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Weihnachtsbaum für Oberstdorf schafft es ins Schwarzbuch 2023: Christbaum aus Sauerland für 24.850 Euro gekauft

Teure Weihnachtsaktion oder Irrsinn?

Steuergeldverschwendung: Christbaum von Oberstdorf steht jetzt im Schwarzbuch

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    Diese Tanne in Oberstdorf sorgte für Diskussionen. Sie stammt aus dem Hochsauerland und kostete mit Transport und Aufstellen 24.850 Euro. Jetzt hat es die Geschichte ins Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler geschafft.
    Diese Tanne in Oberstdorf sorgte für Diskussionen. Sie stammt aus dem Hochsauerland und kostete mit Transport und Aufstellen 24.850 Euro. Jetzt hat es die Geschichte ins Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler geschafft. Foto: Christian Bischoff

    Milliarden Euro Steuergeld hat die Politik in sinnlose Projekte gesteckt. Der Bund der Steuerzahler recherchiert jährlich mehr als 100 Fälle der öffentlichen Verschwendung und machen diese publik. Ins berühmte Schwarzbuch geschafft hat es jetzt auch die Christbaum-Posse von Oberstdorf aus dem Herbst 2022. Der Bund der Steuerzahler meint dazu: "Statt in die Ferne zu schweifen, wäre ein rechtzeitiger Blick auf der Suche nach einem geeigneten Christbaum in den heimischen Wäldern sinn­voller und vor allem kostengünstiger gewesen."

    Wie teuer war der Weihnachtsbaum in Oberstdorf?

    Die Marktgemeinde im Allgäu hat im Advent 2022 eine Tanne aus dem Hochsauerland auf dem Marktplatz vor der Kirche aufgestellt. Sie wurde als Schwertransport etwa 600 Kilometer nach Oberstdorf geliefert. Das bestätigte die Gemeindeverwaltung damals auf Anfrage. Sie teilte mit, dass der Baum mit allem Drum und Dran 24.850 Euro gekostet habe. Die Gemeinde besitzt selbst 1000 Hektar Gemeindewald. Das hat Oberstdorf viel Spott eingebracht. Auch der heimische Künstler Helmut Rothmayr zog den Oberstdorfer Christbaum in einem Mundart-Lied durch den Kakao und ging damit viral.

    Das Oberstdorfer Rathaus begründete das seinerzeit Vorgehen damit, dass es bei der Auftragsvergabe auf Lieferung, Aufstellung, Abbau und Entsorgung angekommen sei und es „kurzfristig nur mehr eine begrenzte Auswahl an Bäumen“ gegeben habe. Eine Fachfirma habe das Besorgen eines Christbaums, Fällen, Sondertransport einschließlich aller Genehmigungen, Aufstellen, Statik, Absicherung, Abbau und Entsorgung aus einer Hand angeboten. In der Sitzungsvorlage für den Tourismusausschuss ging man von Kosten von 25.000 bis 30.000 Euro aus.

    Nach Veröffentlichung im Buch der Steuerzahler verweist die Marktgemeinde nun darauf, dass in dem Betrag von fast 25.000 Euro zusätzliche Christbäume für die Ortsteile und weitere 30 Nordmanntannen enthalten waren.

    Eigentlich wollte Oberstdorf einen nachhaltigen Baum

    Ursprünglich hatte man in Oberstdorf das Ziel, das Aufstellen des Weihnachtsbaums nachhaltiger zu gestalten, sagte Pressesprecherin Christine Uebelhör im Dezember 2022. Der Tourismus-Ausschuss hatte im März 2022 bei drei Gegenstimmen beschlossen, dauerhaft eine Tanne zu pflanzen, die in der Adventszeit geschmückt werden soll. Am Standort scheiden sich aber die Geister, sodass 2022 insgesamt zwei Bäume aufgestellt wurden.

    Die Nordmanntanne im Kurpark wurde eingepflanzt, weil Oberstdorf einen nachhaltigen Christbaum haben will.
    Die Nordmanntanne im Kurpark wurde eingepflanzt, weil Oberstdorf einen nachhaltigen Christbaum haben will.

    Um den alten Standort am Marktplatz zu erhalten, bot die katholische Kirche nach Angaben der Kommune an, am Gotteshaus eine hochgewachsene Thuja zu fällen und stattdessen einen anderen Nadelbaum zu pflanzen. Das lehnte das Rathaus aber ab, weil der Grundsatz, keinen gesunden Baum zu fällen, verletzt worden wäre.

    So kam der ursprünglich 25.000 Euro teure Ganzjahres-Baum schließlich in den Kurpark, wo der „Oberstdorfer Advent“ stattfand. Die neue Tanne erwies sich allerdings als Problem-Baum. Denn sie kam beschädigt an. Deswegen verhandelte die Kommune mit der Transportfirma.

    Oberstdorf Christbaum: Ganzjahres-Kurpark-Baum oder doch lieber ein Advents–Marktplatz-Baum?

    Weil der Marktplatz leer geblieben wäre, beschloss der Tourismusausschuss dann Ende Oktober 2022, parallel zum Ganzjahres-Kurpark-Baum zusätzlich den 24.850 Euro teuren temporären Advents–Marktplatz-Baum aufzustellen. Dieser stammte laut Gemeinde aus dem Hochsauerland. In früheren Jahren war ein Baum aus der Region von den Kommunalen Diensten Oberstdorf (KDO) gefällt, transportiert und vor der Kirche aufgestellt worden.

    Nicht aber 2022. „Die KDO können diesen Vorgang aus Sicherheitsgründen nicht mehr verantworten und durchführen“, teilte die Verwaltung dem Tourismusausschuss mit. Sie begründet das mit versicherungsrechtlichen Problemen, Unfallverhütungsvorschriften und Verstößen gegen die Straßen-Zulassungs- und Straßenverkehrs-Ordnung. Deshalb musste man eine Firma damit beauftragen, schlussfolgerte die Verwaltung. Diese Auffassung vertritt sie noch immer.

    Der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Oberallgäu, Roman Prestele, verwies 2022 darauf, dass in anderen Kommunen meist Bäume aufgestellt würden, die man ohnehin fällen muss. Die Kommune übernehme Fällen, Transport und Aufbau. Der Baumwert sei meist nicht sehr hoch – 300 bis 400 Euro, schätzt Prestele. Wesentlich teurer seien Transport und Aufstellen. „Ich glaube, dass man da mit 3000 bis 5000 Euro viel tun kann“, sagt Prestele.

    Unsere Autorin sagt: Diese Aktion ist nicht zum Lachen, sondern zum Heulen - hier lesen Sie ihren Kommentar.

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