In fast schon malerischer Szenerie befindet sich die Rappenseehütte bei Oberstdorf. Nicht nur von zahlreichen Berggipfeln umgeben, sondern auch neben dem Rappensee gelegen, bietet die Hütte Wanderinnen und Wanderern einen Ort der Erholung.
Bild: Ralf Lienert/Montage: AZ
In fast schon malerischer Szenerie befindet sich die Rappenseehütte bei Oberstdorf. Nicht nur von zahlreichen Berggipfeln umgeben, sondern auch neben dem Rappensee gelegen, bietet die Hütte Wanderinnen und Wanderern einen Ort der Erholung.
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Was ist das Besondere an der Rappenseehütte? Andreas Greiner überlegt nach dieser Frage nicht lang: "Dass es eine ganz normale Hütte ist." Und darauf sei er stolz. Denn seine Lebensgefährtin Sylvia Socher und er verfolgten vor allem ein Ziel: Menschen, die in Ruhe in die Berge gehen wollen, einen entspannten und trotzdem geselligen Ort zu bieten.
Doch so entspannt wie derzeit sei es auf der 1885 erbauten Rappenseehütte (2.091 Meter) bei Oberstdorf nicht immer zugegangen. Die Hütte, die neben dem Rappensee liegt und Platz für 300 Menschen biete, wurde laut Greiner nach dem zweiten Weltkrieg immer beliebter. Zwischen 400 und 500 Gäste tummelten sich auf einmal dort oben. "Die haben überall geschlafen", so erzählt es der 50-jährige Hüttenwirt. Die Spitze sei in den 1970er Jahren mit 693 Übernachtungsgästen erreicht gewesen.
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Seit Andreas Greiner und seine Lebensgefährtin 2002 die Hütte am Rappensee übernommen haben, seien die Gästezahlen fast durchgängig über der eigentlichen Kapazität gelegen. Dann kam Corona. "Wir haben von 300 auf 90 Plätze reduziert", sagt Greiner. Und das werde von den Gästen sogar geschätzt. "Davor war es irgendwann nur ein Durchlauf. Die Leute standen an der Theke in der Schlange, an der Dusche in der Schlange, am Klo in der Schlange...", erzählt der 50-Jährige. Die jetzige und vergangene Saison seien wie zum Durchatmen. Nach Corona sind etwa 200 Übernachtungsgäste das Ziel - nicht mehr. Denn der Gastraum biete Platz für 180 Personen und "der Besuch hier oben soll ja auch eine Erholung für die Gäste sein", sagt Greiner, der aus Fischen im Oberallgäu kommt.
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Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Söhnen Felix (14) und Leo (12) hat er auf der Rappenseehütte seine Heimat gefunden. "Wir leben das", sagt Greiner. "In einer Fabrik oder im Büro zu arbeiten, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen." Auf der Hütte müsse man so ziemlich alles können. Konkret bedeutet das: "Du bist heroben Elektriker, Klärwerker und Seelendoktor." Einen Gastronomie-Hintergrund zu haben, sei aber trotzdem nicht schlecht. Andreas Greiner ist gelernter Konditormeister.
Auf der Rappenseehütte gibt es deshalb auch selbstgemachten Kuchen und Kaiserschmarrn. Von den zwei Kühen, die im Sommer zeitweise auf der Hütte sind, nehmen die Wirtsleute die Milch, um damit zu kochen und zu backen. "Du musst es einfach halten", erzählt Greiner. Die Wanderinnen und Wanderer würden die traditionellen und klassischen Gerichte bevorzugen. "Deshalb haben wir ganz normale Hausmannskost", sagt er. Wichtig sei ihm eine Speisekarte, die bei gutem und schlechtem Wetter das Passende bereithält. Und auch auf Allergikerinnen und Allergiker sowie Veganerinnen und Veganer nehme er mit seinem Team gemeinsam Rücksicht. "Da muss man auch einfach mit den Menschen schwätzen."
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Generell hätte das Hütten-Team sehr viele nette Gäste zu Besuch. Das sei wichtig, denn "die Gemeinschaft hier oben muss funktionieren." Nur so könne ein angenehmer Hütten-Aufenthalt für alle gewährleistet werden. Die Saison auf der Rappenseehütte geht von Juni bis Oktober, doch bereits davor gebe es einige Vorbereitungen zu treffen. Im Winter machen sich Andreas Greiner und Sylvia Socher auf die Suche nach Personal. Nach der Saison im Herbst werde die Hütte dann komplett durchgeputzt und alles wieder auf Vordermann gebracht.
Auch die 20. Saison auf der Rappenseehütte bewirtschaften Greiner und Socher die Hütte noch "mit Herzblut". Doch der Hüttenwirt betont, dass auch die Freunde und Familie mitspielen müssen. Die beiden Söhne zum Beispiel seien unter der Woche, wenn sie zur Schule gehen, bei der Oma im Tal. Jeden Freitag laufen sie dann zu zweit zur Hütte hoch - in etwas mehr als einer Stunde von der Schwarzen Hütte aus. "Da kommst als Erwachsener nicht hinterher", sagt Greiner lachend. Die Entscheidung stehe den beiden Jungs immer offen. "Bisher gab es aber nie Diskussionen, dass sie im Tal bleiben wollten", erzählt Greiner. (Lesen Sie auch: Projekt "Bergalp": Tüftler aus Pfronten hat App und Plattform für Allgäuer Hütten entwickelt)
Die Rappenseehütte ist von Juni bis Oktober geöffnet. Hüttenruhe ist von 22 Uhr bis 6 Uhr. Es gilt die DAV-Hüttenordnung.
Die Verpflegungszeiten auf der Rappenseehütte
Auf der Rappenseehütte können grundsätzlich nur Schlafplätze vorreserviert werden. Bei Ankunft auf der Hütte kann man zwischen Bett und Lager auswählen.
Lager: Matratzenlager mit Wolldecke und Kissen
Bett: einzelstehendes Stockbett mit Steppdecke und Kopfkissen im Mehrbettzimmer
Übernachtungspreise:
Sonstiges:
Die Tagesetappen können vom Schwierigkeitsgrad individuell gestaltet werden. Es gibt viele Gipfel, die von der Steinbocktour aus bestiegen werden können. Auf den aussichtsreichen Wege sind häufig Steinböcke zu sehen. Ein Abstieg ins Tal ist von jeder Hütte und von den Wegstrecken aus möglich.
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