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Regionalwerke im Allgäu: Schließen sich Allgäuer Gemeinden bald zu Gemeindewerken zusammen?

Regionale Entwicklung im Allgäu

Erneuerbare Energien, Digitalisierung, Wohnungsbau - Schließen sich Allgäuer Gemeinden bald zusammen?

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    Gemeinden im Allgäu könnten sich bald in sogenannten Regionalwerken zusammenschließen, um zum Beispiel den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.
    Gemeinden im Allgäu könnten sich bald in sogenannten Regionalwerken zusammenschließen, um zum Beispiel den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Unabhängig bei der Stromversorgung werden und die Gewinne aus der Energie-Erzeugung im Ort einsetzen: Dieses Ziel haben sich Allgäuer Kommunen gesetzt. Als „Blaupause für Bayern“ entwickeln sieben Gemeinden im Kreis Landshut ein entsprechendes Konzept für ein gemeinsames Regional- oder Gemeindewerk.

    Was ist ein Gemeindewerk? Die Idee: „Mehrere Kommunen eines Landkreises schließen sich zusammen und bilden ein interkommunales Unternehmen“, sagt Andreas Engl. Der Geschäftsführer der Regionalwerke Bodenkirchen nahe Landshut hat das Konzept bereits Unterallgäuer Bürgermeistern vorgestellt. Mindestens fünf Kommunen müssten ein solches Gemeindewerk gründen. Neben dem Breitband-Ausbau könnten sie auch beim Wohnungsbau oder bei den erneuerbaren Energien zusammenarbeiten. Ein Beispiel: Soll ein Solarfeld entstehen, entscheiden die Kommunen über Standort, Bauart und Finanzierung. Gemeinsam würde auch Personal eingestellt.

    Regionalwerke im Allgäu: Konkurrenz mit regionalen Anbietern?

    Konkurrieren die Gemeindewerke mit regionalen Anbietern? Laut Engl ist das nicht der Fall: „Wenn Gemeinden zum Beispiel bei der Stromversorgung schon gut aufgestellt sind, beschränkt sich die Kooperation auf andere Sektoren. Wo die Kommunen schlussendlich gemeinsame Sache machen, definieren sie selbst.“ Offen für neue Formen der Zusammenarbeit sind beispielsweise die Lechwerke als großer Energieversorger: „Mit Landkreisen, Städten und Gemeinden unserer Region arbeiten wir seit jeher eng in unterschiedlichen Konstellationen zusammen“, sagt LEW-Sprecher Ingo Butters.

    Denkbar seien beispielsweise auch „Bürgerbeteiligungs-Modelle“. Die aktuellen Herausforderungen seien so groß, „dass wir sie nur zusammen mit den Menschen, Unternehmen und kommunalen Partnern meistern können“. Auch die Gemeindeverwaltungen sollen nicht ersetzt, sondern vielmehr entlastet werden, sagt Engl. Oft seien sie mit den vielfältigen Aufgaben überfordert. So könne sich in einem Gemeindewerk beispielsweise jemand um den regionalen Klimaschutz kümmern.

    Wie finanziert sich ein Gemeindewerk? Das Startkapital bringen die Kommunen ein, sagt Engl. Entweder beteiligen sich alle gleichermaßen oder anteilig je nach Vorhaben. „Wenn eine Gemeinde am Solarpark nicht mitbauen will, bringt sie dafür kein Kapital auf, wird dann aber auch nicht am Gewinn beteiligt.“

    Großes Interesse an Gemeindewerken im Unter- und Oberallgäu

    Wie profitieren die Bürgerinnen und Bürger? Ein Zusammenschluss könne eine regionale Versorgungssicherheit herstellen, sagt Engl. Die Gemeinden seien weniger auf externe Anbieter angewiesen. „So bleibt die regionale Entwicklung in der eigenen Hand. Die Gemeinden können sich nach den Bedürfnissen der Bürger richten.“ Zum anderen könnten beispielsweise Schwimmbäder, die laut Engl ohnehin oft ein Minusgeschäft seien, durch erwirtschaftete Gewinne querfinanziert werden.

    Welche Pläne gibt es im Allgäu? Im Unterallgäu stoße das Thema auf großes Interesse, heißt es vom Landratsamt. Bei einem Bürgermeister-Treffen ging es darum, wie die Kommunen eine Kreis-Energiegesellschaft gründen könnten, um das Feld der erneuerbaren Energien nicht fremden Investoren zu überlassen. Als nächsten Schritt kündigte Landrat Alex Eder eine Infoveranstaltung für Stadt- und Gemeinderäte im März an. Das Oberallgäu ist in einer ähnlichen Richtung unterwegs. Im Oktober gab es erste Vorbereitungen für ein gemeinsames Energie-Projekt von Landkreis und Kommunen. Eine Arbeitsgruppe soll die Gründung einer kommunalen Energiegesellschaft vorantreiben. 26 von 28 Oberallgäuer Kommunen wollen sich beteiligen.

    Im Ostallgäu stellen der Klimaschutz-Beauftragte und ein externer Experte das Thema im Mai in einer Bürgermeister-Besprechung vor. Kein Interesse an einem Regionalwerk hat dagegen die Stadt Kempten: „Wir haben schon Strukturen, die allgäuweit greifen“, sagt Oberbürgermeister Kiechle mit Blick auf das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) und die BioEnergie Allgäu (BEA). Letztere ist auch an Windparks und dem Holzheizwerk in Scheidegg (Kreis Lindau) beteiligt.

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