auf jeden Fall spielt ein Preiskrieg zwischen Herstellern und Händlern eine Rolle.
Kaffeefiltertüten von „Melitta“, generell Produkte von „Alnatura“, Tee der Marke „Bad Heilbrunner“, „Miracoli“-Spaghetti und -Pasta, Asia-Fertigsuppen von „Nissin“ und „Knorr“ sowie generell Reis, Distelöl, Katzenfutter, Honig und Süßigkeiten wie „Snickers“ – diese Produkte fehlten ganz oder sind nur noch mit Restposten im Kemptener Stadtteil Lenzfried im Fenepark und bei Edeka zu finden.
Preiskampf mit Mars: Regale in Allgäuer Supermärkten sind teilweise leer
Ähnlich sieht es im Rewe in Heimertingen (Landkreis Unterallgäu) aus. Dort fehlen vor allem Produkte des Mars-Konzerns wie Twix, Ben’s Reis, Tierfutter von Whiskas, Sheba, Frolic und Pedigree.
Vor Ort hieß es, dass dies mit den Verhandlungen zwischen dem US-Unternehmen Mars und Rewe mit seinem Discounter Penny sowie Edeka und dem zur Gruppe gehörenden Discounter Netto zusammenhänge. Bisher gebe es noch nicht allzu viele Nachfragen seitens der Kunden, wurde auf Nachfrage unserer Redaktion mitgeteilt.
Dadurch, dass Mars derzeit nichts mehr liefert, müssten die Kunden auf Alternativen zurückgreifen. Die könnten aber nicht schnell genug nachproduziert werden, sagt Katrin Aumann, Inhaberin der Edeka-Märkte in Heimenkirch, Lindenberg und Scheidegg (Landkreis Lindau). Engpässe kämen außerdem bei Crème fraîche, Remoulade, Chips und Drogerieartikeln wie Deo vor.
V-Markt will Wegfall großer Marken mit hauseigenen Produkten kompensieren
Bei Lebensmitteln gibt es derzeit aber keine akuten Lieferprobleme wie einst in den Lockdowns der Jahre 2020 und 2021, sagt das Einzelhandelsunternehmen Georg Jos-Kaes. Der regionale Anbieter mit Sitz in Mauerstetten (Landkreis Ostallgäu) betreibt zahlreiche V-Märkte und V-Baumärkte. Thomas Große, der den Einkauf von Lebensmitteln bei Kaes verantwortet, verweist ebenfalls auf die „intensiven Diskussionen über Preise mit einigen Herstellern“. Die teils geforderten Erhöhungen akzeptiere sein Unternehmen nicht. Lieferanten stellten dann mitunter die Belieferung ein.
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V-Markt versuche den Wegfall großer Marken wie Mars mit hauseigenen Produkten zu kompensieren, heißt es im Geschäft in Füssen. Dies sei jedoch nicht leicht, da das Ostallgäuer Unternehmen überwiegend auf bekannte Markenprodukte setze. Einfacher hat es da Rewe mit seiner Eigenmarke „Ja“.
Auch im Dorfladen in Waal im Ostallgäu ist Geschäftsführer Hartmut Gieringer relativ entspannt. „Wir haben viel Regionales, da gibt es keine Probleme.“ Bei den überregionalen Waren, die hauptsächlich von Edeka geliefert werden, sieht das anders aus. „Wir schauen, ob wir die Produkte auch von woanders herkriegen“, sagt Gieringer. Das klappe aber nicht immer.
Auch Lücken in den Regalen bei Discountern Lidl und Aldi
Auch bei den Discountern Lidl und Aldi gibt es stellenweise Lücken in den Regalen – in Immenstadt fehlt beispielsweise eine bestimmte Sorte Frühstücksflocken. Auch günstiger Kochschinken, Räucherlachs sowie Käse und Joghurt aus dem Angebot waren vergriffen. „Als Grundversorger versorgen wir täglich Millionen von Menschen in Europa mit Lebensmitteln und beliefern unsere Filialen täglich mit neuer Ware“, heißt es aus der Pressestelle von Aldi-Süd.
Einzelne Artikel könnten aufgrund der aktuellen Situation nach wie vor kurzzeitig vergriffen sein. „Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und reagieren auf aktuelle Entwicklungen.“
Rewe kommentiert die aktuelle Situation so: „Grundsätzlich gibt es keine Warenverfügbarkeitsprobleme“, sagt Pressesprecher Thomas Bonrath. Die gegenwärtigen Regallücken seien auf den Lieferstopp von Mars zurückzuführen, bestätigt er – „weil wir trotz intensiver Verhandlungen derzeit keine Basis sehen, die seitens Mars geforderten Preiserhöhungen zu akzeptieren“.
Rewe habe dreistelligen Millionenbetrag investiert, um Preise zu stabilisieren
Rewe sei zudem mit weiteren Wellen von Preisforderungen konfrontiert. „Einen Teil dieser Forderungen können wir nachvollziehen. Sie resultieren aus Rohstoff- und Energiepreissteigerungen“, sagt Bonrath. Wobei auch jeder Lieferant die Chance habe, unter anderem bei Energie Vorsorge zu betreiben.
„Leider sehen wir aber auch Forderungen, die sich in ihrer Höhe mit keinem dieser oder anderer Faktoren begründen lassen. Solche Forderungen lehnen wir strikt ab, denn es kann nicht sein, dass unsere Kundinnen und Kunden in dieser schwierigen Zeit mehr als unbedingt nötig belastet werden.“ Als einer der führenden Lebensmittelhändler stelle sich Rewe seiner Verantwortung und habe einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, um die Preise zu stabilisieren.
Der Preiskampf dauert schon über drei Monate. Lieferstopps während Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Händlern kommen immer wieder vor, sagen Branchenexperten. Ungewöhnlich sei allerdings die Dauer des aktuellen Konflikts. (mit mam, lh, bil, jom, msc, avu, fes)
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