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Phil Collins war sein Lehrmeister

Immenstadt/Rettenberg

Phil Collins war sein Lehrmeister

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    Tim Hecking, Tonstudio
    Tim Hecking, Tonstudio Foto: Martina Diemand

    Er sorgt seit Jahren für den guten Ton bei großen Konzerten des Allgäuer Ensembles Vuimera unter freiem Himmel und in Kirchen: Tim Hecking aus Untermaiselstein (Gemeinde Rettenberg) ist aber nicht nur Toningenieur. In seinem Studio in Seifen bei Immenstadt produziert der Schlagzeuger und Gitarrist Musikalben, und komponiert er Sounds für Firmen. Und wenn es der Terminkalender zulässt, tritt er auf und kombiniert mit seinem Kumpel Christian Blanz aus Bad Hindelang Irish Folk und Country mit Allgäuer Mundart. „Ich mache das, wovon ich immer geträumt habe“, sagt er.

    Tim Hecking fühlt sich sichtlich wohl. Der zweifache Familienvater lebt immer noch in Untermaiselstein, dem Oberallgäuer Dorf, in dem er aufwuchs. Nur einen Steinwurf entfernt, in Seifen, betreibt er seit 2015 ein eigenes Tonstudio und kann sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Zuletzt entstand dort das Debütalbum der Oberallgäuer Benno Wechs und Melinda Rodrigues („Harfe trifft Steirische“), die bei Vuimera mitwirken. Hecking mischte hier auch die Live-CD „Schneeflockennacht“. Die Songs für das Weihnachtsprojekt von Vivid Curls, Martina Noichl (Harfe) und Hedwig Roth (Jodelgesang) hatte er im vergangenen Winter bei Konzerten aufgenommen.

    Die Musiker sollen sich in seinem kleinen Studio wohlfühlen, sagt der 40-Jährige. Und sie sollen von ihm, dem Toningenieur, keine Wunderdinge erwarten. Ehrlichkeit und Natürlichkeit sind für ihn wichtig. Der Sound müsse passen, den Musikern entsprechen und ihnen gefallen. Nach diesem Motto hat er Lieder der Vorderburger Jodler ebenso aufgenommen wie die des US-Singer-Songwriters Jordan Prince oder der heimischen Mundart-Blues-Rock-Band „Grittebendlfehla“, bei der Hecking Gitarre spielt. Vuimera-Jodlerin Hedwig Roth nahm mit ihrer Schwester Marlene Weißenbach bei ihm die CD „Jubila & Jodula“ auf und die Oberallgäuer Brüder Michael und Markus Dinnebier ihr „Crossover“-Album.

    Die Musik wurde Tim Hecking in die Wiege gelegt. Sein Vater Bernd sei ein „hervorragender Akkordeonspieler“ gewesen. Er und seine aus Wales stammende Mutter Janie weckten in ihm die Leidenschaft fürs Musikmachen – und speziell für Irish und Celtic Folk. Vater und Sohn spielten lange Zeit in der Immenstädter Band The MacLeods (bis 2003) zusammen. „Die Urlaube im Norden, in Irland, Schottland, aber auch in Finnland und Norwegen haben mich zudem geprägt.“

    Als Musiker ist er Autodidakt. Gitarre- und Schlagzeugspielen brachte er sich weitgehend selber bei. An seinen ersten Schlagzeuglehrer erinnert er sich noch gut: Phil Collins. Das vierte Soloalbum des Genesis-Drummers „...But Seriously“ war die erste Musikkassette, die er sich als Zehnjähriger vom Taschengeld kaufte. Sie lief in seinem Kassettenrekorder rauf und runter – weil der kleine Tim mit dem großen Phil gemeinsam trommelte. „So habe ich Schlagzeugspielen gelernt.“ Später nahm er „richtigen“ Unterricht beim Oberallgäuer Profi Pit Gogl. Und Mutter Janie fütterte ihn mit Rock-Songs von Cliff Richard. „Der hat in den 60er und 70er Jahren richtig gute Songs geschrieben. Da kriege ich heute noch Hennapfrupfe, wenn ich sie höre“, sagt Hecking. Durch Zuhören habe er viel gelernt. Nach dem Abitur am Immenstädter Gymnasium machte er eine Lehre als Veranstaltungstechniker. Als Toningenieur nahm er im Studio der Firma „Harmonic Sound“ in Seifen Alben und Hörbücher auf. Seit 2010 arbeitet er als selbstständiger Tontechniker und Lehrer für Schlagzeug und Gitarre.

    Mit dem Komponieren für Mountainbike-Videos eröffnete sich für Hecking vor gut fünf Jahren eine neue berufliche Welt. Seine Musik kam an. Dann bestellte die Sonthofener Firma Conwick („Agentur für stressfreies Bauen“) einen „motivierenden Firmen-Song“ bei ihm. Das Resultat begeisterte nicht nur die Auftraggeber. Immer mehr Firmen orderten bei Hecking ein maßgeschneidertes Sounddesign, individuelle Jingles und Musik für Internetseiten und Präsentationen. Darauf hat sich nun die Firma „Sounzz“ spezialisiert, die Hecking mit seinem Schwager Thomas Krug betreibt, und die ihren Sitz in Niedersonthofen bei Kempten hat. Ihr Motto: „Wir machen Unternehmen hörbar.“ Zu ihren Kunden gehören Allgäuer Firmen wie Lattemann & Geiger, die Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal, Conwick oder Geiger Bau.

    Die Vielseitigkeit schätzt Hecking an seinem Beruf. Als Musikproduzent befasst er sich ständig mit neuen Themen und kann sich als Musiker und Komponist austoben. Als Tontechniker ist er für einen guten Sound und letztlich eine gute Atmosphäre zuständig. „Mit jeder Produktion lerne ich dazu“, sagt er.

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