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Religion im Allgäu: Wie viele Muslime und Christen leben in der Region?

Glaube im Allgäu

Wie viele Christen und Muslime leben im Allgäu?

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    Religiöse Bauwerke im Allgäu: Die St. Lorenz-Kirche in Kempten sowie die Moschee in Memmingen.
    Religiöse Bauwerke im Allgäu: Die St. Lorenz-Kirche in Kempten sowie die Moschee in Memmingen. Foto: Ralf Lienert (Symbol-Fotos)

    Die Diskussion um ein geplantes Minarett an der Moschee in Memmingen wirft bei vielen eine Frage auf: Wie viele Muslime leben überhaupt in der Stadt? Der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde, Muhammet Kul, schätzt ihre Zahl auf „5000 bis 6000“, wie er auf Anfrage unserer Redaktion sagte. Damit läge ihr Anteil bei knapp elf bis 13 Prozent in der 46.000-Einwohner-Stadt. Das wiederum wäre deutlich mehr als im bundesweiten Schnitt. Laut einer Studie der Deutschen Islam-Konferenz (DIK), „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ , beträgt der Anteil der Muslime in Deutschland zwischen 6,4 und 6,7 Prozent. Aktuellere Studien gibt es nicht.

    Städte haben keine Zahlen zu Muslimen im Allgäu

    Kul begründet seine Schätzung damit, dass allein die Türkisch-Islamische Gemeinde in Memmingen 730 Mitglieder habe. Da pro Familie in der Regel nur eine Person als Mitglied zu Buche schlage, lasse sich die Gesamtzahl leicht auf über 2100 hochrechnen. „Dazu kommt: Wir sind die Türkisch-Islamische Gemeinde. Aber es gibt ja auch noch viele Muslime aus Bosnien oder Albanien sowie muslimische Asylbewerber“, sagt Kul.

    Offizielle Zahlen zum Thema Muslime im Allgäu existieren freilich nicht. Weder bei der Stadt Memmingen noch in weiteren Allgäuer Städten oder auf Ebene der Landkreise. Das ergaben Anfragen unserer Redaktion. Dagegen ist die Zahl der Katholiken und Protestanten sehr wohl dokumentiert. In Memmingen sind laut Landesamt für Statistik beispielweise knapp 33 Prozent der Bevölkerung katholisch und 21 Prozent evangelisch.

    Doch warum existieren Statistiken zu Katholiken und Protestanten, nicht aber zu Muslimen? Dafür gibt es zwei Gründe:

    Erstens: Katholiken und Protestanten in Deutschland zahlen Kirchensteuer. Die beiden Amtskirchen sind Körperschaften des Öffentlichen Rechts. Die Kirchensteuer wird automatisch vom Finanzamt abgeführt. Deshalb wird die Kirchenzugehörigkeit bei den Meldebehörden der Länder erfasst. Bei Muslimen gibt es keine vergleichbare Steuer. Stattdessen wird auf Spenden gesetzt. Die Meldebehörden bleiben außen vor.

    Zweitens: Beim Zensus (“Volkszählung“) 2022 wurden - anders als noch 2011 - weder die Zugehörigkeit zu einer öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft noch das Bekenntnis zu einer Religion, Glaubensrichtung oder Weltanschauung erfragt. Einzige Grundlage sind Hochrechnungen aus den Melderegistern - und in denen tauchen Muslime nicht auf (siehe oben). „Dadurch liegen uns aussagekräftige Informationen (...) nur zu denjenigen Personen vor, die einer kirchensteuererhebenden Religionsgemeinschaft angehören“, teilt das Bayerische Landesamt für Statistik unserer Redaktion mit. Wer also nicht den großen Kirchen oder der jüdischen Gemeinde angehört, sondern beispielsweise Muslim oder Buddhist ist, erhalte in der Regel den Eintrag „Ohne Angabe, keiner Religionsgemeinschaft angehörig.“

    Diskussion um fehlender Zensus-Statistik zu Muslimen in Deutschland

    Dass die Datenbasis bezogen auf den Islam so dünn ist, sorgt beispielsweise in der Schweiz für Verwunderung. Dort wird die allgemeine Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft in einer jährlichen Befragung erhoben. „Die deutsche Regierung macht Islampolitik, ohne zu wissen, wie viele Muslime es im Land gibt“, schrieb die Neue Zürcher Zeitung in einem Kommentar.

    Auch manche Muslime fühlen sich vor den Kopf gestoßen: „Man interessiert sich offenbar nicht dafür oder will es nicht wahrhaben, wie viele wir sind“, sagt der Memminger Muhammet Kul. Doch es gibt auch Zustimmung dafür, dass der Glaube beim Zensus 2022 nicht abgefragt wurde. „Das ist Privatsache“, argumentieren die Befürworter. Ähnlich klingt es beim Türkisch-Islamischen Verein Kaufbeuren: „Wir sind alle Menschen. Das muss doch im Vordergrund stehen.“

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