Wenn die Macher der „Passion 20:20“ über ihr Multimedia-Spektakel reden, greifen sie gern zu Superlativen. „Gewaltig“ sei die Show, die am 25. März im Festspielhaus Füssen uraufgeführt. Nichts weniger als die Ostergeschichte wollen sie neu erzählen, sagen sie, und zwar für alle Sinne. „Das wird alles übertreffen, was die Welt je gesehen hat“, verspricht Yngvar Aarseth, einer der Initiatoren und Füssener Pfarrer im Ruhestand. Regelrecht beseelt wirken er und andere Protagonisten wie Regisseur Manfred Schweigkofler oder Komponist David Hüger. Doch der Karten-Vorverkauf läuft offenbar noch nicht rund. „Dynamisch, aber ausbaufähig“, antwortet Christopher Krull auf die Frage, wie viele Tickets schon verkauft sind; eine genaue Zahl möchte der Marketing-Mann nicht nennen.
Der gemeinnützige Füssener Verein „Passion“, der als Veranstalter fungiert und sich mit der Show im Festspielhaus einmietet, hat seine Ambitionen jedenfalls gegenüber dem Projektstart vor zwei Monaten deutlich zurückgeschraubt. Nicht mehr 32 Aufführungen soll es zwischen 25.März und 5. April in Ludwigs Festspielhaus geben, sondern noch 22 – was bei 1350 Sitzplätzen im Theater bis zu 30000 Besucher bedeutet. Auch der Eintrittspreis wurde gesenkt: Nicht mehr 39 Euro wie ursprünglich geplant, kosten die Tickets auf allen Plätzen, sondern nur noch 24,90 (ermäßigt 19,50 Euro). „Wir wollen die Schwelle möglichst niedrig halten“, lautet die Begründung von Christopher Krull.
Dazu wird kräftig auf die Werbetrommel geschlagen. Inzwischen haben viele Schulen in der Region Post von „Passion 20:20“ erhalten. Klassen können mit Rabatten rechnen, außerdem erhalten sie Unterrichtsmaterial zur Vorbereitung auf den Besuch der Aufführungen, die teilweise vormittags angesetzt sind. Auch die katholische und evangelische Kirche sowie Freikirchen unterstützen das Spektakel.
Besucher der 75-minütigen Show werden Zeuge der letzten Tage von Jesus – vom Einzug in Jerusalem über das letzte Abendmahl am Gründonnerstag bis zur Auferstehung am Ostersonntag. Erzählt wird diese ebenso berühmte wie berührende Geschichte, die in Musik, Theater und Bildender Kunst unzählige Male aufgegriffen wurde, vollkommen anders als üblich. Zwei junge, innovative Künstler sorgen für Video-Projektionen, Licht- und Lasereffekte sowie Musik. Komponist Hüger demonstrierte neulich im Festspielhaus, wie das klingt. Zuhörer werden sich wie im Kino fühlen. Die Musik im Surround-Sound, begleitet von Geräuschen, ist emotionalisierend und packend; tiefe Töne lassen die Sitze im Saal vibrieren.
Auf der Bühne agieren elf Schauspieler und Tänzer. Sie schlüpfen in unterschiedliche Rollen und sollen die letzten Tage des Messias aus einem ganz persönlichen Blickwinkel schildern. Die Hauptperson, Jesus, fehlt allerdings. Um ihn dreht sich zwar alles, aber als Figur wird er nicht präsent sein.
Ziel der Inszenierung sei es, die Besucher mitten ins Geschehen hineinzuziehen. Dafür setzt das Team um Regisseur Schweigkofler neben Schauspiel und Tanz auf moderne Digitaltechnik – um mittels Sound und Projektionen eine virtuelle Realität zu schaffen. Die findet vor und nach der Show eine Fortsetzung im Foyer des Festspielhauses. Dort ist ein Markt wie im alten Jerusalem aufgebaut, bespielt von 100 ehrenamtlichen Statisten. Riesige Bilder sollen eine orientalisch-antike Atmosphäre schaffen. Neben engen Gassen mit Marktständen samt Kostproben der angebotenen Waren wird es auch einen Golgotha-Berg und eine Klagemauer geben, wo man Zettelchen mit Bitten in die Ritzen stecken kann. Vorbild dafür dieses „Jerusalem-Foyer“ ist der Stuttgarter Ostergarten.
500 000 Euro kostet die Produktion nach Angaben von Vereinsvorsitzendem Yngvar Aarseth. Er selbst ist einer von mehreren Investoren, die mit ihrem Geld die „Passion 20:20“ ermöglichen. Ob sich das Projekt schon bei der ersten Aufführungsserie amortisiert, bezweifelt er allerdings. Er denkt jetzt schon daran, die Show nächstes Jahr wieder im Festspielhaus zu zeigen – und eventuell auch in anderen Theatern. Sponsoren gebe es zwar auch, momentan wären Aarseth und seine Mitstreiter allerdings froh, wenn sie noch ein paar mehr finden würden.