Für seinen Vater, der im Fleischgroßhandel arbeitete und gerne Saumagen aß, war es ein Schock: Da kam sein 13-jähriger Sohn an und verkündete, dass er Veganer werden wolle. „Damals gab es einige Streitgespräche“, erinnert sich Friedrich Mülln an die Zeiten, als er begann, sich für den Tierschutz zu engagieren. Heute ist veganes Gulasch auf Erbsenbasis seine Leibspeise, der inzwischen 42-Jährige ist Vorsitzender der Soko Tierschutz mit Sitz in München. Videos, die ein Mitstreiter heimlich in einem Stall aufnahm, haben den Allgäuer Tierskandal aufgedeckt.
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"Soko Tierschutz": Tierschützer Friedrich Mülln im Porträt
Aber noch mal zurück: Wie kommt ein 13-jähriger Bub zum Tierschutz? „Ich bin in einer Gegend im Chiemgau aufgewachsen, wo viele Rinder gehalten wurden und es auch Truthähne gab. Das hat meine Neugier geweckt“, antwortet er. Mülln war erst 16, als er „erste Undercover-Recherchen“ anstellte.
Sein Vater habe ihn damals zu einem Geschäftspartner nach Ungarn mitgenommen. Der Papa hatte sich inzwischen mit der Leidenschaft seines Sohnes arrangiert. „Es ging schon immer darum, den Leuten zu zeigen, was sie wissen sollten, aber eigentlich nicht zu sehen bekommen“, schildert Mülln seine Motivation.
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Der Vorwurf: Mülln greife zu kriminellen Methoden
Mit dem Vorgehen, Videos heimlich in Ställen aufzunehmen, löst er aber auch Kritik aus. Er greife zu kriminellen Methoden, lautet der Vorwurf. Dagegen wehrt sich Mülln: „Ich mache diese Arbeit seit vielen Jahren, wurde aber noch nie verurteilt.“ Wenn es um schwere Rechtsbrüche gehe oder ein überragendes öffentliches Interesse bestehe, seien seine „investigativen Recherchen“ erlaubt.
Für Mülln, der Politikwissenschaften studierte, ist das einstige Hobby heute Broterwerb. Er ist bei der Soko Tierschutz als Pressesprecher angestellt. Mit seiner Partnerin und deren beiden Kindern lebt er in Oberbayern. Den genauen Wohnort gibt er lieber nicht preis: „Ich bin schon oft bedroht worden.“ Doch er macht auch andere Erfahrungen.
Nach dem Allgäuer Tierskandal seien die Reaktionen „überwiegend positiv“ gewesen. Noch heute erkundigten sich Anrufer nach dem Stand der Dinge. Ab Dienstag beschäftigt sich das Memminger Landgericht mit den Vorfällen in Bad Grönenbach. Ein Landwirt und dessen Sohn sind angeklagt. Mülln lobt die Justiz: „Hut ab, dass 15 Verhandlungstage angesetzt wurden. Das zeigt, dass man den Fall wirklich aufarbeiten will.“ Helmut Kustermann
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