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Prozess zum Tierskandal: Wie alles begann - 411 Stunden Videoaufnahmen

Dritter Prozess in Memmingen

Wie der Allgäuer Tierskandal seinen Anfang nahm

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    Im dritten Prozess im Allgäuer Tierskandal könnte nächste Woche bereits ein Urteil gegen eine ehemalige Mitarbeiterin (rechts) und einen ehemaligen Kollegen fallen. Mit auf dem Bild eine der Verteidigerinnen.
    Im dritten Prozess im Allgäuer Tierskandal könnte nächste Woche bereits ein Urteil gegen eine ehemalige Mitarbeiterin (rechts) und einen ehemaligen Kollegen fallen. Mit auf dem Bild eine der Verteidigerinnen. Foto: Felix Ebert (Archivbild)

    411 Stunden Videoaufzeichnungen. Das sind 17 Tage. So viel musste sich die Polizei anschauen. Die Bilder zeigen Ställe eines Milchviehbetriebs aus Bad Grönenbach im Unterallgäu. Und in einigen Fällen, wie Rinder grob behandelt, teils misshandelt werden. Die Aufnahmen waren Teil der umfangreichen Ermittlungen, die zu Beginn des Allgäuer Tierskandals nötig waren.

    Ein Polizist berichtete am Freitagvormittag als Zeuge vorm Landgericht Memmingen davon. Es war der zweite Verhandlungstag des dritten Prozesses im Tierskandal. Darin müssen sich derzeit zwei ehemalige Mitarbeiter des Milchviehbetriebes verantworten. Der Prozess gegen vier weitere Angeklagte war ausgegliedert worden. Wann er startet, ist derzeit nicht klar.

    Hier nahm der Allgäuer Tierskandal seinen Anfang

    Erste Videoaufnahmen waren in einem Stall entstanden, der zwar auf einem anderen Hof lag, den die Angeklagten aber gepachtet hatten. Und dort hatte der Tierskandal auch seinen Anfang. Der Polizist berichtet, dass er als Teil der Ermittlungen im August 2019 einen Tierrechtsaktivisten vernommen hat – und was der ihm dabei berichtete: Er habe etwa ein Jahr zuvor einen Hinweis bekommen, dass es Tieren in diesem Stall nicht gut gehe. Also habe sich der Mann mehrfach den Stall angeschaut.

    Er sei überbelegt gewesen. Zudem hätten auffällig viele Jungtiere augenscheinlich gesundheitliche Probleme gehabt. Bei einem weiteren Besuch habe er ein stark abgemagertes Tier entdeckt. Nach einigen Tagen sei es „bis zum Skelett abgemagert“ gewesen und habe Schaum vorm Mund gehabt.

    Tierrechtsaktivist behielt den Stall in Bad Grönenbach ein Jahr lang im Auge

    Der Tierrechtsaktivist habe etwa ein Jahr lang die Zustände im Stall beobachtet. Als sich die Situation der Tiere dort nicht geändert habe, habe der Mann heimlich verdeckte Kameras installiert. Eine der Aufnahmen daraus soll zeigen, wie mehrere Männer versuchen, ein Tier zum Aufstehen zu bewegen. Da es nicht aufstehen konnte, sei mit Gewalt versucht worden, es auf die Beine zu bekommen.

    Dabei soll einer der Männer mehrfach mit einem spitzem Gegenstand zugestoßen haben. Im Juni 2019 habe der Tierrechtsaktivist dann die Kameras abgebaut und dem Verein Soko Tierschutz übergeben, der die relevanten Szenen an verschiedene Medien weiterleitete. Ermittlungen der Polizei begannen, der Tierskandal wurde öffentlich.

    Da die beiden Angeklagten (32 und 34), alle Vorwürfe zugeben, könnte es sein, dass von den vier verbleibenden Prozesstagen zwei gestrichen werden. Darüber wolle das Gericht nachdenken, sagte der Vorsitzende Richter Bernhard Lang. Dann könnte am 25. Oktober das Urteil gesprochen werden.

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