Mit dem Start der elektrifizierten Strecke München-Lindau über Memmingen wird es weniger Direktverbindungen aus dem Allgäu nach München geben. Entsprechende Vermutungen hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bestätigt. Die BEG plant und kontrolliert den Personennahverkehr auf der Schiene im Freistaat. Zudem schreibt sie die verschiedenen Strecken aus und verteilt das Geld.
Nach den jetzigen Planungen reduziert sich beispielsweise die Zahl der Direktverbindungen zwischen Kempten und München von jetzt 42 pro Tag auf 19. Die Zahl der Direktverbindungen zwischen Kaufbeuren und München sinkt von jetzt 45 auf 27. Insgesamt wird es aber mehr Züge zwischen dem Allgäu und der Landeshauptstadt geben. Viele Fahrgäste werden jedoch in Buchloe umsteigen müssen. Denn die meisten Dieselzüge fahren nach der Elektrifizierung weiter nach Augsburg. Entsprechend gibt es ab 2022 mehr umsteigefreie Verbindungen zwischen dem Allgäu und Augsburg.
Gleichwohl biete die Elektrifizierung, die Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein wird, einen großen „Mehrwert für Schwaben und das Allgäu“, sagt Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart. Den Zuschlag für den Nahverkehr auf der elektrifizierten Strecke zwischen Lindau und München ab Ende 2021 hatte bei der BEG-Ausschreibung das Verkehrsunternehmen Go-Ahead erhalten. Dann wird es beispielsweise jede zweite Stunde zwischen Memmingen und München eine schnelle Regionalzug-Verbindung mit einer Zeitersparnis von einer halben Stunde geben.
Die Änderung des Fahrplankonzepts über Buchloe begründete BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs: „Es ist weder ökologisch noch wirtschaftlich vertretbar, dass wir eine unverändert hohe Zahl an dieselbetriebenen Zügen aus dem südlichen Allgäu auf der ab Ende 2020 frisch elektrifizierten Strecke nach München fahren lassen.“ Gleichwohl habe man ja einige Direktverbindungen zwischen dem Allgäu und München ermöglicht. Zwischen Füssen und München gibt es nach der Elektrifizierung unterm Strich ebenfalls mehr Verbindungen, öfter ist aber auch hier ein Umsteigen in Buchloe erforderlich.
Der Kaufbeurer Oberbürgermeister und Vorsitzende des Regionalen Planungsverbandes Allgäu, Stefan Bosse, sagte gegenüber unserer Zeitung, er bewerte das neue Fahrplankonzept mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Man kann nicht zufrieden sein, aber das Beste hat man rausgeholt“, kommentierte der Rathauschef. Er setzt nach eigenen Worten auf die baldige Elektrifizierung der Strecke Buchloe-Augsburg. Das sei nicht unrealistisch, denn diese Verbindung stehe in einem Sonderprogramm Elektrifizierung für den Güter-Schienenverkehr. Wichtig sei auch, das die Strecke Ulm-Kempten elektrifiziert werde.