Der Hochvogel ist für die meisten Übernachtungsgäste auf dem Prinz-Luitpold-Haus das Ziel. „Aber viele kommen auch über den neuen, mehrtägigen Grenzgänger-Weg oder übernachten im Zuge einer Durchquerung der Allgäuer Alpen bei uns“, sagt Hüttenwirtin Ulli Erd.
Bild: Michael Munkler
Der Hochvogel ist für die meisten Übernachtungsgäste auf dem Prinz-Luitpold-Haus das Ziel. „Aber viele kommen auch über den neuen, mehrtägigen Grenzgänger-Weg oder übernachten im Zuge einer Durchquerung der Allgäuer Alpen bei uns“, sagt Hüttenwirtin Ulli Erd.
Bild: Michael Munkler
Schon der Hüttenaufstieg ist ein atemberaubendes Naturerlebnis. Wer zum Prinz-Luitpold -Haus (1.846 Meter) hinauf wandert, startet meist am Giebelhaus im Hintersteiner Tal (Gemeinde Bad Hindelang/Oberallgäu). Bis dort geht es mit dem Bus ab Hinterstein oder steil bergauf mit dem Fahrrad sogar noch ein gutes Stück weiter ins Bärgündletal. Vorbei geht es beim Hüttenzustieg an mehreren imposanten Wasserfällen, gigantische Wassermassen stürzen jetzt durch das Schmelzwasser in den Hochlagen die Felsen hinunter. Ein unglaubliches Spiel der Elemente. Weiter oben zeigt sich die eigenartige Berggestalt des Schneck, ein Allgäuer Kuriosum. Und der Große Wilde, mit seiner bis weit in den Sommer hinein schneebedeckten Gamswanne. Eineinhalb Stunden sind es vom Materiallift der Hütte hinauf, gut zweieinhalb Stunden vom Giebelhaus.
Kurze Historie: Hoch über dem Bärgündletal hat 1880 Prinzregent Luitpold von Bayern auf seinem Grund die Berghütte errichten lassen, die eigentlich Hochvogelhaus heißen sollte. Doch bei der Einweihung des Schutzhauses 1881 - also genau vor 140 Jahren – hieß es: Aus Dankbarkeit solle die Hütte Prinz-Luitpold-Haus heißen. So viel zur Geschichte der Hütte im Besitz der Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt, die in den vielen Jahren danach immer wieder erneuert, modernisiert und ausgebaut wurde - so wie auch jetzt wieder.
Oben, auf 1.846 Metern Höhe, lacht uns der bärtige Hüttenwirt Christoph Erd entgegen: Gerade bringt der 43-Jährige Lebensmittel von der Materialseilbahn ins Haus. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner 45-jährigen Frau Ulli – die beiden haben drei Kinder – heuer im dritten Jahr die Hütte. „Seid Ihr gut heraufgekommen?“, fragt Erd einige Wanderer. Ja, kein Problem, der Weg ist gut beschildert, auch für weniger versierte Berggeher zu schaffen. (Lesen Sie auch: 117 Gipfel in 188 Tagen - Burgberger Fußball-Schiri geht "steil")
Die Familie Erd ist in der Allgäuer Hüttenszene keine unbekannte: Bevor sie 2019 die Hütte zu Füßen des Hochvogels übernommen hatte, waren sie 14 Jahre lang auf dem Staufner Haus am Hochgrat oberhalb von Oberstaufen. Christoph ist Zimmerer , ehrenamtlicher Bergwachtler, aber auch gelernter Koch. Und das macht die Sache für Hüttenbesucher spannend: „Ich hab eine Neuigkeit für Dich“, sagt er mit einem schelmischen Lächeln. „Wir sind bald die erste Bio-Hütte vom Alpenverein.“ Diesen Sommer läuft das Zertifizierungsverfahren. Mit der Umstellung zu einer reinen Bio-Hüttenküche erfülle sich für ihn ein Traum, schildert der 43-Jährige. Denn er ist in einer biologischen Landwirtschaft aufgewachsen - in den 1980er Jahren sei sein Vater mit einer der Öko-Pioniere gewesen. Als Andere vielleicht noch darüber lachten.
Jetzt also ist oben auf dem Luitpoldhaus fast alles, was die Küche zu bieten hat, in Bio-Qualität. Nur wenige noch eingelagerte Waren aus dem Vorjahr entsprechen noch nicht dem geforderten Standard – Umstellungsphase eben. „Die Gäste finden das Bio-Angebot super“, berichtet Ulli über erste Reaktionen. Neulich sei ein Wanderer da gewesen, der von der Neuigkeit auf der Speisekarte erfahren hat. Der habe sich dann Essen bestellt, obwohl er eigentlich alles im Rucksack dabei hatte. Die Brotzeit habe er dann wieder runtergetragen.
Wanderer kommen an diesem sonnigen Frühsommer-Tag zurück vom Hochvogel, stoßen auf der Hütten-Terrasse auf den Gipfelerfolg an. Noch ist der Weg weiter oben schneebedeckt. „Toll, fast wie eine richtige Hochtour“, sagt einer. „Steigeisen und feste Schuhe sind derzeit noch wichtig“, rät Hüttenwirtin Ulli. Doch bald wird der Weg auf den beeindruckenden Berg (2.592 m) für geübte Bergwanderer normal begehbar sei. Klar: Der Hochvogel ist für die meisten Übernachtungsgäste das Ziel. „Aber viele kommen auch über den neuen, mehrtägigen Grenzgänger-Weg oder übernachten im Zuge einer Durchquerung der Allgäuer Alpen bei uns“, sagt Ulli.
Die Hütte wird derzeit von früher 270 auf 160 Übernachtungsplätze zurückgebaut. Die Gäste sollen künftig mehr Platz haben. „Das ist wie bei den Lebensmitteln, Qualität statt Masse“, wird Christoph im Gespräch philosophisch: „Nicht immer nur mehr, mehr, mehr und billiger.“
Die Aufstiegszeit beträgt vom Giebelhaus gut zweieinhalb, vom Materiallift im Bärgündletal unterhalb der Pointhütte (Fahrrad-Depot) eineinhalb Stunden. Die Hütte ist Stützpunkt der klassischen Allgäuer-Alpen-Durchquerung und des Grenzgänger-Weges. Das Prinz-Luitpold-Haus auf 1.846 Metern ist von Juni bis Anfang Oktober bewirtschaftet.
Klettern: Klettergarten in allen Schwierigkeitsgraden in Hüttennähe, vielseitige Klettermöglichkeiten vor allem an der Fuchskarspitze, die über dem Prinz-Luitpold-Haus thront.
Buchtipp: Kristian Rath/Tobias Burger: Prinz-Luitpold-Haus-Hüttenführer, mit ganz vielen Infos rund um die Hütte und den erweiterten Umkreis, Kletter- und Wandertipps, ISBN 3-9810320-2-0 erhältlich auf der Hütte und bei der Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt.
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