Ein Restaurant im mecklenburgischen Ostseebad Dierhagen sorgt aktuell für Schlagzeilen: Im Fisch-Restaurant "Schipperhus" dürfen ab sofort nur noch Jugendliche und Erwachsene ab 12 Jahren essen, für jüngere Kinder gibt es ein Bewirtungsverbot. Als Begründung gaben die Betreiber "unschöne Ereignisse in der Vergangenheit" an. In einem Interview mit der Bild-Zeitung erklärte Betreiberin Ricarda Biebl, sie sehe dabei vor allem die Eltern in der Verantwortung, von denen sich zu wenige wirklich um die Erziehung ihrer Kinder bemühen würden. Während die Kinder schreiend herumliefen, würden die Eltern häufig nur noch aufs Handy schauen. Wenn sie die Eltern auf das Verhalten der Kinder anspreche, würden sie und ihr Personal oft heftig angegangen, berichtet die Wirtin, die selber vier Kinder hat.
Gemischte Reaktionen auf Kinder-Hausverbot an der Ostsee
Das Bewirtungsverbot hat in den sozialen Medien für einigen Aufruhr gesorgt. Während die einen die Betreiber scharf angehen und von "asozialem" Verhalten sprechen, zeigen sich wieder andere überzeugt von der Aktion:
Auch viele schlechte Bewertungen erhielt das "Schipperhus" seit der Ankündigung. Aus diesem Grund hatte Biebl nach eigenen Angaben auch große Angst vor diesem Schritt gehabt, doch sie sah keinen anderen Weg. „Ich war 27 Jahre in der Gastronomie angestellt, bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe, ich hatte also einiges erlebt. Aber was hier los ist, geht an die Substanz. Es tut mir leid um alle gut erzogenen Kinder und freundlichen Eltern", erklärt die Wirtin der Bild-Zeitung.
Keine Kinder im Restaurant? Reaktionen aus dem Allgäu
Aber wie stehen Restaurant-Betreiber aus dem Allgäu zu diesem Thema? Bemerken auch sie ein verändertes Verhalten von Kindern und Eltern in den letzten Jahren und würden sie ein Bewirtungsverbot für Kinder in Erwägung ziehen? Wir haben nachgefragt.
Pizzeria in Füssen lässt sich für Kinder vieles einfallen
"Bei mir sind Kinder im Restaurant herzlich willkommen", erklärt Michael Kanat, Inhaber der Restaurant La Perla in Füssen. Er findet ein Bewirtungsverbot für Kinder "lächerlich". Doch auch er sieht vor allem die Eltern in der Verantwortung, da das Verhalten von Kindern stark von der Erziehung der Eltern abhänge. In seinem Ristorante bietet Kanat für die kleinen Gäste zum Beispiel Malsachen zur Ablenkung an und manchmal nimmt er ein paar von ihnen sogar mit in die Küche. "Kinder sind Kinder und wer sich über den Lärm aufregt, muss daran denken, dass er auch mal Kind war", findet der dreifache Vater. "Man lässt leider heutzutage ein Kind nicht mehr Kind sein."

Gastronom aus Oberstdorf: Eltern auf Verhalten ansprechen
Auch Oliver Rieger würde sein Gasthaus "Rieger's Restaurant" in Oberstdorf auf keinen Fall für Kinder schließen. "Für mich ist es wichtig, dass die Kinder mit ins Restaurant dürfen", erklärt der Küchenchef. Aber er kann die Probleme, die einige seiner Kollegen haben, dennoch nachvollziehen. Und auch er sieht hier die Eltern in der Verantwortung, nicht die Kinder. "Man kann Kinder nicht festschnallen und das muss man auch nicht", findet Rieger. Aber wenn das Kind aufspringt, an die Nachbartische geht und dies den Gästen dort nicht gefällt, müssten Eltern seiner Meinung nach schon reagieren. In solchen Fällen würde er die Eltern auch versuchen auf deren Verhalten anzusprechen. Auch in seinem Restaurant wird Kindern Spielzeug zur Beschäftigung zur Verfügung gestellt. "Ich sehe es nicht so, dass es ein Verbot geben muss", fasst Rieger zusammen.
Austoben auf dem Restaurant-Spielplatz in Bad Hindelang
"Ich finde, das hat sich in den letzten Jahren nicht verändert", sagt Maria Großer vom Gasthaus Obere Mühle in Bad Hindelang. Sie kann sich ein Verbot für Kinder in ihrem Gasthaus "auf keinen Fall" vorstellen. Wenn Restaurants und Eltern sich richtig auf den Besuch einstellen würden, gäbe es ihrer Meinung nach dabei auch kein Problem. In der Oberen Mühle bieten sie den Kindern dafür zum Beispiel Malsachen an und leihen Kartenspiele aus. Großer würde im Innenraum auch gerne eine Spielecke anbieten, doch dafür reiche der Platz nicht aus. Die meisten Familien mit Kindern kämen aber ohnehin im Sommer in ihren Biergarten. Dort bietet das Restaurant einen großen, eingezäunten Spielplatz, auf dem sich die Kinder austoben könnten. Natürlich sei es mitunter schwierig, mit Kindern im Restaurant ein Fünf-Gänge-Menü zu bestellen, aber "man kann Kinder in einem gewissen Alter nicht regulieren" findet die dreifache Mutter. Aus diesem Grund würde sie Eltern in ihrem Restaurant auch nicht auf deren Erziehung ansprechen.

Dass ein Restaurant keine Kinder mehr bewirtet, ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren machten immer wieder einzelne Gasthäuser mit einer solchen Regel auf sich aufmerksam. 2019 etwa hatte ein Hamburger Café Kindern unter sechs Jahren den Eintritt verwehrt und damit eine große Diskussion ausgelöst.