Auf dem langen Weg vom beschaulichen Bad Hindelang in die Olympiastadt Tokio hat Hammerwerfer Tristan Schwandke zuletzt einen kleinen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie berichtet, gelang es dem 29-jährigen Wahl-Allgäuer bei der Leichtathletik-Team-Europameisterschaft im polnischen Chorzow nicht, seine beeindruckende Erfolgsserie fortzusetzen.
Mit seiner Weite von 72,17 Meter blieb Schwandke über viereinhalb Meter hinter seiner vor anderthalb Wochen in Haßloch erzielten Bestmarke von 76,71 Meter und belegte Platz sechs unter sieben Startern. Sieger wurde der viermalige Hammerwurf-Weltmeister Pawel Fajdek (Polen), der den Meisterschaftsrekord auf 82,98 Meter steigerte.
Tristan Schwandke mit Rückenproblemen bei der Team-EM
Unterkriegen lässt sich der gebürtige Würzburger davon nicht und kündigte gegenüber unserer Redaktion an, am kommenden Wochenende alles daran zu setzten, um die Olympiaqualifikation bei der deutschen Meisterschaft in Braunschweig perfekt zu machen. Dass es bei der Team-EM, die vor einigen tausend im 54.000 Zuschauer fassenden Slilesia-Stadion über die Bühne ging, begründete Schwandke mit hartnäckigen Rückenproblemen im Lendenwirbel-Bereich, die eine reguläre Vorbereitung auf den Wettkampf (für viele Athleten der erste mit Zuschauern seit über einem Jahr) nicht zugelassen hätten.
„Und was für einen Laien vielleicht unverständlich erscheint – schon wenn du ein paar Tage nicht trainieren kannst, wird dir das Gerät fremd“, erklärte Tristan Schwandke. „Eine wichtige Erfahrung“, wie er findet.
Dabei schien es nach dem Rekordwurf von Haßloch für das 115-Kilo-Kraftpaket aus dem Oberallgäu zunächst wie am Schnürchen weiterzulaufen. Im ersten Training am Dienstag nach dem Wettkampf knackte Schwandke erstmals die Olympianorm von 77,50 Meter, doch dann meldete sich der Rücken unüberhörbar zu Wort. „Die Muskulatur war dann am Mittwoch schon hart, und man kennt ja seinen Körper“, sagt Schwandke, der daraufhin seinen Trainingsumfang am Mittwoch und Donnerstag um zwei Einheiten reduzierte.
„Die Gefahr ist sonst groß, dass du gar nichts mehr machen kannst“, fügt er hinzu, „und so habe ich am Donnerstag nur drei Würfe mit angezogener Handbremse gemacht“. Am Freitag folgte dann der Flug nach Polen und längere Autofahrten. „Das viele Sitzen ist natürlich auch schlecht, also hab ich den Samstag auch ausgelassen und ging dann am Sonntag mit nur einem Trainingswurf in den Wettkampf. Da hat mir das richtige Gefühl gefehlt“, erklärt Schwandke. Vielleicht hätte er unter solchen Umständen erst gar nicht antreten sollen, aber schließlich sei es ja um die Teamwertung gegangen, und ein paar Punkte für die Olympia-Quali habe er schließlich doch sammeln können.
Bei der deutschen Meisterschaft will Schwandke angreifen
Noch hat Tristan Schwandke das große Ziel Tokio nicht erreicht, er steht allerdings kurz davor. Am kommenden Sonntag (13.45 Uhr) in Braunschweig bei der deutschen Meisterschaft, die er zuletzt zweimal in Folge gewann, könnte er das Ticket nach Japan bereits lösen. Schwandke fühlt sich mittlerweile wieder fit und hat am Dienstag mit dem regulären Training begonnen.
Folgendes hat sich der ehemalige Maschinenbau-Student, der mittlerweile an der Kemptener Hochschule arbeitet, ausgerechnet: „Sollte ich bei der ,Deutschen‘ gewinnen und dabei auf etwa 76 Meter kommen – und das ist drin – , hätte ich die Quali wohl geschafft. Dann wäre ich in der Weltrangliste ungefähr auf Platz 20, und unter die besten 32 muss ich für Tokio kommen.“ Sollte das Vorhaben nicht gelingen, müsste Schwandke die 77,50 Meter direkt werfen.
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