Die Erklärung der Bahn für den Preisunterschied zwischen der Verbindung Memmingen-Zürich und Kempten-Zürich mag im Universum des Schienenverkehrs zwar logisch sein. In der Realität ist es für Kundinnen und Kunden aber nicht nachvollziehbar, wieso eine quasi gleich lange Strecke fast doppelt so viel kostet, nur weil der eine Fahrgast an einem Grenzbahnhof umsteigen muss.
Die Begründung des Preisaufschlages durch den Wechsel des Schnellzugbetreibers ab Lindau-Reutin ist schlicht absurd – und erinnert stark an das Heilige Römische Reich und dessen Klein- und Kleinstterritorien. Diese knöpften Durchreisenden gerne allerlei Zölle ab, am besten noch in einer eigenen Währung. Man könnte meinen, diese Kleinstaaterei hat man im modernen Europa hinter sich gelassen. Auf der Schiene gilt das offenbar nicht.
Der Preisunterschied auf der Strecke in die Schweiz erweckt eher den Eindruck, wir befänden uns im Jahr 1722 und nicht in 2022. Nun könnte man freilich dagegenhalten, dass die im Autoverkehr vielerorts verschieden ausgestalteten Vignetten und Mautgebühren auch nichts anderes sind als mittelalterliche Wegelagerei mit modernem Anstrich. Grenzüberschreitend gibt es jedoch das politische Ziel, mehr Fahrten auf die Schiene zu verlagern. Da sollten es Österreich und Deutschland doch schaffen, solche Absurditäten zu verhindern.
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