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Rauhnächte 2021: Das sind Bräuche im Allgäu

Rauhnächte im Allgäu

Das Allgäu und die Rauhnächte: "Viele Bräuche kamen aus Oberbayern und Tirol zu uns"

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    Zu den Bräuchen der Rauhnächte gehört auch: Wünsche auf Lorbeerblätter schreiben und diese dann an jedem Abend der Rauhnächte zu verbrennen.
    Zu den Bräuchen der Rauhnächte gehört auch: Wünsche auf Lorbeerblätter schreiben und diese dann an jedem Abend der Rauhnächte zu verbrennen. Foto: Charly Höpfl

    Möglichst wenig arbeiten, zur Besinnung kommen, die Familienbande pflegen und feiern: Das sollten die Menschen "zwischen den Jahren" tun, also von der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag bis zu Heiligdreikönig.

    Wenigstens hielt es so die bäuerliche Gesellschaft in früheren Zeiten - wenn man alten Überlieferungen glauben schenkt. Demnach waren die elf Tage und zwölf Nächte "dazwischen" von alten Bräuchen und Ritualen geprägt. Denn es herrschten die "Rauhnächte".

    Skeptisch ist dagegen Kreisheimatpfleger Albert Wechs, was das Allgäu und die Rauhnächte betrifft: "Viele Bräuche sind aus dem Oberbayerischen und dem Tiroler Raum zu uns gekommen." Die Allgäuer Tradition kenne laut Wechs "eigentlich nur das Ausräuchern der Stuben und Hofställe". Die Perchten und andere Rituale hätten keine Wurzeln im Allgäu.

    Rauhnächte im Allgäu: Ausräuchern sollte vor Unheil schützen

    Das Räuchern In vielen Kulturen hat das Räuchern eine jahrtausendealte Tradition. "Man versuchte, sich dadurch vor Unheil und Krankheit zu schützen sowie eine angenehme Atmosphäre zu schaffen", sagt die Kräuterfachfrau Petra Le Meledo-Heinzelmann aus Durach. Vor allem in der letzten Rauhnacht am 5. Januar wurden das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück ausgeräuchert.

    Laut Le Meledo-Heinzelmann werden dazu heimische Kräuter oder Harze auf glühende Kohle gelegt und die Rauchschwaden mit einer Feder verteilt. An Kräutern werden Weihrauch, Myrre und Mariengras verwendet. Manche nehmen auch Wacholder oder die Reste der Kräuterboschen, die noch von Maria Himmelfahrt (15. August) übrig sind. Laut Wechs wurden früher die Kräuter vor dem Räuchern in der Kirche vom Pfarrer gesegnet.

    Daneben gibt es noch weitere Bräuche und Rituale, die sich in Rauhnächten eingebürgert haben:

    Das Deuten und Orakeln Demnach steht jede Rauhnacht für einen Monat im kommenden Jahr - die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Was also in den Tagen und Nächte "zwischen den Jahren" geschieht, wird von denen, die daran glauben, als Botschaft für die kommenden Monate gedeutet. "Die Menschen früher beobachteten alles. Das Wetter, der Geschmack des Essens, ob gestritten wird oder ob es friedlich zugeht", sagt Le Meledo-Heinzelmann. Der Orakel-Brauch zeigt sich noch heute im Bleigießen an Silvester.

    Wünsche verbrennen Die Vorhersage bestimmt auch das Wünsche-Verbrennen. Dazu werden Lorbeerblätter verwendet, weil der Lorbeer nach der Überlieferung die Verbindung von dieser in andere Welten verkörpert. Man nimmt 13 Lorbeerblätter und schreibt auf jedes Blatt einen Wunsch für das kommende Jahr. Die Lorbeerblätter werden dann in ein Behältnis gelegt. Daraus zieht man in jeder Rauhnacht blind - ohne es vorher anzusehen - ein Blatt heraus und verbrennt es. Nach den zwölf Rauhnächten bleibt am Ende ein Blatt übrig. Der Wunsch, der darauf steht, den muss man selber erfüllen.

    Die Perchten Die Percht gilt als die "Herrin der Raunächte". Vor allem in Oberbayern und Österreich finden Perchtenumzüge statt. Sie stellen die wilde Jagd der Wintergöttin Percht sowie von Dämonen, Geister und bestimmter Tiere dar. Damit sollen diese Geister vertrieben werden, damit sie die Menschen nicht mit Krankheiten und Tod befallen. Die Percht, so heißt es in Überlieferungen, nehme die Seelen verstorbener Kinder mit. Das sei früher für die Eltern beruhigend gewesen.

    Zum Übertritt in die Welt der Toten - so glaubte man damals - seien nur zwei Tore offen: an Allerheiligen/Allerseelen und in den Rauhnächten.

    Lesen Sie auch: Das sind alte Allgäuer Bräuche zum Jahresausklang

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