Stadionsprecher Jens Zimmermann hatte endlich wieder Zuhörer. Anders als in Pandemie-Zeiten, als der „Einheizer“ aus Stuttgart nur für die Hintergrund-Geräuschkulisse fürs Fernsehen sorgte und den Sportlern ein bisschen mehr Atmosphäre bot als nur die stummen Pappkameraden auf den Tribünen, gab es beim Auftakt des Skiflug-Wochenendes an der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf wieder so etwas Fan-Stimmung.

Skifliegen in Oberstdorf - Qualifikation heute
Zur ersten Wintersport-Großveranstaltung nach Corona, zu der wieder Zuschauer zugelassen sind, kamen am Freitag 3500 Wintersportfans ins Stillachtal. Bei zwei Trainingsdurchgängen und der Qualifikation für den ersten Wertungsdurchgang am Samstag sahen die Zuschauer beeindruckende Leistungen auf der riesigen Anlage. Sieger der Qualifikation wurde der Österreicher Stefan Kraft mit 225,5 Metern vor Anze Lanisek (Slowenien/221,5) und Bendik Jakobsen Heggli (Norwegen/226). Der Oberstdorfer Karl Geiger wurde als bester Deutscher mit 217,5 Metern Vierter vor Skiflug-Weltmeister Marius Lindvik (220,5)
Karl Geiger: "Was die Konkurrent macht, kann ich nicht beeinflussen"
„Ich freue mich mega, dass hier wieder ein Skifliegen ist. Das erste Mal seit drei Jahren. Diese Schanze hier ist die einzige Flugschanze, auf der mir bislang noch kein richtig guter Wettkampf gelungen ist (Anm. der Red.: Seine besten Platzierungen 13 und 14 datieren aus den Jahren 2013 bzw. 2017, zuletzt 2019 kam er auf die Plätze 16, 18 und 30). Das will Geiger nun nachholen. Vorgenommen habe er sich aber auch,"dass ich nochmal ähnlich so viel Spaß habe wie heute und wirklich gute Flüge zeigen kann. Ich habe ja vor drei Jahren die Schanze eingeweiht. Das war schon was Besonderes und ich bin immer noch stolz darauf." In der Gesamtwertung liegt Geiger aktuell hinter Ryoyu Kobayashi auf Platz zwei. "Mir geht es jetzt eher darum, die Schanze hier zu knacken und wirklich Freude zu haben. Alles, was die Konkurrenz macht, kann ich nicht beeinflussen.“

Quali-Sieger Stefan Kraft bleibt derweil bescheiden: „Das war heute perfekt. Ich hatte drei sehr schöne Flüge, drei weite Flüge und bin bereit fürs Wochenende. Das Podest wäre natürlich immer schön, aber da muss alles zusammenpassen. Topten, Top-Fünf wäre auch sehr schön, aber das muss alles passen und das nötige Glück brauchst auch noch dazu.“
Zwölf der 65 Springer aus 14 Nationen starteten für den Deutschen Skiverband. Nur fünf von ihnen qualifizierten sich für das 1. Wertungsfliegen am Samstag ab 16 Uhr: Andreas Wellinger (Ruhpolding) kam in der Quali auf Platz zwölf, Constantin Schmid (Oberaudorf) überzeugte mit Platz 14. Severin Freund (Rastbüchl/26.) und der enttäuschte Markus Eisenbichler (Siegsdorf/36.) sind am Samstag ebenfalls dabei. Ausgeschieden ist unter anderem der Team-Olympiadritte Stephan Leyhe aus Willingen.

Phillipp Raimund vom SC Oberstdorf ist zufrieden mit seinem ersten Flug
Philipp Raimund vom Skiclub Oberstdorf, der am Freitag seinen ersten Flug überhaupt absolvierte, kam in den beiden Trainings auf 162 und 123 Meter, schied mit 171 Metern und Rang 55 in der Qualifikation aber aus. Dennoch zeigte sich der 21-Jährige zufrieden: „Ich war mega nervös und habe mich langsam ans Fliegen herangetastet. Auch wenn ich die Qualifikation nicht geschafft habe, bin ich sehr zufrieden, dass meine super Saison mit so einem Höhepunkt zu Ende geht. Daran kann ich das nächste Mal super anknüpfen.“

Florian Porzig aus Fischen ist Teamarzt der deutschen Adler. Hier erklärt er, welche Kräfte beim Skifliegen auf die Athleten einwirken.