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Mindelheim: Überraschungen auf dem Röntgenbild

Mindelheim

Überraschungen auf dem Röntgenbild

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    Ein kleines Kind hat eine 50-Cent-Münze verschluckt. Laut dem Chefarzt der Mindelheimer Radiologie, Severin Greiner, kommt das gar nicht so selten vor.
    Ein kleines Kind hat eine 50-Cent-Münze verschluckt. Laut dem Chefarzt der Mindelheimer Radiologie, Severin Greiner, kommt das gar nicht so selten vor. Foto: Klinikum Mindelheim

    Als Radiologe hat Severin Greiner, Chefarzt der Radiologie an der Mindelheimer Klinik, schon Tausende Röntgenbilder gesehen. Meist zeigen sie gebrochene Knochen oder - in Zeiten von Corona - auch böse entzündete Lungen. Aber manchmal tauchen darauf auch Dinge auf, die man als Laie wohl nicht in einem menschlichen Körper erwarten würde.

    Zum Beispiel eine Gabel, ein Löffel oder auch ein Feuerzeug - auf dem Weg vom Rachen Richtung Magen. Sie wurden ver- oder richtiger geschluckt, denn ein Versehen liegt bei solch spektakulären Fällen in der Regel nicht vor, ist Greiners Erfahrung. Glücklicherweise kommt so etwas aber nur selten vor. Deutlich häufiger begegnen dem Radiologen dagegen Münzen, mit denen die Kinder erst gespielt, sie sich dann in den Mund gesteckt und schließlich verschluckt haben. 

    Auch so mancher Zahnarztbohrer findet sich auf den Röntgenbildern wieder

    Landen sie in der Speiseröhre, besteht meist nicht allzu viel Grund zur Sorge: Die runde Münze richtet keinen Schaden an und wird im Normalfall auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden. Rutscht sie dagegen in die Luftröhre, kann das gefährlich werden - und die Münze muss geborgen werden. Gleiches gilt im Übrigen auch für Besteck und Feuerzeug. Das Prozedere ähnelt dabei laut Greiner einer Magenspiegelung. 

    Manche seiner Patientinnen und Patienten hat wiederum ein Besuch bei einem anderen Arzt in die Radiologie geführt: Es kann schon einmal vorkommen, dass sich während einer Zahnarztbehandlung die Spitze des Bohrers löst und schwupps, im Hals verschwunden ist. Auch Zahnkronen tauchen auf den Röntgenbildern immer wieder auf.

    In seinem Berufsalltag sieht der Mindelheimer Radiologe Severin Greiner neben gebrochenen Knochen und entzündeten Lungen auch allerlei Kurioses.
    In seinem Berufsalltag sieht der Mindelheimer Radiologe Severin Greiner neben gebrochenen Knochen und entzündeten Lungen auch allerlei Kurioses. Foto: Kirsten Boos, Klinikum Mindelheim

    Dass es Letztere gibt, ist Wilhelm Konrad Röntgen zu verdanken, der am 10. Februar 1923 gestorben ist. Für Severin Greiner ist dessen Entdeckung der Röntgenstrahlen beinahe mit der des Penicillins vergleichbar. "Obwohl diese Untersuchungsmethode schon so alt ist, ist sie immer noch sehr wichtig und wird noch lange nicht überholt sein", ist er überzeugt. Denn noch immer liefert sie bei manchen Krankheitsbildern bessere Ergebnisse als der Magnetresonanztomograph (MRT), den viele Patientinnen und Patienten für moderner und damit besser halten. Doch beispielsweise Kalk in der Schulter oder auch eine Hirnblutung sieht man auf den MRT-Bildern nicht, auf Röntgenbildern dagegen schon. 

    Die früher gefürchtete Röntgenstrahlung wurde im Laufe der Zeit deutlich minimiert und optimiert. "Strahlenschutz steht für uns an erster Stelle", betont der Mediziner, der das sogar schriftlich hat: Gerade erst stand eine Strahlenschutz-Prüfung an, die seine Abteilung mit Bravour gemeistert hat. Trotzdem handle es sich beim Röntgen streng genommen um Körperverletzung - allerdings eine zum Wohle des Patienten. 

    Zuletzt lag ein Plüsch-Seepferdchen auf dem Mindelheimer Röntgentisch

    Der wird mit Bleischürzen vor unnötiger Strahlung geschützt. Im Raum selbst verhindern Bleiglasscheiben- und -türen, Blei in den Wänden und ein kleines Gehäuse vor den Lüftungsschlitzen, dass Strahlung nach außen tritt. Und damit niemand in den Raum hineintritt, während dort die Strahlen in Bruchteilen von Sekunden Ein- und Durchblicke der besonderen Art ermöglichen, findet sich an jeder Tür der deutliche Warnhinweis: "Achtung, Röntgen!"

    Letzteres ist nicht auf den menschlichen Körper beschränkt, sondern kommt auch an jedem Flughafen bei der Gepäckkontrolle zum Einsatz. In der Technik können damit kleinste Beschädigungen sichtbar gemacht werden und auch aus der Archäologie ist die Radiologie nicht mehr wegzudenken. Auf dem Röntgentisch von Severin Greiner lagen ebenfalls schon Objekte, die man dort nicht zwingend vermuten würde: Zuletzt etwa ein Plüsch-Seepferdchen aus dem Kindergarten seines Sohnes. Das dürfen die Kinder übers Wochenende mit nach Hause nehmen und dann am Montag erzählen, was das Tierchen alles erlebt hat. Und was liegt da näher, als es einmal so richtig zu durchleuchten?

    "Das ist der schönste Arm, den wir haben", sagt der Mindelheimer Radiologe Severin Greiner. Er ist nämlich gleich viermal gebrochen.
    "Das ist der schönste Arm, den wir haben", sagt der Mindelheimer Radiologe Severin Greiner. Er ist nämlich gleich viermal gebrochen. Foto: Klinikum Mindelheim

    Greiner selbst lag übrigens auch schon mehrfach auf dem Tisch. Als Kind habe er sich einen Arm nach dem anderen gebrochen. Auf seine Entscheidung, sich heute die Brüche anderer Leute anzuschauen, habe das aber keinen Einfluss gehabt. 

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